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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen
Autoren: S Wiggs
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sagte sie und hasste den dicken Kloß, den sie in ihrer Kehle spürte. Sie schob die Zeitung ins Regal zurück. Nur dass ich aus diesem Urlaub nicht wieder zurückkomme.
    „Kann ich den Kaugummi hier haben?“, fragte Aaron, dem ihr innerer Aufruhr offensichtlich entgangen war. „Er ist auch ohne Zucker.“ Er zeigte ihr eine flache Packung, die mehr Baseballkarten als Kaugummis enthielt.
    „Klar“, sagte sie und fing an, ihre Einkäufe auf das Laufband zu legen.
    Ein älteres Pärchen stellte sich hinter ihnen in die Schlange. Kate genügte ein Blick aus dem Augenwinkel, um zu sehen, dass die beiden schon immer zusammen waren. Sie hatten diese Leichtigkeit im Umgang miteinander, die aus Jahren des Zusammenlebens und Füreinandersorgens entstand, dieses spezielle Band, wo Gesten und Blicke ganze Sätze ersetzen konnten.
    In Kate stieg eine fürchterliche Sehnsucht auf. Sie war neunundzwanzig Jahre alt und hatte das Gefühl, dass sie eine der grundlegendsten Freuden des Lebens verpasste. Ihr hatte noch nie ein Mann gesagt, dass er sie liebte, und es auch gemeint. Sie wusste nicht, wie es war, einen echten Partner zu haben, einen besten Freund, jemanden, der an ihrer Seite war, egal, was passierte. Immerhin hatte sie einen Sohn, den sie anbetete, und eine Familie, von der sie unterstützt wurde. Dafür war sie dankbar und beinahe etwas beschämt, dass sie sich nach mehr sehnte, sich wünschte, dass die Dinge anders wären.
    Denn manchmal, wenn sie ein glückliches Pärchen sah, das sich umarmte, sich ineinander verlor, fühlte sie den tiefen Stachel der Einsamkeit. Verliebt zu sein sah so einfach aus. Dennoch war es ihr noch nie passiert.
    Vor langer Zeit hatte sie von ganzem Herzen geglaubt, dass sie und Nathan ineinander verliebt waren. Zu spät hatte sie herausgefunden, dass das, was sie miteinander hatten, auf keiner festen Basis stand. Im Angesicht ihrer Schwangerschaft war ihre Beziehung zerbrochen, waren sie auseinandergetrieben wie zwei Eisschollen in der Antarktis.
    Als sie den Einkaufswagen leerte, fühlte sie, wie der John-Deere-Kerl sie beobachtete. Sie war sich sicher, konnte die blitzenden Augen hinter der Sonnenbrille spüren. Er stand zwei Kassen entfernt und hatte ihr den Rücken zugewandt, aber sie wusste verdammt gut, dass er sie noch eine Sekunde zuvor angeschaut hatte. Sehr wahrscheinlich wollte er gucken, ob sie Essensgutscheine benutzte.
    Das geht dich gar nichts an, dachte sie. Und du hast doch eine Vokuhila-Frisur. Sie starrte auf seine breiten Schultern.
    Am Ende des Laufbands packte sie alles wieder in den Wagen, schaute zur Kasse und schluckte in Anbetracht der Summe. Nun ja, neu anzufangen brauchte etwas Startkapital. Sie zog ihre Kreditkarte durch die Maschine und bekam eine Fehlermeldung. Großartig, dachte sie und zog die Karte noch einmal durch. „Bitte wenden Sie sich an den Kassierer“, leuchtete eine Nachricht auf.
    „Ich fürchte, meine Karte funktioniert nicht“, sagte sie und reichte ihre Karte über das Laufband.
    Die Kassiererin nahm sie und tippte die Nummer per Hand ein. „Es tut mir leid, Ma’am, die Karte ist zurückgewiesen worden.“
    Zurückgewiesen. Kates Magen zog sich zusammen, aber sie suchte und fand noch ein Lächeln. „Ich schreibe Ihnen einen Scheck“, sagte sie und zog ihr Scheckbuch hervor.
    „Wir können leider nur Schecks von örtlichen Banken annehmen“, sagte die Kassiererin entschuldigend.
    Kate warf einen Blick auf das Pärchen hinter ihr. „Dann bezahle ich eben in bar“, fluchte sie unterdrückt. „Sie nehmen doch Bargeld?“
    „Hast du denn genug?“, fragte Aaron. Seine Stimme tönte durch den ganzen Supermarkt; Kate wusste, dass der Holzfällertyp sie hören konnte.
    Sie kräuselte die Lippen und kramte vier Zwanzig-, einen Zehn- und vier Eindollarscheine und dreiunddreißig Cent hervor. Das war alles, was sie an Bargeld dabeihatte. Sie schaute noch einmal auf die Anzeige der Kasse. „Guck mal in deinen Taschen, Aaron“, bat sie ihren Sohn. „Mir fehlen zwei Dollar und neun Cents.“
    Ich hasse es! dachte sie, während Aaron in seinen Taschen suchte. Ich hasse es.
    Sie behielt ihr Lächeln bei, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen, und vermied jeglichen Blickkontakt mit der Kassiererin und dem Pärchen hinter ihr.
    „Ich habe einen Quarter und einen Penny“, tat Aaron kund. „Das ist alles.“ Er reichte ihr das Geld.
    „Dann muss ich was zurücklegen.“ Kate wünschte, im Erdboden verschwinden zu können. „Es tut mir
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