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Vier auf dem Laufsteg

Titel: Vier auf dem Laufsteg
Autoren: Sarra Manning
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mit einer Flanke über das Tor gesetzt.
    »Wir telefonieren jeden Abend und lass dich bloß nicht von irgend so einem Schickimicki-Modeltyp anbaggern«, hatte er noch gerufen, bevor er ein Schatten wurde, der in der Dunkelheit verschwand.
    Jetzt war es Viertel vor sechs, also praktisch schon Abend, und Tom müsste von seinem Fußballtraining zurück sein. Außerdem lag der Abschied an der Haustür mittlerweile fast neunzehn Stunden zurück und die Entzugssymptome näherten sich der Schmerzgrenze. Laura klappte ihr Handy auf.
    »Ich hasse es hier«, stöhnte sie mitleiderregend, bevor er auch nur Hallo sagen konnte. »Ich sterbe vor lauter Langeweile, und du errätst nie, wer...«
    »Laura? Hey, kann ich dich zurückrufen? Ich bin gerade mitten in einem Referat und möchte den Faden nicht verlieren. Ich liebe dich!«
    Offensichtlich liebt er mich nicht, wenn ihm Referate wichtiger sind, dachte Laura und wollte ihm gerade eine SMS schreiben, um ihm das mitzuteilen, als etwas gegen ihre Tür knallte, gefolgt von aufgeregtem Kläffen.
    Vielleicht hatten sie einen Wurf Welpen gekriegt.
    Aber im Wohnzimmer waren keine jungen Hunde, sondern ein großes blondes Mädchen, das Candy laut quietschend umarmte.
    »Oh mein Gott! Also ich find das hier ja so was von abgefahren!«, hauchte sie mit einer Kleinmädchenstimme, die aber dann sehr schnell sehr alt klang. »Wer hätte das gedenkt?«
    An Candys gequältem Gesichtsausdruck konnte man ablesen, dass sie sich das nicht in einer Million Jahre gedenkt hätte.
    »Holly... Toll, dass du hier bist... Lass mich los, bitte!«
    Lange Glieder entzerrten sich langsam, als würde eine moderne Skulptur zum Leben erwachen, und Laura erblickte die Durchschnittsausgabe eines hübschen blonden Mädchens mit dem nichtssagendsten Gesichtsausdruck, den sie jemals gesehen hatte. Und dabei hatte sie drei Monate lang ein Haus mit elf anderen Möchtegern-Models geteilt.
    »Hi«, sagte die Blonde schüchtern, und statt ausdruckslos wirkte ihr Gesicht jetzt irgendwie... erwartungsvoll.
    »Ich bin Laura.« Händeschütteln schien die beste Begrüßungsmethode, obwohl die Finger der anderen Hand so zerbrechlich wirkten, dass Laura befürchtete, sie könnten beim geringsten Druck zerbrechen. »Äh... und du, bist du auch ein neues Model?«
    Das Mädchen schnappte hörbar nach Luft und entriss Laura ruckartig die Hand.
    »Ich bin nicht irgendein Model«, zischte sie. »Also ich bin Schauspielerin und Sängerin und ich mach auch’ne Menge Wohltätigkeitssachen. Also eigentlich bin ich so was wie eine Allround-Entertainerin.«
    »Holly, Süße, in England kennt dich kein Schwein«, seufzte Candy.
    Laura bekam den Eindruck, dass in all ihren Gesprächen mit Holly das Seufzen eine große Rolle spielen würde.
    »Ich dachte, du wärst extra nach London gekommen, um eine neue Karriere zu starten«, fuhr Candy fort.
    »Pah, also meine Karriere braucht keinen Neustart.« Holly wirbelte zu Candy herum, damit sie in den vollen Genuss ihres wütenden Gesichts kam, und hob zur Betonung ihrer Worte lehrerinnenhaft ihren makellos manikürten Zeigefinger hoch. »Also ich musste von L. A. einfach weg, wegen der Paparazzi, die mir überall auflauern. Weil, ich hatte dreimal hintereinander die beliebteste Unterhaltungsshow des Jahres und, hallo-o, also mein Film war 1997 auf der Liste der Blockbuster auf Platz fünf...«
    »Ich setz mal Wasser auf«, verkündete Laura, weil Hollys Stimme gerade hysterisch wurde. Dann sah sie noch mal etwas genauer hin, und tatsächlich!, unter der Sonnenstudiobräune - und waren diese Lippen nicht unterspritzt? - war irgendwas Bekanntes an Holly, aber dazu gehörten runde Wangen, Rattenschwänze und ein Lispeln. »Hast du in ›Hollys Haus‹ mitgespielt? Mann, die Serie hab ich als Kind so was von geliebt!«
    Candy warf die Arme hoch. »Jetzt mach ihr bloß nicht noch Komplimente!«
    »Ja, stimmt. Ich bin Holly!« Jetzt war Laura an der Reihe, wurde gegen eine knochige Brust gequetscht und von einer Wolke Anna Suis Sweet Dreams eingenebelt. »Wie süß, dass du ein Fan von mir bist!«
    Bevor Laura richtigstellen konnte, dass Fan vielleicht etwas übertrieben war, wurde sie wieder weggestoßen und mit einem unerwartet starken Griff an den Schultern gepackt. »Aber weißt du, Lauren...«
    »Ich heiße Laura...«
    »Ich bin ein ganz normales Mädchen«, hauchte Holly. »Genau wie du. Na ja, fast wie du. Und es ist echt unheimlich wichtig, dass da, wo ich wohne und so, dass ich mich da
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