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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung
Autoren: John Grisham
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beantragte die Abweisung von vier Klagen, bei denen Krayoxx für Todesfälle verantwortlich gemacht worden war. In bester Nadine-Karros-Manier wurde sofort ein Antrag auf Sanktionen gemäß Prozessordnungsvorschrift 11 gestellt. Varrick Labs forderte die Verhängung von Sanktionen für diese leichtfertig eingereichten Klagen und legte detaillierte Honorarnoten und Spesenabrechnungen vor, um nachzuweisen, dass für die Abwehr der Ansprüche acht Millionen Dollar angefallen waren. Während die Sammelklagenanwälte den Rückzug antraten, setzte Varrick unerbittlich nach. Der Streit um Sanktionen gemäß Prozessordnungsvorschrift 11 würde noch monatelang toben.
    Zehn Tage nach dem Urteil hob die FDA den Rückruf von Krayoxx auf, und Varrick überschwemmte den Markt. Reuben Masseys Barbestände würden schnell wieder aufgefüllt sein, und zuallererst wollte er es den Sammelklagenanwälten heimzahlen, die so hässlich mit seinem geliebten Medikament umgesprungen waren.
     
    Elf Tage nach dem Urteil hatte David immer noch nichts von Aaron Deentz gehört. »Der letzte Geschworene« bloggte nicht mehr, ohne jede Erklärung. Eine Anzeige wegen Körperverletzung hätte für Deentz zwei Seiten. Zunächst einmal riskierte er, dass seine Identität bekannt wurde. Wie viele Blogger genoss er die Anonymität und die Freiheit, praktisch alles sagen zu können. Die Tatsache, dass David wusste, wer er war, und seinen Namen genannt hatte, bevor er ihn niederschlug, musste ihm zu denken geben. Wenn Deentz Anzeige erstattete, musste er vor Gericht erscheinen und zugeben, dass er »Der letzte Geschworene« war. Falls er wirklich Arbeit suchte, konnte ihm das zum Verhängnis werden. In den vergangenen zwei Jahren hatte er furchtbare Dinge über Richter, Anwälte und Kanzleien gesagt. Andererseits hatte David zwei Volltreffer gelandet. Er hatte zwar nicht das Gefühl gehabt, irgendwelche Knochen gebrochen zu haben, aber Schaden hatte er bestimmt angerichtet, selbst wenn dieser nur vorübergehend war. Als Anwalt würde Deentz damit vor Gericht gehen und Genugtuung erhalten wollen.
    Helen hatte er nichts von der Prügelei erzählt. Sie würde sich nur aufregen und sich Sorgen wegen einer Strafverfolgung oder gar Festnahme machen. Er wollte sie nur einweihen, falls Deentz Anzeige erstattete. Mit anderen Worten, irgendwann – vielleicht. Dann hatte er eine Idee. Im Telefonbuch gab es nur einen einzigen Aaron Deentz, und spät an einem Nachmittag wählte David dessen Nummer.
    »Ich hätte gern Aaron Deentz gesprochen«, sagte er.
    »Am Apparat. Wer sind Sie?«
    »David Zinc, Mr. Deentz, und ich möchte mich für mein Verhalten nach der Verhandlung entschuldigen. Ich war aufgebracht und wütend und habe mich hinreißen lassen.«
    Eine Pause. »Sie haben mir den Kiefer gebrochen.«
    Zuerst fühlte David einen gewissen männlichen Stolz, dass sein Haken solche Kraft besaß, aber der verging schnell, als er an eine mögliche Zivilklage wegen Körperverletzung dachte. »Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen und sagen, dass ich Ihnen auf keinen Fall körperliche Schäden zufügen oder etwas brechen wollte.«
    Deentz’ nächste Äußerung war höchst aufschlussreich. »Wie haben Sie meine Identität herausgefunden?«, fragte er.
    Also hatte er Angst aufzufliegen. David wich aus. »Ein Cousin von mir kennt sich mit so was aus. Hat nur vierundzwanzig Stunden gedauert. Sie sollten nicht jeden Tag um dieselbe Zeit posten. Das mit dem Kiefer tut mir leid. Ich bin bereit, die Behandlungskosten zu übernehmen.« Ihm blieb nichts anderes übrig, auch wenn ihm der Gedanke an weitere Ausgaben in der Seele wehtat.
    »Wollen Sie mir ein Angebot machen, Zinc?«
    »Ja. Ich übernehme Ihre Behandlungskosten, und Sie erklären sich bereit, keine Anzeige zu erstatten und mich nicht auf Schadenersatz zu verklagen.«
    »Haben Sie Angst vor einem Verfahren wegen Körperverletzung?«
    »Eigentlich nicht. Wenn ich deswegen wirklich vor Gericht muss, sorge ich dafür, dass der Richter Ihre Kommentare zu Gesicht bekommt, das wird ihm nicht gefallen. Richter hassen solche Blogs. Richter Seawright hat immer mitgelesen und war stinksauer, weil er dachte, die Geschworenen könnten darauf stoßen und sich beeinflussen lassen. Seine Mitarbeiter waren darauf angesetzt, Ihre Identität festzustellen.« Das war frei erfunden, klang aber plausibel.
    »Haben Sie mit irgendwem darüber geredet?«, fragte Deentz.
    David hätte nicht sagen können, ob er eingeschüchtert und
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