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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)
Autoren: Maria Kolenda
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es erkannt: Das Geschäft mit Müll ist nichts für dich. Jetzt halte dich
fest, ich habe eine Überraschung: Ein Großbauer will eine Obstplantage verkaufen.
Damit lässt sich auch ordentlich Geld verdienen. Die Dokumente liegen in meinem
Büro, du musst nur unterschreiben. Die Sache eilt.
    Dein Jan‹
    Nachdem
ich den Brief in kleine Fetzen zerrissen hatte, ging ich mit Ben spazieren. Waldgeruch
soll beruhigend aufs Gemüt wirken. Erst spät am Abend kehrten wir zurück. Ein aufgeregter
Kurt wartete auf mich. Unsere Anzeige zur Eröffnung der Ausstellung von Edys Archiv
war in der Nachmittagsausgabe erschienen, seitdem hatten zwei Interessenten angerufen.
Er hatte die Namen aufgeschrieben und die Neugierigen auf morgen vertröstet. An
erster Stelle stand die Frau des Bürgermeisters. Dann eine zweite Person, die Kurt
als ›Suchende Unbekannte‹ verzeichnet hatte. Aus der Garage schleppten wir mehrere
Umzugskisten, vollgepackt mit alten Zeitungen, und stapelten sie in meinem Zimmer
an die Wand. So, das berühmt-berüchtigte Archiv von Edy war komplett. Wir beschlossen,
dass ich die Gespräche übernehme.

15.
     
    Die Operation ›Trüffelschwein‹ begann
gleich nach dem Frühstück.
    Der Himmel
war bewölkt, dafür strahlte die Pensionswirtin umso mehr, als ich sagte, dass wir
Besuch bekämen Das würde ihr die Gelegenheit bieten, damit zu prahlen, dass sie
mit einem gefährlichen Verbrecher eine Beziehung hatte. Mit einer Bestie von Mann.
     
    Angespannt saß ich am Tisch und
starrte die Wanduhr an, um 9 Uhr wollte die Frau des Bürgermeisters erscheinen.
Lautes Klopfen schreckte mich aus meinen Gedanken auf. Die Tür öffnete sich langsam
und ein Strauß glänzender Orchideen strahlte ins Zimmer. Dahinter leuchtete das
Gesicht von Jan auf. Ich setzte sofort meine Sonnenbrille auf. »Du, wieso?«
    »Valeska«,
er drückte mir feierlich den Blumenstrauß in die Hand. »Ich wollte dich überraschen,
wir beide sind Glückspilze.«
    »Tja, wenn
du meinst, Jan.« Ich schleuderte den Blumenstrauß zum Fenster hinaus und grinste
ihn an. »Dann muss es wohl stimmen.«
    Er tat so,
als hätte er nichts gesehen, und plauderte freudig: »Ich habe mit Vater Ambrosius
gesprochen. Der Gütige hat mir einen weisen Spruch mit auf den Weg gegeben – der
Mensch denkt und Gott lenkt.«
    »Das ist
mir nicht neu.«
    »Eben.«
Vorsichtig setzte er sich auf die Stuhlkante. »Diese wackeligen Stühle. Nicht dass
ich mir gleich das Genick breche.«
    »Lass es
ruhig darauf ankommen. Dein Schicksal ist doch vorbestimmt.«
    »Du bist
mir nicht etwa böse, oder?«
    »Aber woher
denn.«
    »Zwischen
uns ändert sich doch nichts?«
    »Kein bisschen.«
    »Und wir
bleiben Freunde?«
    »Aber ja.
Ich freue mich für dich. Ich schäume vor Glück, als hätte ich Seife verschluckt.«
    »Du machst
es mir nicht leicht.« Er seufzte und kratzte sich am Kinn. »Willst du mit mir dennoch
Geschäfte machen? Es lohnt sich. Dringend suche ich jemanden in Berlin. Eine zuverlässige
Person, die ich gut kenne.«
    »Das ist
mir klar, ich habe bereits verstanden, wieso du mich brauchst. Meine Antwort lautet:
Nein.«
    Ein schneller
Blick auf die Uhr. »Ich bin spontan vorbeigekommen, um dir ein faires Angebot zu
machen und du weißt das nicht zu schätzen.«
    »Oh, doch.
Die Enten finden Gefallen an deinem Blumenstrauß. Sie haben ihn fast aufgefressen.«
Mit der Hand zeigte ich in den Garten hinunter.
    Demonstrativ
wischte er eine unsichtbare Träne aus dem Augenwinkel. »Es war meine Schuld, ich
gebe dir recht. Die Sache mit Wanda kam ziemlich überraschend. Ehrlich gesagt, ich
hatte mit ihr etwas in den letzten Monaten. Wir haben uns hin und wieder heimlich
getroffen, sie war nicht glücklich in ihrer Ehe. Aber jetzt? Was soll ich jetzt
machen? Sie braucht doch meine Hilfe. Eine einsame Frau umgeben von falschen Beratern,
von Männern, die nur auf ihr Geld scharf sind. Wie soll sie ohne mich zurechtkommen?
Willst du wirklich, das ich diese unschuldige, hilflose, junge Witwe im Stich lasse?«
    Energisch
schüttelte ich den Kopf. »Aber nein. Ich bin überzeugt von deiner tiefen Zuneigung
zu dieser verwitweten Firma samt ihrer Inhaberin. Ich will dir sogar ein Geschenk
machen.«
    »Und das
wäre?«
    »Ich will
deine geklaute Papstskulptur finden. Oder den Dieb.«
    »Tatsächlich?
Und wieso?«
    »Na ja.
Einen Grund gibt es immer.«
    Mit einem
schiefen Lächeln holte er seine Geldbörse hervor und legte 5.000 Złoty auf den Tisch.
»Kein Problem, Valeska. Du bist
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