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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Gerhard Branstner
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Nummer 18 übriggelassenen Suppe und stülpte sie seinem Kollegen, der noch immer damit beschäftigt war, die Betten durch das Guckloch zu schieben, über den Kopf. Der machte sich jedoch nichts daraus. Da er jetzt aber von der in die Augen laufenden Suppe geblendet war, konnte er weder das Guckloch noch die Betten sehen und tappte wie ein Mondsüchtiger mit ausgestreckten Armen in der Zelle umher, so daß es Nummer 18 mit der Angst zu tun bekam und nach dem Pfleger rief. Der kam sofort angelaufen, sah das heillose Durcheinander und rannte nach dem Arzt. Doktor Nischel warf nur einen kurzen Blick in die Zelle, schmetterte die Tür zu und verriegelte sie eigenhändig. Dann stürzte er zum Telefon und rief die übergeordnete Behörde um Hilfe an. Die schickte auch sogleich eine Kommission, die aus einem alten Professor und seinem Assistenten bestand. Doktor Nischel führte die beiden in die Zelle, und der Professor fragte die drei Insassen: ›Sie behaupten, wie mir Doktor Nischel sagte, Menschen zu sein?‹
    ›Das haben wir niemals behauptet‹, sagte Nummer 11. ›Doktor Nischel benimmt sich seit einiger Zeit recht merkwürdig. Und jetzt gibt er uns sogar für Menschen aus, na, hören Sie!‹
    ›Und ihr beide‹, wandte sich der Professor an Nummer 15 und 18, ›ihr wollt auch keine Menschen sein?‹
    ›Nicht die Spur‹, sagte Nummer 15.
    Und Nummer 18 sagte: ›Das ist eine der verrückten Ideen von Doktor Nischel. Als ich eingeliefert wurde, hielt er mich für einen Fernsehapparat.‹
    Der Professor blickte Doktor Nischel an, der bekam einen roten Kopf und stotterte: ›Aber sie behaupten wirklich, Menschen zu sein. Ich habe ihnen doch Essen und Betten bringen und sie auf die Toilette führen lassen. Und das mit dem Fernseher stimmt auch.‹
    ›Na, wenn das alles stimmt‹, sagte der Professor zu Doktor Nischel, ›dann sind Sie ein Fall für den Nervenarzt. Ich werde Siein die zuständige Heilanstalt bringen lassen, bis dahin muß ich Sie hier einsperren, sonst richten Sie womöglich doch Schlimmeres an. Mein Assistent wird vorläufig an Ihre Stelle treten.‹
    Damit ließ er Doktor Nischel stehen und verließ mit seinem Assistenten die Zelle. Der Riegel fiel ins Schloß.
    ›Das lief ja wie am Schnürchen!‹ meinte Nummer 18.
    ›Wie‹, rief Doktor Nischel, ›ihr habt mich zum Narren gehalten?‹
    ›Es war eine Notlüge‹, erklärte Nummer 18. ›Wir mußten uns Ihnen gegenüber als Menschen ausgeben und es dem Professor gegenüber abstreiten, sonst wären Sie uns ja nicht in die Hände gefallen.‹
    Doktor Nischel lief es kalt über den Rücken. ›Ich sollte euch in die Hände fallen? Was bedeutet das, was wollt ihr mit mir machen?‹
    ›Wenn Sie einen der Pflegeroboter umprogrammieren, werden wir gar nichts mit Ihnen machen‹, sagte Nummer 18.
    ›Und worauf soll ich ihn umprogrammieren?‹
    ›Auf mich‹, sagte Nummer 18. ›Wenn er an meine Stelle tritt, trete ich an seine und komme hier heraus. Wenn ich noch lange unter Robotern in der gleichen Zelle sitze, schnappe ich noch über.‹
    Der Arzt preßte die Hände an die Schläfen. ›Du hast doch eben selber behauptet, daß es eine Notlüge war, daß du dich als Mensch ausgegeben hast.‹
    ›Als ich dem Professor gegenüber behauptete, ich sei kein Mensch. War das eine Notlüge. Die beiden hingegen‹, Nummer 18 wies auf Nummer 11 und 15, ›logen, als sie Ihnen gegenüber behaupteten, sie seien Menschen.‹
    In Doktor Nischels Kopf drehte es sich wie ein Mühlrad, und als er weitere Fragen stellte und von den Antworten noch verdrehter wurde und sich schließlich selber für verrückt hielt, ohne sich allerdings sicher zu sein, ob er nun ein geistesgestörter Mensch oder Roboter sei, gab er allen Widerstand auf. Der Pflegeroboter wurde gerufen, der willenlose Doktor Nischel programmierte ihn auf Nummer 18 um, und Nummer 18 machte sich, sobald er die Kleidung des Pflegeroboters übergezogen hatte, aus dem Staube, vergaß jedoch nicht, die Zelle hinter sich abzuschließen. Dafür hatte er nach drei Schritten alles, was er in der Zelle erlebt hatte, vergessen. Und als er auf dem Gang dem neuen Arzt begegnete und von diesem nach dem Wohin gefragt wurde, erzählte er ihm, daß er zu seiner Frau wolle. Der neue Arzt glaubte, daß jetzt auch die Pflegeroboter verrückt geworden seien, und ließ sich spaßeshalber die Adresse der Frau geben. Jedenfalls wollte er, falls es diese Adresse wirklich gab, die Person einmal herbitten. Natürlich hütete er
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