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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond
Autoren: Jules Verne
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als Held auf, und zwei, drei Jahre später muß man die Frucht seiner Strapazen wieder verlieren, in leidiger Unthätigkeit einschlafen.
    – Und kein Krieg in Aussicht! sagte darauf der berühmte J. T. Maston, und kratzte dabei mit seinem eisernen Haken seinen Guttapercha-Schädel. Kein Wölkchen am Himmel, und zu einer Zeit, da noch so viel in der Artilleriewissenschaft zu thun ist! Da hab’ ich diesen Morgen einen Musterriß fertig gebracht, sammt Plan, Durchschnitt und Aufriß, für einen Mörser, der die Kriegsgesetze umzuändern bestimmt ist!
    – Wirklich? erwiderte Tom Hunter, und dabei fiel ihm unwillkürlich der letzte Versuch des ehrenwerthen J. T. Maston ein.
    – Ja, wirklich, entgegnete dieser. Aber wozu nun so viele Studien, das Ueberwinden so vieler Schwierigkeiten? Ist das nicht verlorene Mühe? Die Bevölkerung der Neuen Welt scheint entschlossen zu sein, nun in Frieden zu leben, und unsere kriegerische Tribüne hat bereits Katastrophen in Folge des Anwachsens der Bevölkerung geweissagt!
    – Indessen, Maston, fuhr Obrist Blomsberry fort, in Europa giebt’s immer noch Kriege für’s Princip der Nationalitäten!
    – Nun denn?
    – Nun denn! Da könnte man vielleicht einen Versuch machen, und wenn man unsere Dienste annähme? …
    – Was meinen Sie? Ballistik zu Gunsten von Ausländern.
    – Besser, als gar nichts damit treiben, entgegnete der Obrist.
    – Allerdings, sagte J. T. Maston, es wäre wohl besser, aber an so einen Ausweg darf man nicht einmal denken.
    – Und weshalb? fragte der Obrist.
    – Weil man in der Alten Welt über das Avancement Ideen hat, die unseren amerikanischen Gewohnheiten schnurstracks zuwider laufen. Die Leute dort meinen, man könne nicht commandirender General werden, wenn man nicht zuvor Unterlieutenant gewesen, was auf dasselbe hinausläuft, als man verstehe nicht eine Kanone zu richten, wenn man sie nicht selbst gegossen hat! Nun ist aber selbstverständlich …
    – Lächerlich! erwiderte Tom Hunter, indem er mit einem Bowie-Messer Schnitte in die Arme seines Lehnsessels machte; und weil dem so ist, so bleibt uns nichts übrig, als Tabak zu pflanzen oder Thran zu sieden!
    – Wie? rief J. T. Maston mit laut hallender Stimme, wir sollen unsere letzten Lebensjahre nicht auf die Vervollkommnung der Feuerwaffen verwenden! Es sollte sich keine Gelegenheit mehr ergeben, unsere Geschosse zu probiren! Der Blitz von unseren Kanonen soll nicht mehr die Luft erhellen! Es sollte sich keine internationale Streitfrage ergeben, die Anlaß gäbe, einer überseeischen Macht den Krieg zu erklären! Sollten nicht die Franzosen eins unserer Dampfboote in Grund bohren, und die Engländer sollten nicht mit Verachtung des Völkerrechts etliche unserer Landsleute hängen!
    – Nein, Maston, entgegnete der Obrist Blomsberry, dies Glück wird uns nicht werden! Nein! Kein einziger dieser Fälle wird eintreten, und geschähe es, so würden wir ihn nicht benützen! Das amerikanische Selbstgefühl schwindet von Tag zu Tag, und wir werden zu Weibern!
    – Ja, wir sinken herab! erwiderte Bilsby.
    – Und man drückt uns herab! entgegnete Tom Hunter. – Dies Alles ist nur allzu wahr, erwiderte J. T. Maston mit erneuter Heftigkeit. Tausend Gründe sich zu schlagen lassen sich aus der Luft greifen, und man schlägt sich nicht! Man will Arme und Beine schonen, und das zu Gunsten von Leuten, die nichts damit anzufangen wissen! Und, denken Sie, man braucht einen Grund zum Krieg nicht so weit herzuholen: hat nicht Nord-Amerika einst den Engländern gehört?
    – Allerdings, erwiderte Tom Hunter, indem er mit seiner Krücke das Feuer schürte.
    – Nun denn! fuhr J. T. Maston fort, warum sollte nicht England einmal an die Reihe kommen, den Amerikanern zu gehören?
    – Das wäre nur recht und billig, erwiderte lebhaft der Obrist Blomsberry.
    – Machen Sie einmal dem Präsidenten der Vereinigten Staaten den Vorschlag, rief J. T. Maston, und Sie werden sehen, wie er Sie empfangen wird!
    – Gewiß wohl schlecht, brummte Bilsby zwischen den Zähnen, die er noch hatte.
    – Meiner Treu! rief J. T. Maston, auf meine Stimme hat er nicht mehr zu rechnen!
    – Auch auf die unsrigen nicht, erwiderten einstimmig die kriegerischen Invaliden.
    – Unterdessen, erwiderte J. T. Maston zum Schluß, giebt man mir nicht Gelegenheit, meinen neuen Mörser auf einem wirklichen Schlachtfeld zu probiren, so trete ich aus dem Gun-Club und vergrabe mich in den Savannen von Arkansas!
    – Da gehen wir mit, erwiderten die
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