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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung
Autoren: John Grisham
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auf den Tisch, während er langsam auf den Höhepunkt seiner Geschichte zusteuerte. »Heute Morgen hatte ich eine Besprechung mit dem CEO und anderen Topmanagern des Unternehmens, und wir haben uns auf einen Vergleich geeinigt.«
    Wally und Oscar hingen mittlerweile an seinen Lippen und wechselten nervöse Blicke.
    Als David sagte: »Das Anwaltshonorar beläuft sich auf 1,5 Millionen Dollar«, schlössen beide die Augen und senkten andächtig den Kopf. Er legte eine kurze Pause ein und gab beiden eine Kopie eines Dokuments. »Das ist der Entwurf eines Gesellschaftsvertrags für die neue Kanzlei Finley, Figg & Zinc.« Oscar und Wally hielten das Dokument in Händen, aber keiner von beiden las. Sie gafften David mit offenem Mund an, beide zu verblüfft, um etwas zu sagen.
    »Eine gleichberechtigte Partnerschaft, bei der wir den Gewinn durch drei teilen mit einer monatlichen Privatentnahme auf Grundlage des Nettoerlöses. Das Gebäude läuft weiterhin auf Sie beide. Ich schlage vor, Sie sehen sich den dritten Absatz auf Seite zwei genauer an.«
    Keiner blätterte um.
    »Sagen Sie uns einfach, was da steht«, sagte Oscar.
    »Das sind sehr klare Regeln darüber, von welchen Tätigkeiten sich die neue Kanzlei fernhält. Es werden weder Bestechungsgelder noch Vermittlungsprovisionen an Polizeibeamte, Abschleppunternehmen, Rettungskräfte oder sonst irgendwen bezahlt. Es gibt keine Werbung an Bushaltestellen oder auf Bingokarten und auch sonst keine billige Reklame. Alle Werbeaktivitäten müssen vom Marketingausschuss genehmigt werden, der – zumindest im ersten Jahr – nur aus mir besteht. Kurzum, mit der Jagd auf Rettungswagen ist Schluss.«
    »Das ist aber langweilig«, witzelte Wally.
    David lächelte höflich, ließ sich aber nicht unterbrechen. »Ich habe irgendwas von Plakat- und Fernsehwerbung läuten hören, das kommt nicht infrage. Die Kanzlei nimmt nur neue Mandanten an, wenn alle drei zugestimmt haben. Barhonorare werden sofort verbucht, die Buchführung übernimmt ein kompetenter Steuerberater. Kurz und gut, die neue Kanzlei wird sich wie eine echte Rechtsanwaltskanzlei verhalten. Der Vertrag läuft ein Jahr, und wenn einer von Ihnen dagegen verstößt, wird die Gesellschaft aufgelöst, und ich suche mir einen neuen Job.«
    »Zurück zu den Honoraren«, sagte Wally. »Das war doch noch nicht alles.«
    »Wenn wir uns auf die Regeln für diese neue Gesellschaft verständigen können, schlage ich vor, wir zahlen mit dem Honorar aus dem Khaing-Vergleich den Bankkredit zurück und begleichen die ausstehenden Kosten aus dem Krayoxx-Desaster, einschließlich der während der Verhandlung verhängten fünfzehntausend Dollar Strafe. Das sind rund zweihunderttausend Dollar. Rochelle bekommt einen Bonus von einhunderttausend. Damit bleiben für die Anwälte 1,2 Millionen übrig, die ich gern durch drei teilen würde.«
    Wally schloss die Augen. Oscar knurrte etwas, erhob sich mühsam, ging zur Eingangstür und sah aus dem Fenster. »Das müssen Sie nicht tun, David«, sagte er schließlich.
    »Da hat er recht«, pflichtete Wally ohne große Überzeugung bei. »Das ist Ihr Fall. Wir haben damit nichts zu tun.«
    »Ist mir klar«, erwiderte David. »Aber ich sehe die Sache so: Wäre ich nicht in dieser Kanzlei, wäre es nie dazu gekommen. Vor einem Jahr hatte ich einen Job, den ich nicht ausstehen konnte. Zufällig bin ich hier gelandet, habe Sie beide kennengelernt, und dann hatte ich Glück und bin über diesen Fall gestolpert.«
    »Guter Punkt«, sagte Wally, und Oscar pflichtete ihm rasch bei.
    Oscar ging zum Tisch zurück und ließ sich langsam auf seinen Stuhl sinken. Er sah Wally an. »Was ist mit meiner Scheidung?«
    »Kein Problem. Wir haben eine unterschriebene Scheidungsvereinbarung. Deine Frau hat keinen Anspruch auf Honorare, die nach der Unterzeichnung eingehen. Die Scheidung wird im Januar rechtskräftig.«
    »So sehe ich das auch«, bestätigte Oscar.
    »Ich auch«, pflichtete David bei.
    Eine ganze Weile lang sagte niemand etwas, dann erhob sich AJ von seinem Kissen und knurrte leise. Das entfernte Heulen der Sirene eines Rettungswagens kam immer näher und wurde lauter. Wally warf sehnsüchtige Blicke zum Fenster neben Rochelles Schreibtisch.
    »Vergessen Sie’s«, sagte David.
    »Tut mir leid. Alte Gewohnheit«, erwiderte Wally.
    Oscar fing an zu kichern, und bald lachten alle drei.

Epilog
    Bart Shaw schloss seine Akten und verzichtete auf eine Klage gegen Finley & Figg wegen Verletzung der
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