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Verstrickung des Herzens

Titel: Verstrickung des Herzens
Autoren: Heather Graham
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Territoriums ständig wuchs, war ein blutrünstiger Bastard. Im Lauf der Kämpfe hatte James festgestellt, daß man mit vielen Weißen vernünftig reden konnte — sogar mit jenen, die in der Seminolen-Emigration nach Westen die einzige Lösung des >Indianerproblems< sahen. Die meisten U.S.-Soldaten weigerten sich auch, Frauen und Kinder zu töten. So wie in der Indianerwelt gab es bei den Weißen gute und böse Menschen. Warren gehörte eindeutig zu den letzteren.
    Seit Kriegsbeginn kämpfte James immer wieder gegen das Volk seines Vaters, weil ihm nichts anderes übrigblieb. Wenn auf seine indianischen Verwandten und Freunde geschossen wurde, feuerte er zurück. Aber er hatte niemals die Plantagen der Weißen niedergebrannt, weder Frauen noch Kinder getötet.
    Wann immer es möglich war, übernahm er die Rolle des Vermittlers. Er half den Seminolen, die sich dem Diktat der Weißen beugen und nach Westen ziehen wollten, und er kämpfte für jene, die sich nicht aus ihrer Heimat vertreiben ließen. Oft genug mußte er gefährliche Gratwanderungen bewältigen. Doch es gelang ihm, seine respektable Position in Indianerkreisen zu verteidigen, ohne die Freundschaft der Weißen zu verlieren, die ihm nahestanden. Im Grunde haßte er diesen Zwiespalt. Seit dem Tod
    Naomis und seines Kindes fürchtete er, eines Tages könnte er sich von seinem Zorn hinreißen lassen und wilde, grausame Rache an den Weißen üben ...
    Die beiden waren nicht niedergeschossen oder mit Bajonetten erstochen worden (wie die Frauen und Kinder und alten Leute in dem Dorf, das Warren kürzlich überfallen hatte), sondern an einer Seuche gestorben.
    Viel zu lebhafte, grauenvolle Erinnerungen ... Auf der Flucht waren sie erkrankt. Die weißen Soldaten trieben sie immer tiefer in den Sumpf hinein — Soldaten, die alle Indianer getötet hätten, alte und junge, Männer und Frauen und Kinder.
    Als James' Familie vom Fieber befallen wurde, verhandelte er gerade in der Nähe von Fort Brooke mit Vertretern der amerikanischen Regierung, beauftragt von entmutigten, kriegsmüden Seminolen, die sich bereiterklärt hatten, in den öden, dürren Westen zu ziehen. Dort sollten die Indianer mit dem Segen der Weißen ein freies Leben führen.
    Von Freunden erfuhr er, seine Frau sei unfähig, die Flucht fortzusetzen. So schnell er konnte, ritt er zu ihr. Aber er kam zu spät, ebenso wie sein Bruder, der am Boden kniete und die tote Schwägerin im Arm hielt. Jarretts Tränen tropften auf das schöne, fahle Gesicht.
    Schluchzend preßte James seine Frau an sich, bis seine Tränen versiegten.
    Auch sein Kind hatte er verloren. Er wollte nicht weiterleben. Tagelang trauerte er, ohne Nahrung, ohne Wasser. Und Jarrett war bei ihm geblieben.
    Nein, er konnte den Bruder niemals hassen. Aber ein heißer, fast übermächtiger Zorn gegen die Weißen und quälende Rachsucht erfüllten sein Herz.
    »Wie viele Menschen wurden bei Warrens Überfall getötet?« fragte Tara und holte ihn in die Gegenwart zurück.
    »Fast hundert. Kurz zuvor ließ er verlauten, die Indianer, die innerhalb eines Monats nach Westen übersiedelten, würden Kleidung, Lebensmittel und Goldmünzen bekommen. Viele Frauen, die von der Flucht völlig erschöpft waren und ihre Kinder verhungern sahen, glaubten ihm. Wäre ich rechtzeitig zu ihnen gelangt, hätte ich sie eines Besseren belehrt. Aber ich hielt mich gerade bei Micanopy auf, während sie südlich von St. Augustine lagerten. Sie wollten sich ergeben, und Warren fiel nachts über sie her. Gegen diese unmenschliche Attacke protestierten sogar die Florida-Siedler, die den Indianern feindlich gesinnt sind. Aber er behauptete, er habe geglaubt, das Lager würde von Seminolen-Kriegern bewohnt, die einen Angriff auf die Farmen der Weißen planten.«
    Die Einzelheiten wollte er Tara nicht zumuten. Die Soldaten hatten alle Leichen verscharrt. Trotzdem sickerten gewisse Information durch. Den Kindern hatte man einfach die Köpfe eingeschlagen — warum sollte man Kugeln vergeuden? Frauen waren aufgeschlitzt, alte Männer verstümmelt und regelrecht abgeschlachtet worden.
    »Nun wissen wir, was von der Feuerpause zu halten ist, die für den März vereinbart wurde.«
    James runzelte die Stirn.
    »O Gott, es tut mir so leid«, beteuerte Tara. »Bitte, denk daran, nicht alle Weißen sind so ...«
    »... wie Warren«, vollendete er den Satz. »Trotzdem — es gibt viel zu viele von seiner Sorte.«
    Inzwischen hatten sie die Veranda erreicht. Tara führte ihn zu der
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