Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virulent

Virulent

Titel: Virulent
Autoren: Scott Sigler
Vom Netzwerk:
war.
    »In Ordnung, Jenny«, sagte Thadeus. »Hol ihn her.«
    Jenny beugte sich zurück, sodass sie die Treppe hinauf in den zweiten Stock rufen konnte.
    »Junior! Komm in die Küche! Dein Vater und ich wollen uns mit dir unterhalten.«
    Sie beugte sich wieder nach vorn, wobei sie sich schwer auf die Krücke stützte. Sie hörten, wie sich die Tür zu Tads Zimmer öffnete. Sie quietschte immer. Thadeus hatte die ganze Zeit vorgehabt, die Angeln zu ölen, aber er war einfach nicht dazu gekommen.
    »Du brauchst eine feste Hand«, sagte Jenny tonlos. »Du
darfst nicht wanken. Du musst stark sein. Wie du es bei Sara warst.«
    Sara. Er wollte nicht über Sara nachdenken.
    Tad polterte energisch die Treppe herunter.
    Wie konnte sich ein kleiner Junge so schwer anhören?
    Thadeus sah, wie sich Jenny wieder in den Flur zurückbeugte.
    Ein Arm – ein gewaltiger Arm – schoss nach unten. Ein zischendes Geräusch wie von einem Golfschläger, der durch die Luft saust, kurz bevor er den Ball trifft. Dann ein dumpfer, nasser Aufschlag, als ob eine Wassermelone auf den Boden fällt.
    Jennys Kopf schnappte nach unten weg und zuckte dann schlaff wieder zurück, doch nur die halbe Strecke. Ihr Schädeldach zitterte wie Wackelpudding. Stolpernd machte sie einen Schritt nach vorn, dann stürzte sie. Ihre Ginny-Kitty-Tasse schlug mit einem für Keramik typischen Klacken auf dem Boden auf, und das Äquivalent eines vierstöckigen Drinks spritzte über den Linoleumboden der Küche.
    Thadeus packte den kleinen Stephen fester, während er aufstand. Er ging um den Tisch in Richtung Küchentheke, um sich ein Messer, eine Bratpfanne oder was auch immer zu holen, als ein Monster von einem Mann um die Ecke kam.
    Thadeus McMillian senior erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Heilige Scheiße«, entfuhr es ihm.
    Der riesige durchnässte blonde Alptraum stand in der Tür zu seiner Küche. Thadeus hatte in seinem Leben nur einmal einen so großen Mann gesehen. Einen fast so großen. Er hatte Dusty Smith, einen Verteidiger der Detroit Lions, in einer Bar getroffen. Dusty maß zwei Meter fünf und wog 270 Pfund. Er sah eher wie ein Kühlschrank mit Beinen aus als ein Mensch.
    Dieser Kerl hier war größer als Dusty Smith.
    Und Dusty Smith hatte kein Montiereisen bei sich gehabt.
    In einer Hand hielt der Mann das Montiereisen, mit dem er gerade Jenny getötet hatte. In der anderen gewaltigen Hand hielt er Thadeus’ jüngsten Sohn Sam. Er trug Sam nicht auf seinem Arm, sonden hielt das Baby, als hätte er eine Puppe aufgehoben, die jemand auf dem Boden hat liegenlassen. Daumen und Zeigefinger umschlossen Sammys kleinen Hals, und die drei übrigen Finger legten sich um den Körper, der in einem gelben Schlafanzug steckte.
    Sammys Augen waren geschlossen.
     
    Oh nein, er ist es.
     
    Die Stimmen in Thads Kopf. Sie hatten fast den ganzen Abend über geschwiegen.
     
    Es ist der Hurensohn!
     
    »Ich bin gekommen, um dir zu helfen«, sagte der Hurensohn.
    Der kleine Stephen hob einen Arm und deutete auf den Mann. Er sprach mit seiner Babystimme.
    »Da-diii«, sagte er. »Bring den motherfucker um.«
    Plötzlich wand sich Stephen hin und her und trat um sich. Thad ließ ihn los. Der Junge stürzte ungeschickt, doch rappelte er sich sofort wieder hoch. Als er sich aufrichtete, rutschte Stephens Milwaukee-Bucks-T-Shirt nach oben und entblößte ein hellblaues Dreieck auf seiner Haut über seinem Kreuz. Der Junge kreischte voller Mordlust, stieß einen heiseren Schlachtruf aus, der angesichts seiner zarten Stimme fast komisch klang, und stürzte sich auf den riesigen Mann.
    Der Hurensohn machte einen Schritt nach vorn und trat zu,
wobei er tief aus der Hüfte Schwung holte. Stephen gab einen kurzen, stakkatoartigen Laut – halb Husten, halb Jaulen – von sich, als der Fuß ihn traf. Sein kleiner Körper flog durch das Zimmer, als sei er von einer Kanone abgeschossen worden. Mit einem widerlich knackenden Geräusch krachte Stephens rechte Seite in den Küchentisch. Der Aufschlag ließ den Tisch nach hinten kippen, sodass die Bierflaschen auf den Linoleumboden rutschten, bevor er wieder zurück in seine ursprüngliche Lage fiel. Stephens Körper, dessen rechte Seite noch immer in einem seltsamen Winkel verbogen war, schlug auf dem Boden auf.
    Die kleinen Finger des Jungen zuckten noch ein wenig, doch abgesehen davon rührte er sich nicht mehr.
    Thadeus hatte es bis zur Küchentheke geschafft. Er riss eine Schublade auf und zog ein Schlachtermesser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher