Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Ver­ant­wor­tung zu tra­gen.
    Es war ein ei­gen­ar­ti­ges Ge­fühl. Ge­trie­ben von mei­ner in­ne­ren Un­ru­he, trat ich er­neut vor den Klapp­spie­gel. Die Mas­ke war in Ord­nung. Ich konn­te si­cher sein, daß mich nie­mand er­kann­te.
    Mein nächs­ter Griff galt den Schalt­knöp­fen der Au­ßen­bord-Bild­an­lage. Die Schir­me flamm­ten auf. Sie zeig­ten mir fast die ge­sam­te TI­TAN. Es war, als schweb­te man drau­ßen im Raum, da die Auf­nah­me­ge­rä­te an den En­den der lan­gen Trä­ge­r­ar­me des An­ten­nen­sys­tems mon­tiert wa­ren.
    Schön war er nicht, die­ser Gi­gant aus durch­loch­ten und mit­ein­an­der ver­schweiß­ten Trag­ge­rüs­ten, die man im Raum zu­sam­men­ge­fügt hat­te. Der Bau hat­te trotz al­ler Hilfs­mit­tel län­ger als ein Jahr ge­dau­ert.
    Das will et­was hei­ßen, wenn man be­denkt, daß je­des ein­zel­ne Teil mon­ta­ge­fer­tig auf die Kreis­bahn ge­bracht wor­den war.
    Dicht vor uns hing Raum­sta­ti­on Ter­ra III, der neue Dis­kus auf Zwei­stun­den-Um­lauf­bahn.
    Tief ›un­ter‹ uns lag die Er­de. Zur Zeit konn­te ich den Stil­len Ozean mit ei­nem Teil des asia­ti­schen Kon­tin­ents über­bli­cken. Un­se­re Bahn führ­te von Pol zu Pol, so daß sich die Er­de un­ter uns hin­wegdreh­te. Es war ein alt­ge­wohn­ter An­blick, der sei­ne atem­be­rau­ben­de Wir­kung längst ver­lo­ren hat­te.
    Nun hing die TI­TAN im All. Un­för­mig, häß­lich, be­ste­hend aus un­zähl­ba­ren Trä­gern und völ­lig of­fe­nen Ge­rüs­ten, bot sie den An­blick ei­nes tech­ni­schen Mon­s­trums.
    Zwi­schen den Ein­zel­trä­gern wa­ren mäch­ti­ge Hohl­kör­per von man­nig­fal­ti­ger Form auf­ge­hängt. Hier und dort er­gab sich der Ein­druck, als wä­re noch im letz­ten Au­gen­blick ein zu­sätz­li­cher Ku­gel­tank an ir­gend­ei­ne Trä­ger­kan­te an­ge­flanscht wor­den.
    Hin­ter der großen Kom­man­do­ku­gel des Bugs, die gleich­zei­tig Le­bens­nerv und For­schungs­zen­tra­le war, hin­gen in­mit­ten des in­ne­ren Trag­ge­rüs­tes wei­te­re Ku­geln und wal­zen­för­mi­ge Be­häl­ter. Das wa­ren un­se­re La­de- und Wohn­räu­me.
    Nur die fünf Plas­ma-Re­ak­tor­brenn­kam­mern wa­ren mit­samt den Pum­pen- und ato­ma­ren Strom­ag­gre­ga­ten ei­ni­ger­ma­ßen ver­klei­det wor­den.
    Um den häß­li­chen Ein­druck noch zu krö­nen, hat­te man der TI­TAN die bei­den großen Lan­dungs­boo­te auf Rücken- und Bauch­sei­te an­ge­hängt. Im Ge­gen­satz zu dem Fern­rau­mer wa­ren sie ge­flü­gelt und hat­ten gu­te ae­ro­dy­na­mi­sche For­men. Die TI­TAN selbst wirk­te auf den Schön­heits­sinn des Lai­en wie ein Alp­traum. Für die In­ge­nieu­re war die Kon­struk­ti­on ei­ne zwin­gen­de Not­wen­dig­keit.
    Nun, wes­halb soll­te man ei­nem Fern­schiff von der Art der TI­TAN ei­ne ge­schlos­se­ne, form­schö­ne Ver­klei­dung ge­ben, wenn sie nie­mals in die At­mo­sphä­re ei­nes Him­mels­kör­pers ein­tau­chen soll­te! Im ab­so­lu­ten Va­ku­um des Alls exis­tiert nun ein­mal nichts, was sich an den ecki­gen und of­fe­nen For­men hät­te sto­ßen kön­nen.
    Die­se Ge­dan­ken be­weg­ten mich, als ich das Schiff über­schau­te. Ich kann­te je­den ein­zel­nen Be­häl­ter. Die en­gen Ver­bin­dungs­gän­ge zwi­schen den Haupt­sek­to­ren hät­te ich im Schlaf fin­den kön­nen. Wenn die TI­TAN je­doch ein­mal in die Gas­hül­le ei­nes Pla­ne­ten ge­ra­ten soll­te, än­der­te sich die Si­tua­ti­on schlag­ar­tig. Das be­rühr­te mich um so mehr, als die Kreis­bahn um den Mars sehr eng sein soll­te.
    Ich warf noch einen Blick auf die bei­den Lan­dungs­boo­te. In ih­nen soll­ten die Män­ner der Raum­lan­de­di­vi­si­on aus­ge­schifft wer­den, au­ßer­dem ei­ne um­fas­sen­de Spe­zi­al­aus­rüs­tung, zu der in ers­ter Li­nie die mar­sia­ni­schen Ener­gie­strah­ler ge­hör­ten. Mir schwin­del­te, wenn ich an die­se Waf­fen dach­te. Bis­her wuß­ten wir nur, daß wir sie in den ur­al­ten Mond­städ­ten ge­fun­den hat­ten und sie von den aus­ge­stor­be­nen Be­woh­nern des Mars er­baut wor­den wa­ren.
    In­zwi­schen kann­ten wir auch die Funk­ti­on der Ziel­rich­tun­gen, die Feu­er­knöp­fe und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher