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Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)

Titel: Vom anderen Ende der Welt: Roman (German Edition)
Autoren: Liv Winterberg
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du dabei möglicherweisean ein paar Samen für unseren Garten gedacht? Das wäre doch hübsch, einige exotische Pflanzen zu ziehen.«
    Unseren Garten. Sie hat »unseren Garten« gesagt
. In ihrem Rock aus derbem Wollstoff, den Hut zum Schutz gegen die Sonne tief ins Gesicht gezogen, sah Mary die Tante im Garten stehen. Sah, wie sie Furchen in die Erde zog und die Samen darin verschwinden ließ. Wie sie die Furchen schloss und Mary antrieb, die Saat zu wässern.
    Wir werden gemeinsam im Garten arbeiten.
    Der Knoten im Hals, gegen den Mary anschlucken musste, war groß.
    Zu groß, um Worte passieren zu lassen.
    Sie nickte und lächelte.

Anhang
     
     

Nachwort
     
    Inspiriert von der Biografie der französischen Botanikerin Jeanne Baret, die im Jahre 1740 geboren wurde und wahrscheinlich 1803 starb, wurde die Geschichte der Protagonistin Mary Linley entwickelt.
    Auch wenn die Erlebnisse der Romanfigur Mary Linley abenteuerlich wirken, wurde bei der Verarbeitung der historischen Fakten darauf geachtet, stets im realistischen Rahmen zu erzählen. Die Begebenheiten, seien es etwa die Reiserouten, die Lebensbedingungen an Bord oder auch der Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse, sind genauestens recherchiert, um ein Bild des Lebens im 18.   Jahrhundert und vor allem ein Bild von den Entdeckungsfahrten dieser Zeit zu vermitteln.
    Das Leben der Jeanne Baret ist in Deutschland so gut wie unbekannt. Auch wenn ihr Schicksal in Frankreich geläufiger ist, lässt sich feststellen, dass sowohl ihr Verdienst um die Wissenschaft als auch ihr Mut dem Vergessen anheimgefallen sind. Der Roman hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Leserschaft eine Vorstellung davon zu verschaffen, welche Risiken diese Frau auf sich genommen hat, um ihren Traum zu leben. Und somit steht die Geschichte der Jeanne Baret stellvertretend für die Biografien von Frauen, die im 18. und 19.   Jahrhundert den gesellschaftlichen Vorstellungen vom klassischen weiblichen Rollenmodell trotzten und ihr Leben der Forschung widmeten.

Porträt Jeanne Baret
     
    1768 sticht das Schiff des französischen Kapitän Bougainville in See, um den Südpazifik zu erkunden. An Bord befinden sich viele Wissenschaftler, darunter auch der Botaniker Commerson in Begleitung seines Assistenten Jean Baré. Was keiner ahnt: Jean Baré ist eine Frau. Sie ist ausgebildete Botanikerin, doch nur in Männerkleidung ist es ihr möglich, wissenschaftlich zu arbeiten und die Welt zu erkunden.
    Obwohl sie über Monate auf engstem Raum mit den Wissenschaftlern und Seeleuten zusammenlebt, mit ihnen die Mahlzeiten, Quartiere und Sanitäreinrichtungen teilt, gelingt es ihr, die Täuschung aufrechtzuerhalten.
    Auf Tahiti wollen die Eingeborenen Baré »die Ehren der Insel erweisen«. Die begleitenden Matrosen befürchten schlichtweg, dass der Kollege vergewaltigt werden soll. Sie verteidigen ihn und müssen erstaunt feststellen, was die Tahitianer sofort erkannt haben: Baré ist eine Frau.
    Kapitän Bougainville zitiert Baré zu sich, die sich als Jeanne Baret vorstellt. Doch ihn beeindrucken der Ehrgeiz und der Wille dieser Frau. In seinen Aufzeichnungen stellt er fest: »Sie wird die Erste ihres Geschlechtes sein, die den Globus umsegelt.«
    Das Schiff reist weiter, und wenig später nehmen Commerson und Baret Abschied von der Mannschaft, um ihre Forschungen auf Mauritius und Madagaskar fortzuführen. Knapp fünf Jahrespäter verstirbt Commerson, vermutlich an einem Fieber, im Alter von vierundvierzig Jahren auf der Insel Mauritius. Sein Testament bringt zutage, dass er Jeanne Baret selbst ausgebildet hat. Er stellt ihr sein Haus und die finanziellen Mittel zur Verfügung, um die naturhistorische Sammlung zu ordnen und dem königlichen Cabinet des Estampes zu übergeben.
    Jeanne Baret erfüllt seinen letzten Wunsch. Sie lässt die Sammlung nach Frankreich verschiffen, vollendet sie und schafft damit einen der wichtigsten Beiträge zur Botanik im 18.   Jahrhundert. Die Ehren werden posthum Commerson, aber auch – was ungewöhnlich war – Jeanne Baret, einer Frau, zuteil.

Glossar
     
    Achterdeck
Hinterdeck des Bootes, meist ein Aufbau, in dem sich die Offiziersmesse befand
    Aderlass
Ein seit der Antike angewandtes Heilverfahren, das seine Bedeutung erst im 19.   Jahrhundert verlor. Entsprechend der Viersäftelehre glaubte man, das Gleichgewicht der vier körpereigenen Säfte (Blut, schwarze und gelbe Galle sowie Schleim) durch einen Aderlass wiederherstellen zu können.
    Amaryllis
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