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Viva Espana

Viva Espana

Titel: Viva Espana
Autoren: Penny Jordan
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Baby nach London geflogen. Ihrer Schwiegermutter hatte sie es überlassen, Ruy die gute Nachricht zu überbringen, er sei wieder frei.
    Davina blickte den Mann im Rollstuhl an und empfand sekundenlang Mitleid mit ihm.
    Ruy würde nie wieder frei sein. Ruy, der ihr mit seinem herrlichen Körper beigebracht hatte, was es hieß, sich ganz als Frau zu fühlen, würde nie wieder reiten, tanzen oder mit einer Frau schlafen können.
    „Ah ja, du weinst!" rief er plötzlich aus. „Gefällt es dir nicht, dass du mit mir in einem Bett schlafen musst und vielleicht von Erinnerungen an unsere schöne Zeit gequält wirst?
    Oder haben andere Männer dich das alles vergessen lassen?"
    „Ruy!" Die Stimme seiner Mutter klang warnend.
    Er verzog verbittert die Lippen. „Was hast du, Madre?“, fragte er zornig. „Darf ich nicht einmal mehr über die Liebe und meine Erfahrungen reden? Stört es dich, dass ein Mann in meinem Zustand solche Gedanken hat? Dabei warst du doch diejenige, die mir gesagt hat, die Frau, die ich geliebt habe, hätte mich verlassen."
    Demnach hatte die Condesa ihm Carmelitas Entschluss mitgeteilt. Davina unterdrückte ein Schaudern. Sie konnte die junge Frau nicht verstehen. Wenn Ruy mich geliebt hätte, hätte ich ihn nie und unter keinen Umständen verlassen, überlegte sie. Er war immer noch derselbe Mann, auch wenn er körperlich behindert war. Und was für ein Mann er war! Aber was sollte das? Sie war doch längst über ihre Liebe zu Ruy hinweg.
    Sie hatte Jamie, und das genügte ihr. Wie um es zu bekräftigen, nahm sie Ruy den Kleinen vom Schoß. Dabei streifte ihr Haar das Kinn ihres Mannes.
    Sogleich fuhr er zurück, und Davina stellte entsetzt fest, dass sie zitterte. Seine Zurückweisung verletzte sie. Was hatte die ser Mann nur an sich, dass er ihr immer noch so sehr unter die Haut ging?
    Sie sah ihn nicht an, um seinem verächtlichen Blick nicht zu begegnen. Stattdessen beschäftigte sie sich mit Jamie, der unbekümmert drauflosplapperte.
    Dann erschien ein Mann mit ernster Miene und stellte sich schweigend hinter Ruys Rollstuhl.
    „Davina, das ist Rodriguez, mein Assistent", erklärte Ruy ironisch. „Er ist der Dritte im Bunde. Du musst dich an ihn ge wöhnen, denn er macht alles für mich, wozu ich selbst nicht mehr in der Lage bin. Oder möchtest du das alles für mich tun? Immerhin habe ich dir mit meinem Körper, als er noch perfekt funktionierte, viel Freude bereitet. Deshalb wäre es nur ge recht, dass du jetzt auch mit der Behinderung zurechtkommst."
    „Ruy, lass das!" forderte seine Mutter ihn auf. „Der Arzt hat doch erklärt, dein Zustand könne sich bessern. Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten ..."
    „Ja, ich weiß, ich kann vielleicht eines Tages wie ein Tier auf allen vieren laufen", unterbrach er seine Mutter ungeduldig und verzog verächtlich die Lippen. „Danke, Madre, es reicht. Du hast dich oft genug in mein Leben eingemischt." Er warf einen Blick auf Davina und das Kind. „Rodriguez, fahren Sie mich auf mein Zimmer. Davina, komm mit."
    Zögernd ging Davina hinter den beiden her durch die Eingangshalle und über den langen Flur zu der Suite, die Ruy damals als die Junggesellensuite bezeichnet hatte. Es war früher üblich gewesen, dass junge Männer ab einem bestimmten Alter getrennt von ihren Schwestern und der Mutter wohnten, wie er ihr erklärt hatte.
    Sie erinnerte sich, dass es eine große Suite war mit einem eigenen Patio. Als Rodriguez die getäfelte Doppeltür öffnete, hörte Davina schon das Plätschern des Springbrunnens. Im Gegensatz zu den anderen Räumen im Haus war das Wohnzimmer eher spärlich eingerichtet. Geschickt hatte man antike Möbel mit modernen kombiniert.
    Der Boden mit den dunkelblauen Fliesen war mit wertvollen Orientteppichen in Blau und einem tiefen Rot bedeckt. Auf dem Couchtisch aus Marmor, der vor dem Ruhesofa stand, lagen verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Wieder verkrampfte sich Davina das Herz vor lauter Mitleid, dass Ruy sich jetzt mit solchen Beschäftigungen begnügen musste.
    „Du erinnerst dich an diesen Teil des Hauses, oder?" fragte er.
    Sie sah ihn nicht an. Nach der schrecklichen Szene mit seiner Mutter hatte er sie damals in dieses Wohnzimmer gebracht. Die ältere Dame hatte sie beschuldigt, Ruy hereingelegt zu ha ben, damit er sie heiraten musste. Hier in diesem Raum hatte er sie getröstet und dann in den Patio geführt, wo sie sich ihm verzweifelt in die Arme geworfen hatte. Danach waren sie durch die
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