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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition)
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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der Figur einen Arm ab. Vor den Augen des Käufers hat er das Ding verstümmelt. »Kauf dir deine Statue im Gartencenter, hier hast du nichts verloren.« Damit warf er seinen Hammer dem Kunden vor die Füße und stampfte an mir vorbei nach draußen. Der Typ ging ihm nicht mal hinterher, das traute er sich nicht, mein Vater war damals ein baumstarker Kerl. Nicht gerade einer, mit dem man Streit suchte.«
    »War wahrscheinlich nicht leicht, mit so jemandem zusammenzuleben. «
    »Er war nicht immer so schwierig, nur phasenweise. Ich glaube, mein Vater hatte das Gefühl, er würde nicht … na ja, nicht genügend wertgeschätzt. Er hat nie den großen Durchbruch geschafft. Musste sich immer abmühen. An seinen Plastiken lag es sicher nicht. Die waren klasse, das kannst du mir glauben. Aber um sie zu verkaufen, reichte das nicht. Im Nachhinein denke ich, dass er auch zu stolz war. Es kam wirklich oft genug vor, dass wir keinen Cent mehr hatten, aber er wollte ums Verrecken nicht vor dem Geld zu Kreuze kriechen. Sich nicht dem dummen Kapitalismus unterwerfen, in seinen Worten. «
    »Und deshalb bekommt er jetzt nie von dir Besuch?«
    »Nein, sondern weil es mich so an meine Mutter erinnert. Er wohnt immer noch in demselben Haus, und wenn ich hinkomme, muss ich immer dran denken, wie beschissen alles damals wurde, nachdem sie weg war. Er ist einfach nie wieder ganz er selbst geworden. Hat sich zurückgezogen, und die Leute haben einen Bogen um ihn gemacht.«
    »Hatten deine Eltern keine Freunde?«
    »Doch, bevor meine Mutter verschwunden ist, waren oft Leute bei uns zu Besuch. Es gab zwei, die praktisch bei uns wohnten, und außerdem kamen regelmäßig Künstler aus dem Ausland, vor allem aus der DDR. Dann sorgte mein Vater immer
für Speis und Trank in Hülle und Fülle, obwohl wir uns das eigentlich nicht leisten konnten. Darüber stritten sie, glaube ich, meistens hinterher, wenn alle wieder weg waren. Meine Mutter war nicht besonders begeistert davon, soweit ich es mitbekommen habe. Ihres Erachtens kümmerte mein Vater sich zu viel um die Deutschen, statt dafür zu sorgen, dass wir als Familie finanziell über die Runden kamen. Aber wie dem auch sei – nachdem sie verschwunden war, kam jedenfalls niemand mehr. Und seit Sabine mit Michael nach Illinois gezogen war, wohnte ich da mehr oder weniger alleine.« Sie verzog den Mund zu einem freudlosen Grinsen. »Pippi Langstrumpf, nur anders. Dass Jules und ich damals so schnell geheiratet haben, war, im Nachhinein gesehen, wohl so eine Art Fluchtverhalten.«
    »Dein Ex.«
    »Yep«, sagte sie mit ausdrucksloser Miene. »Inzwischen wohnt er in Lelystad, glaube ich. Und mein Vater immer noch in diesem Spukhaus. Wenn ich nicht unbedingt muss, fahre ich da lieber nicht mehr hin.«
    »Ich werd dich nicht hinjagen.«
    Eine kühle Brise kam auf. Susan drückte den Rücken durch. »Wollen wir mal los?«
    Er nickte und stand auf. Reckte sich. Sah zu, wie sie die Arme durch die Träger ihres Rucksacks steckte und ihren Pferdeschwanz in Ordnung brachte.
    In der Metro spukte ihm immer noch die kurze Charakterisierung durch den Kopf, die Susan von ihrem Vater gegeben hatte. Dass ihre Mutter von zu Hause abgehauen war, lag durchaus im Bereich des Möglichen. Anderes ebenso. Aber dazu würde er sich nicht äußern.
    Vorerst noch nicht.
    Wenn sie wieder in den Niederlanden wären, wollte er diesen Schwiegervater mal persönlich kennenlernen.
    Dann war es immer noch früh genug für Schlussfolgerungen.

7
    Sie konnte jeden Moment da sein.
    Thierry hielt die Waffe, die man ihm heute Morgen in die Hand gedrückt hatte, fest umklammert. Sie hatte keine Sicherung, und er wagte nicht, den Finger um den Abzug zu legen. Aus Angst, vor lauter Nervosität unabsichtlich abzudrücken. Einem Freund von ihm war das passiert. Der lag jetzt auf dem Friedhof und rottete unter der Erde vor sich hin.
    Er warf seinem Chef einen nervösen Blick zu. Der war die Ruhe selbst, wie immer. Unglaublich, wie der das hinbekam. Und was er sonst noch so draufhatte. Miguel sprach fließend fünf Sprachen, er konnte sich überall auf der Welt verständigen. Der Mann war ein Genie.
    Was er früher gemacht hatte, behielt der Kolumbianer für sich. Aber ganz sauber war es nicht gewesen. Von Miguels Mundwinkeln aus liefen zwei Narben auf seinen Hinterkopf zu. Da hatte jemand ein scharfes Messer angesetzt und mit kräftigem Druck durchgezogen. In Kolumbien, wie Miguel ihnen auf Nachfrage erzählt hatte. Da schien der Idiot auch
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