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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde
Autoren: Terry Pratchett
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schwerer als Blei. Um es zu erhalten, muß man eine Tonne Erz schmelzen. Komisch. Diesmal dachte ich, auf dem richtigen Weg zu sein. Ich bin davon überzeugt gewesen, daß uns allen eine neue, wundervolle Zukunft bevorsteht…«
    »Wie willst du es nennen?« fragte Peavie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte der Alchimist. »Wahrscheinlich lohnt es sich nicht einmal, diesem Etwas einen Namen zu geben.«
    »Ankhmorporkstoff?« schluf Peavie vor. »Silberfischium? Keinbleium?«
    »Zunichtsnutzium wäre besser geeignet«, murmelte Silberfisch. »Ich habe bereits beschlossen, die gegenwärtigen Versuche einzustellen und mich mit vernünftigeren Dingen zu befassen.«
    Peavie spähte in den Schmelztiegel.
    »Es macht doch nicht Bumm, oder?« erkundigte er sich.
    Silberfisch bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick.
    »Dies hier? Wie kommst du denn darauf?«
     
    Klick…
    Es war stockfinster unter dem Schutt.
    Die stockfinstere Finsternis dauerte schon seit einer ganzen Weile.
    Gaspode spürte viele Tonnen Gestein über dem kleinen Hohlraum, in dem er sich befand. Er benötigte keine mysteriösen animalischen Sinne, um sie zu fühlen.
    Laddie hob mühsam den Kopf, leckte Gaspodes Gesicht ab und brachte ein leises Bellen hervor.
    »Braver Laddie… Braver Gaspode…«
    »Braver Laddie«, flüsterte der kleinere Hund.
    Laddies Schwanz schlug ein- oder zweimal gegen die Steine. Dann jaulte er, und die Pausen zwischen seinem Wimmern wurden immer länger. Irgendwann ertönte ein anderes Geräusch. Es klang wie Knochen, die über Granit schabten.
    Gaspodes Ohren zuckten. Er beobachtete die näher kommende Gestalt, die selbst in völliger Finsternis sichtbar war – weil es gewöhnlicher Dunkelheit nie gelingen konnte, so dunkel zu sein.
    Er knurrte. Sein Nackenfell bildete einen steilen Kamm.
    »Noch ein Schritt und ich beiße dir das Bein ab, um es irgendwo zu vergraben«, drohte er.
    Eine knöcherne Hand senkte sich herab und kraulte ihn hinter den Ohren.
    Der Hauch eines Bellens tönte aus der Schwärze.
    »Braver Laddie!«
    Tränen strömten aus Gaspodes Augen, als er den Tod mit einem verlegenen Grinsen musterte.
    »Es ist zum Heulen, nicht wahr?« fragte er heiser.
    KEINE AHNUNG, antwortete der Tod. MIT HUNDEN KENNE ICH MICH NICHT BESONDERS GUT AUS.
    »Ach?« Gaspode überlegte. »Da fällt mir ein: Ich hatte nie große Lust, einfach so zu sterben. Wir sterben doch, oder?«
    JA.
    »Eigentlich kein Wunder«, brummte Gaspode. »Mein ganzes Leben war wie ein langsames Sterben. Allerdings habe ich immer gedacht, daß es für Hunde einen besonderen Tod gibt«, fügte er hoffnungsvoll hinzu. »Vielleicht einen großen schwarzen Hund…«
    NEIN, sagte der Tod.
    »Komisch«, fuhr Gaspode fort. »Habe Geschichten gehört, weißt du. Angeblich hat jede Tiergattung ihr eigenes Schreckgespenst. Womit ich dir natürlich nicht zu nahe treten will«, fügte er rasch hinzu. »Ich dachte immer, schließlich kommt ein großer schwarzer Hund und sagt zu mir: ›Na schön, Gaspode, dein Werk ist vollbracht und so. Leg nun die schwere Last des Lebens ab und folge mir in ein Land, wo es dir nie an Steaks und Innereien mangeln wird.‹«
    TUT MIR LEID, entgegnete der Tod. Es GIBT NUR MICH: ICH BIN DIE LETZTE GRENZE.
    »Wieso sehe ich dich, obgleich ich noch nicht tot bin?«
    DU LEIDEST AN HALLUZINATIONEN.
    Gaspode wirkte plötzlich wachsam. »Tatsächlich? Potzblitz.«
    »Braver Laddie!« Diesmal war das Bellen etwas lauter.
    Der Tod griff in die geheimnisvollen Tiefen unter seinem Umhang und holte eine kleine Sanduhr hervor. Die obere Hälfte war fast leer. Gaspode sah, wie die letzten Sekunden seines Lebens von der Zukunft in die Vergangenheit rieselten.
    Und dann blieben keine mehr übrig.
    Der Tod straffte die Schultern.
    KOMM, GASPODE.
    Der kleine Hund vernahm etwas – das akustische Äquivalent eines Glitzerns.
    Goldene Funken füllten das Stundenglas.
    Der Sand rieselte von unten nach oben.
    Der Tod lächelte.
    Und verschwand in einem Dreieck aus strahlendem Licht.
    »Braver Laddie!«
    »Dort er sein!« erklang Rocks Stimme. »Habe doch gesagt, daß ich hören Bellen. Braver Laddie! Wir kommen!«
    »Meine Güte, bin ich froh, euch zu sehen…«, begann Gaspode. Die Trolle an der Öffnung schenkten ihm überhaupt keine Beachtung. Rock schob einen Balken beiseite und hob Laddie behutsam hoch.
    »Die Zeit heilt alle Wunden«, sagte er bemerkenswert deutlich. »Und diese ganz bestimmt.«
    »Können wir jetzt ihn essen?« fragte jemand.
    »Du
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