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Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Virtuosity - Liebe um jeden Preis

Titel: Virtuosity - Liebe um jeden Preis
Autoren: Jessica Martinez
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zurück.
    »Jeremy …«
    »Ja?«
    »Der Guarneri.« Das Wort schmeckte bitter wie Galle auf der Zunge. »Du hättest ihn gewonnen.«
    Seine Stimme klang tief und bedächtig. »Vielleicht. Oder vielleicht hättest du ihn gewonnen.«
    Ich drückte die Augen fest zu und stellte ihn mir auf der Bühne vor. »Es tut mir leid«, flüsterte ich wieder.
    Er atmete langsam ein und aus. »Mir auch.«
    Ich war eine Vollidiotin! Ganz auf meinen eigenen Schmerz konzentriert, hatte ich überhaupt nicht darüber nachgedacht, wie er sich jetzt fühlen musste. Aber selbst das, selbst die Tatsache, dass es ihm auch wehtat, konnte die egoistische Solistin in mir nicht akzeptieren. Sein Verlust war nur vorübergehend. Er würde andere Wettbewerbe gewinnen, vielleicht sogar den Guarneri in vier Jahren. Ich nicht. Ich würde nie wieder auftreten.
    Nie wieder? Mein Herz schlug schneller und die wohlbekanntePanik kehrte zurück. Was hatte ich getan? Ich rang laut nach Luft, ballte die Hände zu Fäusten und spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen.
    »Was ist denn los?«, fragte Jeremy. »Du zitterst ja richtig.«
    »Weiß nicht«, wimmerte ich, weil es mir peinlich war, aber ich bekam die Panik nicht unter Kontrolle. »Ich habe nur gerade wieder an alles denken müssen und ich kann nicht glauben, dass es wirklich passiert ist.« Die Tränen überschwemmten meine Augen und liefen seitlich über meine Wangen auf das Kopfkissen. »Was habe ich nur getan? Ich habe alle Brücken hinter mir abgebrochen und wo soll ich jetzt hin? Was soll ich jetzt nur machen?«
    »Sch«, versuchte er mich zu beruhigen. »Morgen. Lass uns morgen darüber nachdenken.«
    »Aber …«
    »Entspann dich, Carmen.« Er streichelte mit der offenen Hand über meinen Arm und küsste meine bloße Schulter. »Morgen fangen wir an, alles wieder in Ordnung zu bringen.«
    Entspann dich . Als ob das so einfach wäre! Ich stieß die Luft aus, die ich angehalten hatte, und versuchte, meine Verspannungen zu lösen, einen Muskel nach dem anderen. Die Waden, den Rücken, die Fäuste, den Kiefer, die Finger, alles tat mir weh, als ich es langsam entspannte – tat weh, aber sang vor Erleichterung. Es fühlte sich fast so an, als würde mein Körper mit seinem verschmelzen. Schließlich war ich ruhig genug, um seinen Herzschlag hinter meinem zu hören. Das gab mir Halt. Kurz bevor ich einschlief, dachte ich noch, wie absolut richtig es sich anfühlte, Jeremys Lippen auf meiner Schulter zu spüren.
    Als ich das erste Mal halb aufwachte, war es immer noch dunkel im Zimmer. Ehe ich ganz wach wurde oder daran dachte, die Augen zu öffnen, spürte ich das Gewicht von Jeremys Arm auf mir und seinen Atem an meinem Hals. Ich war noch nicht bereit für den Morgen. Noch nicht. Wenn ich erst einmal richtig aufgewacht war und erauch, würde das Leben von Neuem beginnen und ich konnte mir nicht sicher sein, ob es noch so einen Moment wie diesen gäbe. Also lag ich ganz still da, mit geschlossenen Augen, und saugte die Süße in mich auf. Die ersten Singvögel begannen zu zirpen, aber mein Verstand war stärker. Ich zwang mich dazu, wieder einzuschlafen.
    Es musste Stunden später sein, als ich zum zweiten Mal aufwachte. Diesmal ließ mir das Licht, das durch die Fenster von Jeremys Ecksuite flutete, keine andere Wahl und ich schlug die Augen auf.
    »Jeremy«, flüsterte ich, aber ich wusste bereits, dass er fort war. Das Bett neben mir war leer. Auf seinem Kopfkissen lag ein Zettel.
    Carmen,
    ich bin zu dir nach Hause gefahren. Sei bitte nicht böse. Dein Stiefvater hat mich angerufen (ich glaube, du hast dein Handy zu Hause liegen lassen) und mich gebeten, zu ihm zu kommen, solange deine Mutter nicht zu Hause ist. Ich bringe dir ein paar Sachen mit   –   was zum Anziehen und so weiter, damit du ein bisschen Zeit hast und dir überlegen kannst, was du machen willst. Ich bin bald wieder zurück.
    Jeremy
    Clark hatte Jeremy angerufen? Er musste erraten haben, wo ich war oder es irgendwie durch mein Handy oder die E-Mails herausbekommen haben. Aber wollte Clark, dass Jeremy mir ein paar Sachen holen sollte oder war das Jeremys Idee gewesen? Ich las den Zettel noch einmal. Schwer zu sagen. Falls es Clarks Idee war, würde es bedeuten, dass Diana stinksauer auf mich war und er uns auseinanderhalten wollte. Oder dachte er, dass ich stinksauer auf sie war? Vielleicht stimmte das auch.
    Ich stand auf und zog das Oberteil der Abendrobe hoch. Die Stäbe des Korsetts hatten sich die ganze Nacht
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