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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt
Autoren: K. H. Scheer
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don­ner­te et­wa drei Mei­len über die Pis­te, bis die ho­he Lan­dungs­ge­schwin­dig­keit end­lich ab­nahm. We­nig spä­ter wur­de sie von Spe­zi­al­fahr­zeu­gen in die nächs­te Hal­le ge­schleppt.
    Kurz vor dem gäh­nen­den Schlund des Han­gars er­folg­te der Druck­aus­gleich, der uns hart auf die Oh­ren schlug. Die Schleu­se der Pas­sa­gier­ka­bi­ne klapp­te auf. Auf schwan­ken­den Fü­ßen klet­ter­ten wir hin­aus. Die hy­drau­li­sche Platt­form brach­te uns nach un­ten, wo be­reits ei­ni­ge Zi­vi­lis­ten war­te­ten.
    Als ich die Ka­me­ras er­kann­te, wuß­te ich ge­nug. Der Al­te schi­en da­für ge­sorgt zu ha­ben, daß die Ab­lö­sung des Kom­man­dan­ten be­kannt wur­de.
    Wir hat­ten hier­über kei­ne nä­he­ren Nach­rich­ten er­hal­ten. Des­halb dräng­te sich der Klei­ne an mei­ne Sei­te und flüs­ter­te, oh­ne die Lip­pen zu be­we­gen:
    »Paß auf, Großer, da ha­ben sie uns et­was ein­ge­brockt. Da, es geht schon los.«
    Ein Tur­bo­wa­gen der Platz­wa­che ras­te her­an. Sol­da­ten der Ha­fen­po­li­zei dräng­ten die er­regt pro­tes­tie­ren­den Re­por­ter und Fern­seh­leu­te zu­rück. Sie nah­men we­nig Rück­sicht auf die ge­zück­ten Pres­se­aus­wei­se. Das ver­riet mir, daß sie Son­der­be­feh­le er­hal­ten hat­ten. Auf den ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nen­ten gab es aber nur ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on, die gleich­gül­tig über den Zorn der Pres­se hin­weg­ge­hen konn­te – das war die Ge­hei­me-Wis­sen­schaft­li­che-Ab­wehr.
    »Na­nu, Sir, was wol­len die denn?« frag­te hin­ter mir der zwei­te Pi­lot des Ver­sor­gungs­schif­fes. Ich trug noch im­mer die zart­blaue Uni­form ei­nes Raum­ka­pi­täns.
    »Kei­ne Ah­nung«, ent­geg­ne­te ich ge­dehnt, ob­wohl ich die drei Kol­le­gen längst er­kannt hat­te. Zwei der Män­ner stan­den mit schuß­be­rei­ten Ther­mo-Rak-Pis­to­len ne­ben dem Wa­gen; der drit­te Mann kam rasch auf uns zu.
    Sie tru­gen die alt­ver­trau­ten Dienst­mas­ken der GWA.
    Der Mann blieb seit­lich von uns ste­hen, um uns nicht das Schuß­feld zu ver­sper­ren. Das strah­lungs­si­che­re Etui klapp­te auf. Der Pi­lot des Schif­fes nahm Hal­tung an. Wenn der Kol­le­ge jetzt die Ra­ke­te mit vol­ler Aus­rüs­tung ver­langt hät­te, wä­re sie ihm au­gen­blick­lich zur Ver­fü­gung ge­stellt wor­den.
    »Cap­tain Mil­ler, Sir«, stell­te er sich vor.
    Na­tür­lich hieß er nicht Mil­ler. Das war prak­tisch der Sam­mel­na­me für je­den Agen­ten, wenn er sich schon ein­mal be­reit er­klär­te, au­ßer dem Rang über­haupt einen Na­men zu nen­nen.
    »Ja, bit­te?«
    Der Cap­tain steck­te das Etui mit der leuch­ten­den GWA-Mar­ke wie­der ein. Sein Ge­sicht war völ­lig aus­drucks­los. Mir war et­was selt­sam zu­mu­te, ob­wohl ich dem glei­chen Ver­ein an­ge­hör­te. Hin­ter dem GWA-Agen­ten stand in die­sem Au­gen­blick die Macht der gan­zen Welt. Vor Mo­na­ten noch war es nur die Macht der ame­ri­ka­ni­schen und eu­ro­päi­schen Völ­ker ge­we­sen, doch jetzt hat­ten sich auch Asi­en und Ruß­land die­ser Zu­sam­men­ar­beit an­ge­schlos­sen.
    »Ich muß Sie und den ehe­ma­li­gen Waf­fen­of­fi­zier der TI­TAN bit­ten, mir so­fort zu fol­gen«, er­klär­te er sach­lich. »Sie wer­den ins GWA-Haupt­quar­tier ge­bracht.«
    Ich fühl­te den Atem des Pi­lo­ten in mei­nem Nacken. Der Mann wür­de schon da­für sor­gen, daß un­se­re Ver­haf­tung be­kannt wur­de.
    »Was – was ha­ben wir mit der GWA zu tun?« frag­te Han­ni­bal ner­vös.
    »Kei­ne Fra­gen, bit­te. Ge­hen Sie auf den Wa­gen zu.«
    Ich be­müh­te mich um einen be­un­ru­hig­ten Blick. Te­le­ob­jek­ti­ve rich­te­ten sich auf un­se­re Grup­pe.
    Han­ni­bal fluch­te. Ich ging hoch auf­ge­rich­tet zu dem Tur­bo­wa­gen. Zwei Leu­te der Ra­ke­ten­be­sat­zung brach­ten un­ser Ge­päck. Die Stim­men der Re­por­ter über­schlu­gen sich.
    Vor dem Ein­stieg warf ich einen wir­kungs­vol­len Blick in den strah­lend blau­en Him­mel der Ne­va­da­wüs­te. Es war der Blick ei­nes ab­ge­setz­ten Raum­ka­pi­täns, der weit über sich ein her­vor­ra­gen­des Raum­schiff mit start­kla­ren Trieb­wer­ken weiß. Dann ver­schwand ich. Die Leu­te von der
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