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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir
Autoren: Julia Arden
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Reinigungsmittel, Pflege- und Kosmetikprodukte braucht die Menschheit? Gibt es nicht bereits ein mehr als reichliches Angebot? Was ist denn Fortschritt? Effektivere Kraftstoffe für Autos, die bekanntermaßen alle schädlich für unsere Umwelt sind? Pillen, welche die Auswirkungen unserer ungesunden Lebensweise lindern oder uns einfach nur noch gesünder und noch widerstandsfähiger machen sollen? Ich nenne das nicht Fortschritt, ich nenne das Leichtsinn. Leichtsinn, dem Millionen und aber Millionen Versuchstiere zum Opfer fallen.«
    »Was ist mit Forschung in der Medizin? Hier muss man doch am Tier testen.«
    »Natürlich brauchen wir Forschung in der Medizin. Aber diese an Tierversuche zu knüpfen, ist nicht zwingend notwendig. Es geschieht nur der Einfachheit halber. Denn es kostet Zeit und Geld, in die Entwicklung alternativer Methoden zu investieren und so den Verbrauch von Versuchstieren zu reduzieren. Jahrelanger aktiver Kampf von Tierschützern hat bereits bewirkt, dass einige Regierungen und das Europaparlament sich der Problematik nicht mehr verschließen. Nur leider werden viel zu wenig Finanzmittel zur Verfügung gestellt. Wie gesagt, Tiere zu verwenden, ist eben einfacher. Das Leid der Tiere wird dabei nicht berücksichtigt.«
    »Aber wir haben ein Tierschutzgesetz. Dort ist doch alles geregelt«, lautete ein anderer Einwand.
    Darauf hatte Anna nur gewartet. »Das Tierschutzgesetz. Gut, dass Sie es ansprechen. Dort heißt es: Tierversuche im Sinne dieses Gesetzes sind Eingriffe oder Behandlungen zu Versuchszwecken an Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für diese Tiere verbunden sein können . . . Versuche an Wirbeltieren dürfen nur durchgeführt werden, wenn die zu erwartenden Schmerzen, Leiden oder Schäden der Versuchstiere im Hinblick auf den Versuchszweck ethisch vertretbar sind . . . Versuche an Wirbeltieren, die zu länger anhaltenden oder sich wiederholenden erheblichen Schmerzen oder Leiden führen, dürfen nur durchgeführt werden, wenn die angestrebten Ergebnisse vermuten lassen, dass sie für wesentliche Bedürfnisse von Mensch oder Tier einschließlich der Lösung wissenschaftlicher Probleme von hervorragender Bedeutung sein werden. Kann mir hier irgend jemand erklären, was diese Bestimmungen mit dem Schutz von Tieren zu tun haben? Das Quälen von Tieren ist erlaubt, man muss nur einen Grund dafür finden. Wesentliche Bedürfnisse . . . ich bitte Sie. Was sind denn wesentliche Bedürfnisse. Wer legt diese denn fest? Natürlich wollen alle Lebensmittelkonzerne, jedes Pharmaunternehmen nur das Beste für uns. Ohne Frage ist es ein wesentliches Bedürfnis des Menschen, so gut und so abwechslungsreich wie möglich zu essen. Natürlich ist Körperhygiene ein wesentliches Bedürfnis. Und natürlich ist es ein wesentliches Bedürfnis des Menschen, zwischen mehreren Produkten auswählen zu können. Mit unseren wesentlichen Bedürfnissen können wir alles entschuldigen. Aber statt unsere Bedürfnisse sollten wir unser Gewissen befragen. Was ist sinnvoll, was ist sinnlos? Und warum nimmt die Gesellschaft sogar im Tierschutzgesetz das Leiden der Versuchstiere von vornherein hin? Da ist doch wohl etwas nicht in Ordnung mit unserer ethischen Auffassung.«

2.
    S eit dem frühen Morgen herrschte Aufregung auf dem Revier. Tags zuvor waren zwei hochrangige Geschäftsleute vermisst gemeldet worden. Die Theorien über etwaige Hintergründe drifteten weit auseinander. Am wahrscheinlichsten war die Annahme einer Entführung. Einige Kollegen erklärten die Männer dagegen für Aussteiger, die einfach von Familie und Verantwortung die Nase voll hatten. Andere meinten, der Dschihad hätte jetzt auch in Deutschland zugeschlagen. Wieder andere hielten das Ganze für ein gewaltiges Ablenkungsmanöver, konnte aber nicht sagen, wovon abgelenkt werden sollte.
    Als Maike zu ihrem Chef beordert wurde und dieser ihr verkündete, sie sei vom Leiter der Sonderkommission zur Aufklärung dieses Falles angefordert worden, überraschte es sie weniger, als es ihren Ehrgeiz anstachelte.
    Maike wusste, sie wurde wegen dieses Ehrgeizes von so manchem Kollegen oder Bekannten unverstanden, von einigen sogar verachtet. Sie hatte dazu ihre eigene Theorie: Es war der pure Neid derjenigen, die sich selbst nicht zu Höchstleistungen antreiben konnten. Statt sich ihre Schwäche einzugestehen, versuchten sie, selbstbewusste, zielstrebige Menschen wie sie schlechtzumachen. Daran hatte sie sich gewöhnt, und es
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