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Von Natur aus kreativ

Von Natur aus kreativ

Titel: Von Natur aus kreativ
Autoren: Ernst Poeppel , Beatrice Wagner
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sein als der Gesunde, der seine (hochgesteckten) Ziele verfehlt.
    Die Natur war schon kreativ, als sie aus der Ursuppe das Leben erschuf. Wie dies geschah und warum, das versteht kein Mensch, außer jenen Gläubigen aus Religion und Wissenschaft, die mit dem Anspruch auftreten, für alles eine Erklärung zu haben. Aus dem einfachen Einzeller heraus entfaltete sich die ganze unfassbare Natur, mitsamt Rilke und seinen Gedichten und Gottfried Benn, der dieses Prinzip des Lebens wiederum in einem Gedicht zur Ursuppe beschrieben hat. Überhaupt tritt in Gedichten viel verborgene Wissenschaft zutage, in ihnen versteckt sich oft das Wissen der Naturforscher oder kündigt sich an. Künstler können Sinnschöpfer, Wissensschöpfer sein, die aufdecken, was dem rationalen Verstand erst nach anstrengender Reflexion bewusst wird.
    Gottfried Benn: Gesang I
    O daß wir unsere Ururahnen wären.
    Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor.
    Leben und Tod, Befruchten und Gebären
    glitte aus unseren stummen Säften vor.
    Ein Algenblatt oder ein Dünenhügel,
    vom Wind Geformtes und nach unten schwer.
    Schon ein Libellenkopf, ein Möwenflügel
    wäre zu weit und litte schon zu sehr.
    Die Natur wirkt kreativ, indem sie Zustände in der Zeit von früher für später in Form von Erbsubstanz gleichsam einfriert und somit Erfahrungen für die Zukunft festhält. Das konnte schon die Urbakterie und das können wir. Über Jahrmilliarden hat sich dieses Prinzip gehalten, und zwar ohne dass die Natur weiß, ob ihr das Eingespeicherte später einmal von Nutzen sein wird. Wir sammeln Erfahrungen wie Eichhörnchen Nüsse – ob die Nager sie jemals wiederfinden werden, wissen sie nicht. Im genetischen Speicher bilden sich aus den aufbewahrten Erfahrungen die Möglichkeiten zu neue Kombinationen. Und auch das entspricht einem Grundprinzip der Kreativität: Je mehr Erfahrungen, desto mehr Möglichkeiten, neue Wege zu gehen und neue Ideen zu entwickeln. Dies kennzeichnet übrigens auch einen Vorteil des Alters gegenüber der Jugend. Unerfahrenere Menschen haben allerdings die Möglichkeit, unkonventionell in alle Richtungen zu denken. Dieses „wilde Denken“ istaber zumeist noch kein kreativer Prozess. Kreativität entfaltet sich immer auf der Grundlage von realen Gegebenheiten.
    Auch wird Kreativität manchmal mit Innovation verwechselt. Kreativität ist eine persönliche Angelegenheit, denn das einmalig Neue kann immer nur einem Gehirn entspringen. Auch wenn man in einer Gruppe zusammensitzt, etwa in einem Think Tank, dann mag die Gruppe die Bedingung dafür sein, dass jemandem etwas einfällt, aber es fällt immer einem Einzelnen ein. Eine Innovation dagegen ist ein soziales Gebilde: Ein kreativer Gedanke kann noch so genial sein, doch erst in Relation zu den Ideen anderer kann er eine Innovation sein. Und wenn er schließlich an die Öffentlichkeit gelangt und von anderen aufgenommen wird, dann gelten andere Gesetze, insbesondere Marktgesetze, wenn es um neue Produkte oder Dienstleistungen geht.
    Machen wir uns also auf die Reise durch die Lande der Kreativität. Welches sind die Bedingungen dafür, dass wir kreativ sind oder sein können? Was mag unserer Kreativität, die in jedem steckt und aus jedem heraus will, im Wege stehen? Was meinen andere über ihre Kreativität, die sie durch ihr Lebenswerk beweisen und bewiesen haben? Wie konnte sich Kreativität überhaupt in uns entfalten, was also sind die Vorgaben unseres Gehirns, das auf eine Geschichte von einigen Milliarden Jahren zurückblicken kann? Wie äußert sich wissenschaftliche Kreativität, an die Autoren vielleicht gar nicht gedacht haben, in ihren Gedichten? Aus allem, was um uns und in uns geschieht, was sich unserem Bewusstsein zeigt und anderen sichtbar wird, aus allem können neue Wege der Kreativität entstehen. Man muss sie nur gehen.

Teil 2
Bedingungen der Kreativität
Der Verlust des Ortes
    Warum ein Ort mit durchlässigen Grenzen wichtig ist
    Es braucht gute Randbedingungen für Kreativität. Wenn wir uns anschauen, wie eine Zelle organisiert ist, sehen wir, dass ihre Grenzen halb durchlässig sind: Sie sind offen für manches, was sie von außen brauchen, und undurchlässig für manches, was nicht wieder hinaus soll – ein Vorbild für die Gestaltung von Arbeitsplätzen.
    Als Herr K. an diesem Tag zur Arbeit kam, war alles anders. An den Eingangstüren seines Bürotowers prangte ein neues Firmenschild mit dem Zusatz: „Zukunftsbetrieb 3000. Ausgezeichnet nach DIN
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