Vier Morde und ein Hochzeitsfest
in vollen Zügen genossen hat. »Du willst Hatschi und mich doch nicht im Ernst töten«, sagte ich und gab mir alle Mühe, dass meine Stimme nicht zitterte.
»Natürlich. Wieso nicht? Die anderen habe ich doch auch alle getötet.« Er schniefte und wischte sich die Nase an einem Jackettärmel ab. »Ich kriege eine Erkältung. Oh, Mann, ich kann dir sagen, wenn erst mal eins zum anderen kommt…« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Es war so eine grandiose Idee. Man nimmt ein paar Kunden beiseite und behält sie für sich. Ganz sauber. Bloß hatte ich nicht mit solchen Leuten wie Fred gerechnet, die anfingen, Stunk zu machen. Wir haben alle daran verdient. Wir haben niemandem geschadet. Und dann lief allmählich alles schief, und die Leute haben Panik gekriegt.
Erst Lipinski und dann John Curly.«
»Und deswegen hast du sie getötet.«
»Was sollte ich sonst machen? Es ist die einzige Möglichkeit, jemanden zum Schweigen zu bringen.«
»Was ist mit Martha Deeter?«
»Martha Deeter«, sagte er mit einem Seufzer. »Ich bedaure sehr, dass sie tot ist und ich sie nicht noch mal töten kann. Wenn Martha Deeter nicht gewesen wäre…« Er schüttelte den Kopf.
»Entschuldige meine Wortwahl, aber ihre Anständigkeit kam ihr aus dem Arsch gekrochen. Alles musste überkorrekt sein. Sie wollte bei der Sache mit Shutz einfach nicht nachgeben. Obwohl es gar nicht in ihren Aufgabenbereich fiel. Sie war bloß die dumme Gans vom Empfang, musste sich aber in alles einmischen. Nachdem du das Büro verlassen hattest, beschloss sie, an dir und deiner Tante ein Exempel zu statuieren. Sie schickte ein Fax ans Hauptbüro, mit dem Vorschlag, der Sache einmal nachzugehen und Anzeige wegen Betrugs gegen dich zu erstatten. Kannst du dir vorstellen, was das für Folgen gehabt hätte. Selbst wenn man dich nur angerufen hätte, um dich zu beruhigen, wären doch Ermittlungen in Gang gesetzt worden.«
»Und deswegen hast du sie getötet.«
»Es erschien mir nur vernünftig. Rückblickend kommt einem diese Ansicht vielleicht ein bisschen extrem vor, aber wie gesagt, es ist die einzige Möglichkeit, jemanden mit absoluter Sicherheit zum Schweigen zu bringen. Auf den Menschen an sich ist kein Verlass. Und weißt du was: Ich habe eine erstaunliche Feststellung gemacht. Es ist gar nicht so schwer, einen Mensch zu töten.«
»Wo hast du gelernt, wie man Bomben baut?«
»In der Bibliothek. Eigentlich war die Bombe für Curly gedacht, aber dann sah ich ihn zufällig über die Straße zu seinem Auto gehen. Es war spätabends, und er kam aus einer Kneipe. Es war kein Mensch in der Nähe. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Da habe ich ihn ein paar Mal überfahren. Ich musste sicher sein, dass er tot war. Ich wollte nicht, dass er unnötig litt. Er war kein schlechter Kerl. Stellte nur ein ungelöstes Problem dar.« Ich wurde unfreiwillig von einem Schauder ergriffen. »Ja«, sagte er. »Als ich ihn das erste Mal überfuhr, war es ein bisschen unheimlich. Ich tat so, als sei es eine Unebenheit in der Straße. Wie dem auch sei, jedenfalls hatte ich die Bombe schon fertig gebaut, da fand ich heraus, dass du noch mal zur RGS unterwegs warst. Ich rief Stemper an und erzählte ihm irgendeinen Unsinn, er solle dich eine halbe Stunde hinhalten, damit die Bank Gelegenheit hätte, den Scheck durch das Computersys tem überprüfen zu lassen.«
»Und dann musstest du Stemper töten.«
»Das war allein deine Schuld. Stemper wäre noch am Leben, wenn du nicht so hartnäckig gewesen wärst. Und alles nur wegen zwei Dollar«, greinte Shempsky. »Die Leute sind tot, mein Leben ist ruiniert, und alles wegen zweier läppischer Dollar.«
»Anscheinend hat alles mit Laura Lipinski angefangen.«
»Das hast du herausgefunden, ja?« Er sackte ein Stück in sich zusammen. »Sie machte Larry das Leben schwer. Er hatte die Dummheit begangen, ihr von dem Geld zu erzählen, und sie wollte auch etwas davon abbekommen. Sie war gerade dabei, sich von ihm zu trennen, und sie wollte das Geld. Sie sagte, wenn sie es nicht bekommt, würde sie zur Polizei gehen.«
»Und deswegen hast du sie getötet.«
»Es war ein Fehler, die Leiche verschwinden zu lassen. So etwas hatte ich vorher noch nie gemacht. Deswegen dachte ich mir, ich zerstückele sie, verstaue die Teile in mehrere Müllbeutel und verteile sie, an dem Abend bevor die Müllabfuhr kommt, in der ganzen Stadt. Zunächst einmal muss ich dir gestehen, dass es gar nicht so einfach ist, eine Leiche zu zerteilen.
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