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Vollmachten unbegrenzt

Vollmachten unbegrenzt

Titel: Vollmachten unbegrenzt
Autoren: K. H. Scheer
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drei­und­zwan­zig Stun­den star­ten«, gab er zu be­den­ken. Die Un­ru­he ge­wann in dem Klei­nen die Ober­hand. »Wer macht den neu­en Chef mit den Ge­heim­be­feh­len ver­traut? Kommt der in der kur­z­en Zeit über­haupt noch klar?«
    »Muß er wohl. Ein Be­auf­trag­ter aus dem HQ wird be­stimmt schon auf Ter­ra III sein. Ich kann mich nicht mehr dar­um küm­mern. Hier, nimm die Pil­le.«
    Ich hielt ihm die Kunst­stoff­schach­tel hin.
    »Aus der Spe­zi­al­aus­rüs­tung?« er­kun­dig­te er sich. Ich nick­te nur.
    »Was pas­siert dann? Mann, das hat mir noch ge­fehlt. Ich dach­te, wir wä­ren nun Agen­ten des GWA-Raum­korps. Was sol­len wir auf der Er­de?«
    »Nimm die Pil­le.«
    Er fluch­te, griff dann aber in die Schach­tel und hol­te ei­nes der lin­sen­för­mi­gen Dra­gees her­aus. Ent­schlos­sen steck­te er es in den Mund und schluck­te es hin­un­ter.
    »Und du?«
    »Schon längst ge­sche­hen, et­wa vor fünf­zehn Mi­nu­ten. Es könn­te auf­fal­len, wenn bei uns in der glei­chen Mi­nu­te die Sym­pto­me auf­tre­ten.«
    »Fällt so­wie­so auf«, mein­te er und stand vor­sich­tig auf. »Wenn mich nicht al­les täuscht, ha­be ich mich nun auf mei­ne Sta­ti­on zu be­ge­ben, wie?«
    »Stimmt ge­nau. Mach es gut, Klei­ner. Wir tref­fen uns auf Ter­ra III im Re­vier. Dort sitzt ein GWA-Arzt. Er schreibt uns raum­un­taug­lich.«
    Oh­ne noch ein Wort zu ver­lie­ren, schlurf­te er hin­aus.
    Ich ließ das Schott zuglei­ten und küm­mer­te mich um un­ser Spe­zi­al­ge­päck. Es muß­te sorg­fäl­tig ab­trans­por­tiert wer­den und durf­te nicht in un­be­fug­te Hän­de fal­len.
    Nur die nor­ma­le Bord­aus­rüs­tung ließ ich in den en­gen Fä­chern. Nur nicht auf­fal­len, das war nach wie vor die gül­ti­ge Re­gel. Die Leu­te muß­ten auch noch, et­was zu tun ha­ben, wenn sie an­schlie­ßend in mei­ne Ka­bi­ne ka­men.
    Dann saß ich reg­los hin­ter dem Me­tall­tisch und sah düs­ter auf die leuch­ten­den Bild­flä­chen der Au­ßen­auf­nah­me. Plötz­lich er­schi­en mir die un­för­mi­ge TI­TAN wun­der­schön und durch­aus har­mo­nisch ge­stal­tet. Ich glaub­te das Ge­räusch der an­lau­fen­den Trieb­wer­ke zu hö­ren und den har­ten Druck der Start­be­schleu­ni­gung zu spü­ren. Gu­ter Gott, wie hat­te man mich in den Zen­tri­fu­gen ge­drillt!
    Bis auf zwan­zig Gra­vos hat­te man be­schleu­nigt und ich durf­te nicht die Be­sin­nung ver­lie­ren. We­nigs­tens nicht län­ger als ei­ne Mi­nu­te.
    Das war jetzt al­les vor­über. Sämt­li­che Vor­be­rei­tun­gen wa­ren ge­gen­stands­los ge­wor­den. Ich kam mir vor, als wä­re ich schon vor ei­ner Stun­de ge­stor­ben. Wann moch­te wohl das Me­di­ka­ment zu wir­ken be­gin­nen? Und wie?
     
     

2.
     
    Das Mit­tel war nichts an­de­res als ein Ner­ven­gift, das man si­cher­lich nur kern­ge­sun­den Men­schen ge­ben konn­te. Der Gleich­ge­wichts­sinn schi­en völ­lig ge­stört zu sein. Auch mein zen­tra­les Ner­ven­sys­tem war an­ge­grif­fen.
    Seit drei Mi­nu­ten schi­en je­mand be­müht zu sein, mich in flüs­si­ges Feu­er zu hül­len. Im­mer hef­ti­ger wur­de die Re­ak­ti­on der un­kon­trol­lier­ba­ren Re­fle­xe. Schließ­lich ver­lor ich völ­lig die Ori­en­tie­rung.
    Ich wuß­te nicht mehr, was oben und un­ten war. Im schwe­re­lo­sen Zu­stand war das so­wie­so nur dann fest­stell­bar, wenn man sei­ne Um­ge­bung ge­nau kann­te und die Fü­ße auf dem ma­gne­ti­schen Bo­den haf­te­ten.
    Ich kann­te mei­ne Ka­bi­ne, trotz­dem ver­lor ich die Ori­en­tie­rung. Et­was in mir war kurz­ge­schlos­sen. Mei­ne Spe­zi­al­schu­he lös­ten sich vom Bo­den, oh­ne daß ich es ge­wollt hat­te.
    Hef­ti­ge Übel­keit stieg in mir auf. Der Zu­stand ver­schlim­mer­te sich stän­dig, bis er im End­sta­di­um den Drang zum un­auf­hör­li­chen und qual­vol­len Über­ge­ben er­reich­te.
    Ich hat­te mich wohl­weis­lich dicht vor die Ruf­an­la­ge ge­stellt, als ich die ers­ten An­zei­chen be­merk­te. Nun war ich kaum noch fä­hig, den Schal­ter zu fin­den, der mich mit der me­di­zi­ni­schen Sta­ti­on ver­bin­den muß­te.
    Ich drück­te ihn nach un­ten. Die auf­leuch­ten­de Bild­flä­che ver­schwamm vor mei­nen Au­gen. Wenn nur
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