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Verwegene Herzen (German Edition)

Verwegene Herzen (German Edition)

Titel: Verwegene Herzen (German Edition)
Autoren: Carrie Lofty
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Atem.
    Erschöpft und mit steifen Gliedern kroch sie über den kalten, schmutzigen Boden zu der gegenüberliegenden Wand und versuchte, die Umrisse ihres Gefängnisses auszumachen. Die Zelle maß in Breite und Länge kaum mehr als zwei Mal Adas Körperlänge und ermöglichte ihr kaum, aufrecht zu stehen. Durch die Risse im Mauerwerk drang Feuchtigkeit.
    In den zwei Wochen, seit sie von den Männern des Sheriffs eingesperrt worden war – Will Scarlet und dem Ungeheuer Carlisle –, hätte sie mit einer Geldbuße bedacht, gehängt oder freigelassen werden sollen. Doch unbekannte Entführer hielten sie noch immer fest, nahmen sie mit sich von Ort zu Ort.
    Würde Meg sie finden? Vielleicht würde sie Lord Whitstowe um Hilfe bitten. Und wenn der Earl ablehnte, könnte sie sich an Asher ha-Rophe wenden oder an seinen Sohn Jacob. Vielleicht sogar an Hugo.
    Nein, Hugo würde sie niemals fragen.
    An Adas Gewissen nagte die Frage, ob sie sich überhaupt die Mühe machen würde, nach ihr zu suchen. Meg hatte ihr noch nicht verziehen, ein Wissen, das sie miteinander teilten und das sie so eng verband wie die einsame Hütte, in der sie lebten.
    Auf dem Gang erklangen Schritte, gedämpft von dicken Mauern. Mit einem Knarren schwang die Tür der Zelle auf, und Kerzenlicht fiel in den kleinen Raum. Ada blinzelte und kniff in der plötzlichen Helligkeit die Augen zusammen.
    Zorn und Erschöpfung drohten sie zu überwältigen. „Ich brauche etwas zu essen“, verlangte sie in scharfem Ton.
    „Und ich brauche Antworten.“
    Sie konnte nicht erkennen, welcher der vier Männer, deren Umrisse sie sah, gesprochen hatte. Seine knappe Antwort hallte in der Zelle wider.
    „Wer seid Ihr, dass Ihr mich hier festhaltet?“
    „Ich bin Peter Finch, High Sheriff of Nottinghamshire.“ Der Mann trat durch die rechteckige Türöffnung. „Wie heißt Ihr?“
    „Ada, Milord Sheriff.“
    „Nun, Ada, Ihr werdet meine Fragen beantworten.“
    Sie musterte ihren Gegner auf der Suche nach besonderen körperlichen Kennzeichen, aber Finch wirkte seltsam unauffällig. Mit seinen alltäglichen Zügen sah er durchschnittlich aus, war von mittlerer Größe und Gestalt. Sein Haar, weder lang noch kurz, war von unauffälligem Braun.
    Hätte er Seide und bestickte Gewänder getragen, hätte er ein Edelmann sein können. In einer Schürze und von Schweiß und Schmutz bedeckt ein Schmied. Aber ganz in Schwarz gekleidet, war er weder das eine noch das andere – und passte sich damit den Schatten an.
    Finch näherte sich ihr bis auf Armeslänge, und Ada wich zurück, presste den Rücken gegen die Wand. Hunger und Schwäche raubten ihr die Kräfte, ließen ihren Verstand nur noch instinktiv reagieren. Es verlangte sie nach Wasser, frischer Luft, Nahrung. Freiheit.
    „Ihr habt versucht, einem Kaufmann in der Stadt falsche Smaragde zu verkaufen“, sagte Finch. „Und ich wette, dass es Euch auf anderen Märkten gelungen ist.“
    Er sprach langsam und deutlich, wirkte träge, beinahe müde, aber Ada erkannte warum. Er benutzte seine unauffällige Erscheinung und die ruhige Haltung, um den Verstand seines Gegners zu vernebeln – in diesem Fall ihren.
    „Ich möchte, dass Ihr mir sagt, woher diese Imitationen stammen.“ Er sprach jetzt leiser, wie jemand, dessen Geduld sich dem Ende zuneigte. „Die Art Eurer Gefangenhaltung wird davon abhängen, wie Ihr mitarbeitet.“
    Ihre Gedanken kreisten um einige unpassende Antworten. Sie konnte ihn nicht abweisen, aber ebenso wenig durfte sie Megs Rolle bei diesem Plan verraten.
    Oder doch?
    Ada blinzelte und versuchte, sich seinen hypnotischen Worten zu entziehen. Die monotone Aneinanderreihung von Silben machte sie benommen. Matt sagte sie: „Ich habe Hunger.“
    Finch schnippte mit den Fingern. Zwei Männer traten durch die kleine Tür und packten Ada an Hand- und Fußgelenken. Entsetzten drohte ihr die Kehle zuzuschnüren. Ein dritter Wächter steckte seine Fackel in eine Halterung. Die Flammen warfen ein zuckendes Muster auf die feuchten Wände.
    Ihre Vernunft sagte ihr, dass diese Szene zu seltsam war, zu unmöglich, um wirklich zu sein. So wie sie ihre kurzzeitige Blindheit weggeblinzelt hatte, so wollte sie diesen Albtraum nun mit reiner Willenskraft beenden. Aber nichts geschah. Kein Wille oder Wunsch vertrieb diese brutalen Männer oder deren Hände. Die Furcht drohte ihr den Atem zu rauben, als versuchte sie Luft zu holen, während ihr Kopf in Wasser getaucht wurde.
    Finch zog einen Dolch aus seinem Gürtel.
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