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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova
Autoren: Brrazo
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kaum dass der Maresciallo zum Auto zurückgekehrt war. Das erinnerte ihn an seine Jungs, als sie noch klein waren und sich bei langen Autofahrten langweilten. › Papà, wann sind wir denn da?‹
    Die Carabinieri im Einsatzwagen waren wenigstens zu zweit und konnten sich miteinander unterhalten, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Er machte sich die Mühe und erzählte dem Jungen von seinem Besuch im Emperor.
    »Wie viel???«
    »Sechzig Euro.«
    »Für zehn Minuten?«
    »Für zehn Minuten, und glauben Sie bloß nicht, dass Sie dafür etwas Reelles bekommen, abgesehen von einem Kurzzeitmesser, der klingelt, wenn die Zeit um ist.«
    »Ich war noch nie in einem Nachtclub.«
    »Da haben Sie nichts verpasst.«
    »Ist er gefährlich, dieser Paoletti?«
    »Ja.«
    »Hat er seine Tochter umgebracht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber Sie glauben nicht, dass jetzt was passiert, oder? Hier in der Villa, meine ich.«
    »Vor sieben, bis wir die Razzien starten, wird gar nichts passieren.«
    »Aha … Aber Sie bleiben auf jeden Fall hier, richtig?«
    »Richtig.«
    Was für ein Spiel hatte er immer mit seinen Jungs gespielt? Wer als Erster das Meer sieht …
    Für den Sieger hatte er sich einen kleinen Preis ausgedacht … nein, nicht er selbst, das hatte er wohl eher Teresa überlassen.
    »Gehen Sie mal rüber zum Einsatzwagen, und fragen Sie, ob Neuigkeiten über Funk reingekommen sind.«
    Der Carabiniere ging zu dem Einsatzwagen und beugte sich zum Fenster des Beifahrers hinunter. Er sprach ein Weilchen mit den Kollegen, richtete sich wieder auf, um sich ein wenig zu strecken, da hielt er abrupt in der Bewegung inne, drehte sich auf dem Absatz um und rannte wie ein geölter Blitz in Richtung Turm. Die beiden anderen sprangen aus dem Wagen und rannten hinterher, der Maresciallo bildete den Schluss. Er hörte ein Platschen und eine Frau, die kreischte und kreischte.
    Als sie die Ecke des Turms erreichten, sahen sie Frida mit dem leblosen Piero auf den Armen aus dem Becken steigen. Silvana stand im Pool und schrie wie am Spieß. Von weitem sah der Maresciallo den jungen, dürren Bauarbeiter mit Cristiano im Schlepptau auf den Pool zustürmen, doch als die beiden all die Uniformierten auftauchen sahen, blieben sie stehen. Beim Anblick des leeren Liegestuhls sank dem Maresciallo der Mut. Paoletti war gegangen.
    Einer der Carabinieri nahm Frida das Kind ab, legte es aufs Gras und begann mit Wiederbelebungsversuchen. Nach einer Ewigkeit, zumindest schien es ihnen so, begann der Kleine zu würgen und fing an zu weinen, aber sein Weinen wurde von Silvanas Schreien übertönt. Der Maresciallo ging an den Pool und half ihr heraus. Ihr Schreien schien noch lauter zu werden.
    »Hören Sie sofort auf damit! Schluss jetzt! Es geht ihm gut. Ziehen Sie sich was über.« Offensichtlich war es ihr nicht bewusst, welchen Anblick sie all diesen fremden Männern bot, halb nackt, das lange, braune Haar bedeckte ihre aufreizenden Brüste nur notdürftig, und dann dieses anhaltende Kreischen, das konnte ein böses Ende nehmen. Silvana gehorchte. Frida in dem viel zu großen Badeanzug, die weiße Haut so rot verbrannt, dass sie sich an den Schultern bereits zu schälen begann, Frida schwieg. Sie war total verschreckt und wagte es nicht, den Maresciallo anzusehen. Er sah, wie sie sich umdrehte, zu den beiden Bauarbeitern hinüberschaute, die sich ein wenig zurückgezogen hatten, das Geschehen am Pool aber weiter beobachteten.
    Paoletti tauchte auf, kam eilig aus der Villa rübergelaufen, angekleidet, zumindest fast vollständig angekleidet. Während er noch den Hemdsärmel über die Manschette des Blutdruckmessers rollte, fing er bereits mit knallrotem Gesicht an zu schreien, beschimpfte die Carabinieri, Silvana, die in einen Bademantel gehüllt gerade aus dem Turm kam, und natürlich Frida, Frida ganz besonders.
    Der Maresciallo entfernte sich. Er sah die Hintertüren der Villa weit offen stehen und in deren Schatten Signora Paoletti, vollständig bekleidet.
    Er blieb kurz bei ihr stehen.
    »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Ja, es geht ihm gut.«
    »Sie gehen nicht weg, oder?«
    »Nein.«
    Er ging weiter zu den beiden Bauarbeitern, die auf ihn warteten.
    »Sie wollten mir noch etwas sagen, oder? Sie hatten mich nicht nur gesucht, um das Geld zurückzugeben, stimmt’s?«
    Der junge Mann schaute erst Guarnaccia an, dann Cristiano, der schließlich das Wort ergriff.
    »Ich hab ihm gesagt, dass er mich hätte wecken sollen. Ist der Kleine okay?«
    »Im Augenblick
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