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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt
Autoren: K. H. Scheer
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auf­flam­men­der Heck­dü­se an. Ich hör­te le­dig­lich die Stim­me des Wach­ha­ben­den auf Ter­ra III. Dort schi­en man schon in­for­miert zu sein.
    Mi­nu­ten spä­ter ge­riet das Ta­xi in den ma­gne­ti­schen Sog der ge­gen­dre­hen­den Lan­de­kup­pel und an­ker­te. Der Druck­aus­gleich stra­pa­zier­te mei­ne oh­ne­hin ge­plag­ten Oh­ren.
    Ich wur­de ei­lig durch die schwe­re­lo­se Zo­ne der Ach­se be­för­dert und in die Zug­hal­te­run­gen des In­nen­lifts ge­hängt. Sanft ging es ab­wärts. Wir hat­ten zwei Si­cher­heits­schleu­sen zu pas­sie­ren, ehe ich in der Mit­tel­sek­ti­on der dis­kus­för­mi­gen Raum­sta­ti­on die be­gin­nen­de Schwer­kraft spür­te. Sie wur­de durch die ra­schen Um­dre­hun­gen des Sa­tel­li­ten er­zeugt, war je­doch in der Nä­he der Ach­se na­tur­ge­mäß mi­ni­mal. Je wei­ter wir uns vom Mit­tel­punkt ent­fern­ten, um so stär­ker wur­den die Zen­tri­fu­gal­kräf­te.
    Der Gang wand sich plötz­lich nach oben, was wir aber nicht fühl­ten, son­dern als völ­lig na­tür­lich re­gis­trier­ten. Da die Flieh­kraft nach au­ßen wirk­te, stan­den mei­ne Be­glei­ter nun mit den Köp­fen zum Dreh­punkt.
    Mir wur­de zwar nicht schlag­ar­tig bes­ser, aber die Wir­kung der Gra­vi­ta­ti­on mach­te sich doch an­ge­nehm be­merk­bar. We­nigs­tens ließ der Brech­reiz nach. Die Gleich­ge­wichts­stö­run­gen und Ner­ven­re­fle­xe blie­ben je­doch. Der Or­ga­nis­mus muß­te sich erst be­ru­hi­gen. In mei­nem Fal­le hat­te auch noch die Wir­kung des Gif­tes ab­zu­klin­gen.
    Die me­di­zi­ni­sche Sta­ti­on des Sa­tel­li­ten lag na­he am Au­ßen­ring. Dort war die 0,6-Gra­vo-Zo­ne, die völ­lig aus­reich­te, um selbst einen an­fäl­li­gen Or­ga­nis­mus zu be­frie­di­gen. Ich fühl­te wie­der einen Teil mei­nes Ge­wich­tes und emp­fand auch den Druck der Schaum­stoff­ma­trat­ze. Ich war trotz­dem an­ge­schnallt, da die Glie­der noch nicht wie­der un­ter mei­ner Kon­trol­le stan­den.
    Dumpf hör­te ich das Stöh­nen ei­nes an­de­ren Man­nes. Er muß­te dicht ne­ben mir lie­gen. War das Han­ni­bal? Ei­gent­lich un­mög­lich, da er die Pil­le nach mir ge­nom­men hat­te.
    Au­gen­bli­cke spä­ter brach­ten sie den Stöh­nen­den aus dem Raum. Al­so war es doch nicht der Klei­ne ge­we­sen. Spä­ter er­fuhr ich, daß es sich um einen In­ge­nieur der TI­TAN han­del­te, der kurz vor dem Start eben­falls ab­ge­baut hat­te. Das war er­for­der­lich, um den bei­den an­de­ren GWA-Agen­ten ei­ne Po­si­ti­on im Schiff zu ver­schaf­fen. Zwei Mann der al­ten Be­sat­zung muß­ten zu­sätz­lich aus­ge­schal­tet wer­den. Wer moch­te ih­nen die Pil­len un­auf­fäl­lig ein­ge­flö­ßt ha­ben? Wahr­schein­lich war der GWA-Me­di­zi­ner auf Ter­ra III da­für ver­ant­wort­lich. Mei­ne Ver­mu­tung war rich­tig, wie ich kur­ze Zeit spä­ter er­fuhr.
    Al­so hat­te die TI­TAN nun trotz­dem zwei Schat­ten an Bord. Die Po­si­tio­nen des Kom­man­dan­ten und des Ers­ten Waf­fen­of­fi­ziers wa­ren neu be­setzt wor­den. Lei­der hat­ten wir da­für nicht die ge­eig­ne­ten Leu­te, sonst hät­te sich der Al­te zwei­fel­los ent­schlos­sen, die Schlüs­sel­stel­lun­gen wie­der­um an Män­ner aus dem GWA-Raum­korps zu ver­ge­ben. An un­se­re über­ra­schen­de Ab­lö­sung hat­te vor­her nie­mand den­ken kön­nen. Al­so war es un­ter­las­sen wor­den, zwei Agen­ten als Stell­ver­tre­ter zu­sätz­lich zu schu­len.
    Ich er­hielt noch­mals In­jek­tio­nen. Ei­ne knap­pe Vier­tel­stun­de spä­ter wur­de auch Han­ni­bal in den Raum ge­bracht. In­zwi­schen hielt mich ei­ne ge­wis­se Schläf­rig­keit um­fan­gen.
    Trotz­dem sah ich deut­lich sein ver­zerr­tes, un­auf­hör­lich zu­cken­des Ge­sicht. Auch er schlug un­kon­trol­liert um sich.
    Es dau­er­te noch ein­mal zwei Stun­den, bis wir wie­der klar wa­ren. Jetzt konn­te ich das Oben und Un­ten wie­der er­fas­sen. Die Ner­ven­re­fle­xe wa­ren ver­schwun­den.
    »Schwei­ne­rei«, mur­mel­te der Klei­ne er­schöpft. »Ein­mal und nie mehr wie­der, das kann ich dir sa­gen. Ich kom­me mir vor wie ein po­rö­ser Gar­ten­schlauch.«
    Nur gut, daß er nicht Gar­ten­zwerg ge­sagt
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