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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen
Autoren: S Wiggs
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anders. Sie vertraute den Menschen und war selten enttäuscht worden.
    „Bleiben Sie weg!“, rief er ihr zu, ohne von dem aufzusehen, was er tat. „Ich habe hier ein verletztes Tier.“
    Definitiv keine Anmache.
    Sie sah einen halbwüchsigen Waschbär auf der Seite liegen, der heftig strampelte und ein fürchterliches Geräusch von sich gab. Mit einem Paar Waldarbeiterhandschuhen versehen, versuchte der Mann, die zischende, kratzende Kreatur in einen Leinensack zu stecken, aber der Waschbär war damit offensichtlich überhaupt nicht einverstanden.
    Obwohl sie ihn gebeten hatte, im Auto zu bleiben, stieg Aaron aus. Bandit jaulte im Jeep.
    Kate packte Aarons Schulter und hielt ihn an ihrer Seite fest. „Können wir irgendwie helfen?“
    „Das ist ... verdammt!“ Der Mann sprang zurück und untersuchte seine behandschuhte Hand.
    „Hat er Sie gebissen?“, fragte Kate.
    „Er hat’s versucht.“
    „Haben Sie ihn angefahren?“, wollte Aaron wissen. Sein Kinn zitterte. Er hasste es, wenn Tiere verletzt wurden.
    „Nein. Ich habe ihn so gefunden“, erwiderte der Mann.
    Er hob das erste Mal den Blick von dem verletzten Waschbären und sah die beiden an. Die Sonnenbrille verbarg seine Reaktion, aber sie sah, dass er sie aus dem Supermarkt erkannte. Irgendetwas – ein kaum spürbares Anspannen seines Körpers – reagierte auf sie.
    „Wird er sterben?“, fragte Aaron.
    „Ich hoffe nicht. In Port Angeles ist eine Wildtierrettungsstation. Wenn wir es schaffen, ihn dahin zu bringen, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie ihn retten können.“
    „Wie kann er sich denn noch so heftig wehren?“, wunderte Kate sich. „Er ist halb tot.“
    „Das sieht nur so aus. Und außerdem ist der Überlebensinstinkt sehr mächtig, wenn er sich bedroht fühlt.“
    „Hey“, sagte Aaron und wühlte im Heck des Jeeps herum. „Sie können unsere Kühlbox haben.“
    Kate half ihm, die 40-Liter-Box auszuleeren, die genug Platz für einen noch nicht ganz ausgewachsenen Waschbären bot. Gemeinsam trugen sie die Kühlbox und stellten sie umgekehrt auf den Waschbären. Er krabbelte darunter herum, aber der Mann schaffte es, den Deckel unter Kühlbox und Waschbär zu schieben. Langsam und vorsichtig drehten sie zu dritt die Kühlbox um, bis sie wieder richtig herum stand, dann schlössen sie den Deckel.
    „Wird er darin ersticken?“, sorgte sich Aaron.
    Kate öffnete den Ablaufhahn. „Für das kurze Stück wird es gehen.“
    Der Mann lud die Kühlbox in seinen Pick-up. Die Ladefläche war übersät mit Werkzeug, Dosen mit Schiffslack und einer Kettensäge. Hinter dem Fahrersitz gab es einen Gewehrständer, in dem statt Waffen, Angeln und ein Kaffeebecher steckten. Als der Mann sich umdrehte, erhaschte Kate einen guten Blick auf sein Gesicht. Sogar mit der Brille hatte er diese raue Männlichkeit, die ihr die Knie weich werden ließ – starke Gesichtszüge, ein wie gemeißelter Mund, der Fünfuhrschatten auf den Wangen. Oh Kate, dachte sie, du bist wirklich armselig.
    „Danke“, sagte er.
    Aaron richtete sich auf die unbewusste Weise auf, wie er es immer tat, wenn ein Mann in der Nähe war. Kate zerzauste seine Haare. „Ich freu mich, dass wir helfen konnten.“
    „Wohnen Sie hier in der Nähe?“, fragte der Fremde. „Kann ich Ihnen die Kühlbox vorbeibringen, wenn ich fertig bin?“
    Kate spürte ein leichtes Zögern in sich. Es war nie eine gute Idee, einem Fremden zu sagen, wo man wohnte. Vor allem wenn es sich um ein abgeschiedenes Haus am See handelte, wo niemand einen hören konnte.
    „Ich wohne im Haus der Schroeders“, sagte er, als ob er ihre Gedanken lesen könnte. „Das steht am Lake Crescent.“
    Das Schroeder-Haus. Als sie klein war, hatte sie mit Sammy und Sally Schroeder gespielt. Und hatte Mable Ciaire Newman diesen Mann nicht erwähnt? Hatte sie. „ Warte nur, bis du ihn siehst 1 ’, das waren ihre Worte gewesen. Außerdem hat der Mann gerade einen Waschbären gerettet, dachte Kate. Wie schlecht konnte er da wohl sein?
    „Wir wohnen nur eine Viertelmeile die Straße runter“, erklärte sie ihm. „Ich bin Kate Livingston, und das ist mein Sohn Aaron.“
    „Schön, euch kennenzulernen. Verzeihen Sie, dass ich Ihnen nicht die Hand gebe, aber ich habe gerade ein Wildtier angefasst.“
    Aus irgendeinem Grund fand Kate das lustig und kicherte wie ein Schulmädchen. Mit viel Mühe gelang es ihr, sich wieder zusammenzureißen. „Dann sind Sie also einer der Schroeders?“, fragte sie.
    „Nein, ich bin ein
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