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Verzweifelte Jahre

Verzweifelte Jahre

Titel: Verzweifelte Jahre
Autoren: Brigitta Sirny-Kampusch
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Sirny und deutet nach oben. »Genau unter der Kuppel.« Natascha schaut nach oben. »Wenn du jetzt etwas sagst, hat das eine ganz eigene Akustik«, sagt Brigitta Sirny, »willst du was sagen ?« »Nein«, sagt Natascha. Man hört fast jeden Buchstaben einzeln. Brigitta Sirny geht ein paar Schritte weiter, die Lichter flackern leicht im Luftzug. Jedes Jahr war sie hier in Mariazell, um eine Kerze anzuzünden für Natascha. Sie nimmt eine, holt das Feuerzeug aus der Handtasche, hält die Flamme an den Docht und stellt die Kerze zu den anderen. Irgendwas ist anders, denkt sie. Es ist nichts Erhabenes an der Prozedur. Plötzlich weiß sie es. Natascha ist hier. Sie braucht kein Flämmchen mehr, das ihr das Kind ersetzt. »Willst du auch eine anzünden ?« , fragt sie ihre Tochter. Natascha nickt, streicht über die Kerzen, als suche sie eine bestimmte, entscheidet sich für eine und hält sie an eine der brennenden, bis der Docht Feuer fängt. Ein paar Sekunden schaut sie dem zaghaften Flackern zu, dann stellt sie sie zu den anderen.
    Für wen war die ?, denkt Brigitta Sirny. Natascha sagt nichts. Eine kleine Reisegruppe kommt in den Raum. Sie flüstern irgendwas miteinander. Erkennen sie uns ?, überlegt Brigitta Sirny, aber die Leute sind ganz mit sich beschäftigt. Sie zünden ihre Kerze an, schauen in die Kuppel hinauf, horchen auf die Akustik. Wir sind wie sie, denkt Brigitta Sirny und schaut ihre Tochter an. Ganz normale Touristen.

Anmerkungen

    1 Walter Pöchhacker, Der Fall Natascha. Wenn Polizisten über Leichen gehen, Wien 2004; S. 23 7

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