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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann
Autoren: Lisa J. Smith
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sich Kait. Kaitlyn Brady Fairchild, die vor noch nicht allzu langer Zeit geglaubt hatte, eine Levi’s sei der Gipfel der Mode? Aber wenn sie schon Mata Hari spielen wollte, dann richtig.
    Laut sagte sie: »Anna? Machst du dir eigentlich manchmal Gedanken über Jungs?«
    »Hmm?« Anna kramte noch im Schrank.
    »Ich meine, du kommst mir immer so abgeklärt vor. Du scheinst immer zu wissen, was sie denken, aber du bist nicht hinter ihnen her.«
    Anna lachte. »Na ja, in letzter Zeit hatte ich anderes zu tun.«
    Kaitlyn musterte sie neugierig. »Warst du denn schon mal so richtig verliebt?«
    Anna begutachtete ein Kleid und betastete die Pailletten, die sich zum Teil vom Stoff lösten. Sie zögerte
kaum wahrnehmbar. Dann lächelte sie und zuckte mit den Schultern. »Ja, ich habe jemanden gefunden, der es wert wäre.«
    »Und was ist daraus geworden?«
    »Na ja, nicht viel.«
    Kaitlyn musterte sie noch immer neugierig. Überrascht stellte sie fest, dass Anna ihre Gedanken verschleiert hatte. Es war, als sähe sie Lichter hinter einer Papierwand: Sie nahm Farben wahr, konnte aber keine genauen Formen erkennen. Sieht es so aus, wenn ich meine Gedanken verstecke?, fragte sie sich. Sie wagte es kaum, fragte dann aber doch. »Warum denn nicht?«
    »Ach, es hätte nicht funktioniert. Er war schon mit einer anderen zusammen. Meiner besten Freundin.«
    »Wirklich?« Kaitlyn fragte sich, was Anna eigentlich verbarg, und das lenkte sie völlig ab. Sie achtete kaum noch, was sie sagte, geschweige denn darauf, was Anna sagte. »Du hättest es anpacken sollen. Ich wette, du hättest ihn bekommen. Bei deinem Aussehen …«
    Anna lächelte wehmütig und schüttelte den Kopf. »So was würde ich nie tun. Das wäre nicht richtig.« Sie hängte das Paillettenkleid in den Schrank zurück. »Und jetzt ab ins Bett«, sagte sie streng.
    »Hm.« Kaitlyn war noch immer abgelenkt. Ich bin locker, ich bin ruhig, ich bin zuversichtlich, dachte sie und ging schnell ins Bad. Als sie zurückkam, trug sie über
ihren Kleidern das weite Flanellnachthemd, das sie von Annas Mutter bekommen hatte.
    Das war auf der Reise nach Kanada gewesen. Auf der Rückreise hatten sie nicht wieder bei Anna zu Hause in Puget Sound Halt gemacht. Die Gemeinschaft hatte ihnen Geld und einen alten Chevy Baujahr 1956 gegeben. Damit waren sie über den Highway 101 an der Küste entlang nach Süden gefahren. Drei Tage waren sie unterwegs gewesen, ohne Annas oder irgendwelche anderen Eltern zu besuchen. Sie hatten Lewis’ Familie in San Francisco, Robs Eltern in North Carolina oder Kaitlyns Vater in Ohio auch nicht angerufen – es wäre ein Fehler gewesen, da waren sie sich einig. Ihre Eltern würden sich nur Sorgen machen oder sauer reagieren. Und auf keinen Fall würden sie zulassen, dass ihre Kinder das Notwendige unternahmen.
    Doch aus Gabriels Worten konnte man schließen, dass Annas Eltern trotzdem zur Polizei gegangen waren. Sie hatten Beweise für Mr Zetes’ Aktivitäten in den Händen gehabt, Akten, die Rob aus dem Institut mitgenommen hatte und aus denen Einzelheiten zu den Versuchen mit der ersten Probandengruppe hervorgingen. Doch, wie es schien, reichten diese Beweise nicht aus. Mr Zetes hatte die Polizei fest in der Hand.
    Niemand außer ihnen konnte ihm Einhalt gebieten.
    Kaitlyn seufzte und zog sich die Decke übers Gesicht. Sie war auf Anna konzentriert, die neben ihr in Marisols
Bett lag. Sie horchte auf ihre Atmung, auf ihre Gegenwart im Netz.
    Als sie sicher war, dass Anna schlief, schlüpfte sie leise aus dem Bett.
    Ich treffe mich noch einmal mit Rob, dachte sie, nicht laut genug, um Anna zu wecken, aber doch, wie sie hoffte, laut genug, um sich in Annas Unterbewusstsein zu mogeln. Auf diese Art würde Anna, falls sie ihr Fehlen in den nächsten Stunden bemerkte, annehmen, dass Kaitlyn im Wohnzimmer war, und sich keine Sorgen machen. Kait schlich auf Zehenspitzen ins Bad, wo sie ihre Reisetasche deponiert hatte. Sie zog das Flanellnachthemd aus und stopfte es zu dem schwarzen Kleid und Marisols Designer-Sonnenbrille in die Tasche. Dann schlüpfte sie in den Flur und verließ leise das Haus durch die Hintertür.
    Es war eine mondlose Nacht, doch die Sterne standen frostig blass am Himmel. Oakland war zu groß und zu hell beleuchtet, als dass man den Sternenhimmel klar hätte sehen können, und Kaitlyn überkam ein Anflug von Heimweh. An der Piqua Road, zu Hause in Thoroughfare, war der Himmel in diesem Moment pechschwarz, sternenklar und grenzenlos.
    Doch
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