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Vom Alptraum verfolgt

Vom Alptraum verfolgt

Titel: Vom Alptraum verfolgt
Autoren: Carter Brown
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seine Tochter ins Zimmer.
    Vicki Landau sah noch immer
sehr attraktiv aus, obwohl sie jetzt völlig angezogen war und ein elegantes blaßblaues Jerseykleid trag. Sie
warf mir einen deutlich feindseligen Blick zu und sah dann fragend ihren Vater
an.
    »Bitte Doktor Altman und Mr.
Gerard, einen Augenblick hierherzukommen. Ja ?« sagte
er.
    »Sie sind nicht da«, erklärte
sie mit offensichtlicher Befriedigung. »Louis ist in die Stadt gefahren, um
irgendwelches Zeug aus der Apotheke zu holen, und er hat Kaye gesagt, er bliebe
zum Lunch dort und käme erst am späten Nachmittag zurück. Doktor Altman ist
drüben im Baystone -Sanatorium. Heute ist der Tag, an
dem er Doktor Schulmeyer besuchen sollte. Erinnerst du dich nicht ?«
    »Das hatte ich vergessen«, gab
ihr Vater zu. »Das bedeutet, daß er ebenfalls nicht vor fünf Uhr zurück ist.
Tut mir leid, Lieutenant .«
    »Ich werde später mit den
beiden sprechen«, sagte ich leichthin. »Inzwischen würde ich gern einmal einen
Blick in Marshs Zimmer werfen .«
    »Natürlich. Vicki zeigst du dem
Lieutenant Marshs Zimmer ?«
    »Wenn du darauf bestehst«,
sagte sie kurz.
    Ich folgte ihr aus dem
Arbeitszimmer, die Treppe
    hinauf und dann einen
gewundenen Gang entlang, bis sie schließlich stehenblieb und eine Tür öffnete.
    »Das ist es«, sagte sie.
»Hoffentlich hat er in einer seiner Kommodenschubladen eine Mine versteckt .«
    »Irgendwie habe ich den
Eindruck, als könnten Sie mich nicht leiden«, sagte ich sanft. »Habe ich damit
recht ?«
    »Und ob !« knurrte sie. »Was Sie der armen Kaye angetan haben, war unverzeihlich. Es ist
nicht ihre Schuld, daß sie unansehnlich ist und auf Männer nicht anziehend
wirkt. Sie sollten sich schämen — und wie !«
    »Kaye und Ihr Vater haben sich
ein Vergnügen daraus gemacht, mein Ego zu zerlegen«, sagte ich. »Ich dachte, es
handle sich um ein Spiel, bei dem jeder mitmachen darf .«
    Ich ging in Marshs Zimmer und
blickte mich ein paar Sekunden lang um, während ich mir eine Zigarette
anzündete. Der Raum wirkte nicht gerade anregend. Das Mobiliar war ebenso
streng zweckbetont wie das in Landaus Arbeitszimmer. An der Wand stand ein
Bett, und davor lag ein mottenzerfressener Teppich. Eine mitgenommen aussehende
Wand, und ein altertümlicher Morgenrock hing einsam am Knauf des
Kleiderschranks.
    »Was hat er hier getan — kampiert ?« brummte ich.
    »Was meinen Sie damit ?« fragte das dunkelhaarige Mädchen kalt.
    »Dies hier kann man doch wohl
nicht unbedingt als Wohnraum bezeichnen, oder ?« bemerkte ich. »Der Bursche hat seit sechs Monaten hier gehaust und trotzdem hat
es den Anschein, als habe er nur gerade mal eine Nacht in irgendeinem windigen
Hotel zugebracht .«
    »Doktor Marsh war ein
vielbeschäftigter Mann«, sagte sie mit spröder Stimme. »Materielle Dinge — physische
Annehmlichkeiten — bedeuteten ihm nichts. Aber so etwas können Sie ja doch
nicht begreifen, Lieutenant .«
    »Vermutlich nicht«, brummte
ich. »Was hat er denn für Neigungen gehabt — ich meine außer der, Nickerchen in
Särgen abzuhalten, so daß andere Leute auf ihn schießen konnten ?«
    »Neigungen?« Ihre Stimme
zitterte leicht. »Am Samstagabend pflegte er vor dem Abendessen zwei Glas Bier
zu trinken. Vermutlich ist er daraufhin in Ihren Augen ein Säufer gewesen ?«
    »Vielleicht. Vielleicht war er
ein Jekyll -Hyde-Trinker, selbst bei nur zwei Glas
Bier. Der arbeitsame Doktor, solange er nüchtern war, und ein
leichenschändendes Ungeheuer, wenn er beduselt war. Vielleicht lag er deshalb
so friedlich im Sarg, meinen Sie nicht ?«
    »Wie kann man so etwas Gräßliches sagen !«
    Ich beachtete sie nicht und
ging zur Kommode. Ich zog die oberste Schublade auf und begann, Unterwäsche,
Socken und Taschentücher zu durchsuchen. Nach einiger Zeit sagte ich beiläufig
über meine Schulter: »Und wie kommt es, daß Sie, als ich meine Theorie von dem
im Sarg liegenden Marsh dargelegt habe, das so widerspruchslos mit angehört
haben ?«
    »Was meinen Sie damit ?« flüsterte sie nach einer Pause. Sie war näher gekommen
und stand jetzt unmittelbar hinter mir, und ich drehte mich um. Sie stand regunglos da, und der Ausdruck ruhiger Überlegenheit war
endlich einmal gewichen.
    »Ich hätte erwartet, daß Sie
mich fragen, wie, zum Kuckuck, ich eigentlich dazukomme, zu behaupten, er habe
im Sarg gelegen, bevor er erschossen wurde, und sei nicht erst hinterher
hineingelegt worden? Genau das hätte ich erwartet, es sei denn, Sie wußten, was
in
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