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Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Volk der Finsternis - Horrorgeschichten (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
Autoren: Robert E. Howard
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weißer Händler drangen. McGrath hatte diesen Geschichten nie wirklich Glauben geschenkt, obwohl er damals selbst nach den Wesen suchte, von denen sie handelten. Sie erzählten von einer Kreatur, die ein Fluch der Natur war, eine Blasphemie – ein bestialisches Tier, das sich von Dingen ernährte, die nicht seiner Art entsprachen.
    Das Geschöpf, das an den Pfahl gekettet war, war ein Affe – aber von einem solchen Affen hatte kein Mensch je geträumt, nicht einmal in den schrecklichsten Albträumen. Sein zerzaustes graues Fell war von silbernen Strähnen durchzogen, die im Licht des aufgehenden Mondes glänzten. Unheimlich hockte er auf seinen Hinterbeinen und sah dabei schon riesengroß aus. Wenn er sich aufrecht auf seine krummen, verwachsenen Beinen stellen würde, war er sicher größer als ein Mann, und auch viel breiter und dicker. Seine Finger waren richtige Greifwerkzeuge, die den Klauen eines Tigers glichen – dies waren nicht die festen, stumpfen Nägel eines Menschenaffen, sondern die grausamen, gekrümmten Krallen eines gewaltigen Fleischfressers. Mit den gewölbten Augenbrauen, den breiten Nasenlöchern und dem praktisch nicht vorhandenen Kinn sah sein Gesicht aus wie das eines Gorillas. Sobald der Affe fauchte, zog sich seine breite flache Nase wie die einer großen Katze zusammen, und in seinem riesigen Maul erkannte man die säbelartigen Reißzähne eines Raubtieres. Dies also war Zemba, das Wesen, das den Menschen von Zambebwei heilig war – eine Monstrosität, die ein anerkanntes Naturgesetz verletzte – ein Fleisch fressender Menschenaffe. Die Weißen hatten alle über die Geschichten gelacht, egal ob Jäger, Tierforscher oder Händler.
    Aber nun wusste McGrath, dass diese Kreaturen tatsächlich im schwarzen Zambebwei lebten, wo sie angebetet wurden, denn primitive Völker neigen dazu, Obszönitäten oder Perversionen der Natur anzubeten, ebenso wie jene Wesen, die schon unzählige Zeitalter überdauert haben – denn genau dies waren die Fleisch fressenden Menschenaffen von Zambebwei – Überlebende aus einer vergessenen Epoche, Überbleibsel aus einer prähistorischen Zeit, in der die Natur noch mit den verschiedenen Substanzen experimentierte und das Leben vielerlei monströse Gestalten annahm.
    Der Anblick des Ungeheuers erfüllte McGrath mit Abscheu; es war widerlich und erinnerte ihn an eine bestialische, schreckliche Vergangenheit, aus der die Menschheit sich vor Jahrtausenden unter Schmerzen kriechend befreit hatte. Diese Kreatur war eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand; sie hätte unter dem Staub der Vergessenheit begraben liegen müssen, gemeinsam mit den Dinosauriern, den Mastodonten und den Säbelzahntigern.
    Es wirkte viel massiger als irgendein Tier der Moderne – es war anhand der Entwürfe eines anderen Zeitalters entstanden, als die Dinge noch in mächtigere Formen gegossen wurden. McGrath fragte sich, ob der Revolver an seiner Hüfte irgendetwas gegen dieses Biest ausrichten konnte und durch welche geheimen, finsteren Kräfte John De Albor es geschafft hatte, dieses Ungeheuer aus Zambebwei in diese Kiefernwälder zu bringen.
    Nun schien etwas auf der Lichtung zu geschehen – es kündigte sich dadurch an, dass das Biest immer wieder den Kopf nach oben riss und so seine Kette zum Rasseln brachte.
    Aus dem Schatten der Bäume trat eine Reihe schwarzer Frauen und Männer. Sie waren alle jung und, bis auf einen Umhang aus Affenfell und Papageienfedern über ihren Schultern, nackt. Auch diese religiösen Insignien hatte zweifellos John De Albor hierhergebracht. Die Schwarzen bildeten in sicherer Entfernung zu dem angeketteten Tier einen Halbkreis, gingen auf die Knie und senkten ihre Köpfe vor ihm auf den Boden. Dies wiederholten sie dreimal. Dann erhoben sie sich wieder, stellten sich in zwei Reihen auf, wobei die Männer den Frauen gegenüberstanden, und begannen zu tanzen – wenn man es, höflicherweise, als Tanz bezeichnen wollte. Tatsächlich rührten sich ihre Füße kaum, all ihre anderen Körperteile waren jedoch ständig in Bewegung – sie drehten, krümmten und wanden sich. Ihre wohlbedachten Bewegungen hatten nichts mit den Voodoo-Tänzen gemein, die McGrath kannte. Dieser Tanz wirkte auf beunruhigende Weise archaisch, wenn auch noch entarteter und bestialischer – hier wurde bloßer, primitiver Leidenschaft in erniedrigenden, ausschweifenden Bewegungen Ausdruck verliehen.
    Die Tänzer verursachten kein Geräusch, ebenso wenig wie die anderen
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