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Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)

Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)

Titel: Vom Buch zum Byte. Kurze Geschichte des E-Books (German Edition)
Autoren: Ansgar Warner
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Preis erwerben, so ermöglichten E-Books nun quasi zum Nulltarif den Besitz einer kompletten Bibliothek, die sich zudem auch noch bequem herumtragen ließ. Was mit der Verbreitung der „Declaration of Independence“ begonnen hatte, war damit natürlich zugleich eine bewusste Unabhängigkeitserklärung vom Print-Buch. Im Jahr 1998 formulierte Hart rückblickend:
    „Wir halten den elektronischen Text für ein neues Medium, unabhängig vom Papier. Einzige Gemeinsamkeit ist, dass wir die selben Werke verbreiten. Aber ich glaube nicht, dass das Papier noch mit dem elektronischen Text konkurrieren kann, sobald die Menschen sich daran gewöhnt haben.“

1980er Jahre: Vom Text-Adventure zur CD-Rom
    Für die Gewöhnung an elektronische Texte sorgte vor allem die Mikrocomputer-Revolution. Seit den späten Siebziger Jahren brachte sie PCs in die Büros und Heimcomputer ins Wohnzimmer. Doch schon kurz bevor die Fernsehgeräte zum Bildschirm für den Commodore VC 20 oder den Atari 800 umfunktioniert wurden, flimmerten die ersten Buchstaben in Form von Videotext über die Mattscheibe. Während die pixeligen Informationstafeln heute eher nostalgische Gefühle wecken, galten sie damals als ultramodern. Videotext nutzt die sogenannte Austastlücke des Röhrenfernsehers, eine winzige Pause zwischen den einzelnen Bildern. Techniker der BBC kamen schon um 1970 auf die Idee, diese Lücke mit Informationen zu füllen, die auf dem Bildschirm dargestellt werden sollten. Für jede Seite standen dabei 25 mal 40 Zeilen zur Verfügung, die mit Buchstaben, Zahlen oder Grafikelementen gefüllt werden konnten. Damit war der „Teletext” geboren. In Deutschland wurde diese Idee erstmals auf der IFA 1977 vorgestellt, drei Jahre später begann dann bei ARD und ZDF der ständige Testbetrieb. Beim Sender Freies Berlin nahm eine gemeinsame Redaktion am 1. Juni 1980 die Arbeit auf und produzierte täglich 75 Seiten. Aus namensrechtlichen Gründen musste in Deutschland allerdings die Bezeichnung Videotext gewählt werden.
    Der Fernseher als elektronisches Lesemedium stieß nicht nur auf das geballte Interesse der Zuschauer. Beim Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger klingelten die Alarmglocken. Die elektronische Lektüre von Nachrichten am Bildschirm – war das nicht eine direkte Konkurrenz für die gedruckte Version? Ähnlich wie heute bei den Internet-Portalen von ARD oder ZDF oder etwa der Tagesschau-App sahen die großen Medienhäuser ihre Marktmacht gefährdet und setzten auf politischen Druck. Stoppen konnten sie die vermeintliche Konkurrenz in der Austastlücke allerdings nicht. Doch als Kompromiss durften die gewerblichen Nachrichtenhändler vorerst auf 15 Videotext-Seiten in einer Art Presseschau für ihre Print-Produkte werben. Erst als 1990 aus dem Test- ein Regelbetrieb wurde, endete diese Form der Kooperation zwischen Öffentlich und Privat. Mittlerweile wurden von ARD und ZDF mehr als 400 Seiten Videotext angeboten, heute sind es schon mehr als 800.
    Unterhaltung mit einem Volkscomputer
    Mit dem Commodore VIC 20 (in Deutschland als VC 20 bzw. Volkscomputer vermarktet) kam ab 1981 der erste echte Heimcomputer massenhaft in deutsche Haushalte. Er besaß nicht nur einen Joystick-Anschluss, sondern auch eine vollwertige QWERTY-Tastatur. Somit eignete er sich nicht nur für Videospiele, sondern auch für ernsthaftere Anwendungen, etwa BASIC-Programmierung oder Textverarbeitung. In den USA schaltete Commodore in der Weihnachtssaison 1980 Werbespots mit William Shatner alias Captain Kirk, der gerade Eltern den Mehrwert der Maschine nahebringen sollte: „Why buy just a videogame? Buy a real computer!“.
    Außerdem gelang Commodore-Chef Jack Tramiel ein ganz besonderer Coup. Er engagierte den prominenten Science-Fiction-Autor Douglas Adams – bekannt durch „Per Anhalter durch die Galaxis“ – um unter dessen Namen eine Reihe von Text-Adventures zu produzieren. In den Abenteuern wie „Pirates Cove“ oder „The Count“ bewegte sich der Leser ähnlich wie bei einem Rollenspiel durch eine komplexe Geschichte, traf Entscheidungen, sammelte Informationen und benutzte bestimmte Gegenstände. Während Douglas Adams für das Storytelling verantwortlich zeichnete, sorgten die Programmierer für den „Parser“. Solche Programmroutinen ermöglichten es mittels einfacher Wortkombinationen wie „Go north“, „Look around“ oder „Take sword“ direkt mit dem VC 20 zu interagieren. Ausgeliefert wurde die interaktive Lektüre auf
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