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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg
Autoren: Sarra Manning
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Fotoautomaten von ihrem Ausflug nach Blackpool. Dann das Foto von ihnen beiden an seinem achtzehnten Geburtstag, kurz nachdem sie den Modelwettbewerb gewonnen hatte. Dann noch ein paar Fotos von ihm beim Fußballspielen, damit sie seine sagenhafte Dribbeltechnik beim Sturm auf das Tor bewundern konnte - nicht etwa, wie süß er in kurzen Hosen aussah.
    Der einzige Wermutstropfen in Lauras bevorstehendem Supermodelleben war die Tatsache, dass Tom nicht dabei sein konnte. Sie hatte ihm ihren sorgfältig ausgeklügelten Plan geschildert, dass er nach dem Abitur in London studieren sollte, damit sie zusammen sein konnten. Doch Tom war ganz versessen auf Oxford oder Cambridge und all ihr Jammern und Schmollen und sogar ihre Tränen hatten an seinem Entschluss nichts ändern können.
    »Das zieht bei mir nicht, Laura«, hatte er gestern Abend geseufzt, während er ihr beim Packen half und sie zum letzten Mal versucht hatte, ihn umzustimmen. »Ich bin immun gegen zitternde Unterlippen. Oxbridge oder gar nix. Ende der Ansage.«
    Er war es wirklich. Immun.
    Meistens fand sie es gut, dass er bei ihr keine Wabbelknie bekam wie die übrigen Jungs, das war ganz erfrischend. Aber in dieser Situation hatte es sie wütend gemacht. Besonders weil sie gerade stundenlang in ihrem Zimmer auf dem Boden herumgerollt und dabei gegen die halb gepackten Koffer geknallt waren. Ihre Küsse brachten ihn sonst immer dazu, ihr alles Mögliche zu versprechen, was er aber zurücknahm, sobald sein Blut wieder ruhiger floss.
    »Ich will nicht, dass du weggehst«, hatte Tom gekeucht, als sie mal wieder nach Luft geschnappt hatten, und ihr die Haare aus dem Gesicht gestrichen. »Was soll ich nur ohne dich machen?«
    »Solange es nicht bedeutet, dass du ein anderes Mädchen auch nur ansiehst, wird dir garantiert was einfallen.« Laura hatte sich aufgesetzt und mit dem Fuß gegen einen der Koffer getreten. »Es ist schon seltsam, wenn ein Traum Wirklichkeit wird. Irgendwie ging das alles viel zu leicht. Na gut, ich musste zwölf Wochen mit diesen hysterischen Hühnern in dem Modelhaus wohnen und mir das Gelaber anhören, wie gigantisch groß ihre Poren sind und dass sie aus Versehen eine Tafel Schokolade berührt haben oder dass ich bei einer bestimmten Beleuchtung echt hässlich wäre.« Als sie den ellenlangen Satz beendet hatte, sah sie Tom sauer an, weil er sie auslachte. Wieder mal. Das tat er häufig. Das machte ihn so unwiderstehlich, genau wie seine braunen Augen und die braunen Haare, die er leider bürstenkurz hatte schneiden lassen. Aber Tom hatte seine eigenen Ansichten und manchmal unterschieden sie sich sogar von ihren.
    Deshalb hatte Laura sich damit begnügt, die Nase zu rümpfen, damit sich ihre Sommersprossen bewegten und neu arrangierten.
    »Mach dich nicht dauernd über mich lustig, du Lachsack. Sonst muss ich mich aufregen und krieg Falten - und ich hab das Modelding bestimmt nicht wegen meiner attraktiven Runzeln gewonnen.«
    »Aber dieser extreme Gefühlsausbruch zur Hauptsendezeit könnte dabei ein winziges bisschen geholfen haben«, hatte Tom achselzuckend eingeworfen, sich wieder auf den Teppich gelegt und sich dann vor Schmerz gekrümmt, weil er mit dem Ellenbogen an ihren Kosmetikkoffer gestoßen war. »Schönheit und Verstand. Tja, das ist wohl eine tödliche Kombi, Miss Parker.«
    »Deshalb hab ich nicht gewonnen! Verdammt, warum sagt das jeder bloß dauernd?«, hatte Laura protestiert, und obwohl sie die Streitereien über nichts und wieder nichts mit ihrem hinreißenden Freund mit den dunklen Augen liebte, hatte sie gewusst, dass sie das Unvermeidliche nur aufschoben. »Ich werd niemals mit Packen fertig, wenn du dich so entzückend über meine Koffer drapierst.«
    Die Packerei hatte noch eine Stunde gedauert und dann weitere zehn Minuten, bis Herr Maunz sich endlich von seinem kuscheligen Pullovernest erhob, damit sie den blöden Koffer zumachen konnte. Aber das letzte Auf Wiedersehen an der Haustür war genauso bittersüß und schrecklich gewesen, wie Laura befürchtet hatte.
    Eigentlich war sie so wild darauf, nach London zu ziehen, dass sie auch zu Fuß hingelaufen wäre. Aber in diesem Augenblick an der Tür hatte sie angefangen zu schluchzen und Tom hatte ihre Finger ganz langsam aus ihrem Würgegriff um seinen Hals lösen müssen.
    »Schon gut, Tiger«, hatte er geflüstert, ihr ein letztes Mal über die Wange gestreichelt, und bevor sie ihn noch einmal umarmen konnte, war er den Gartenweg entlanggelaufen und hatte
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