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Verstehen Sie das, Herr Schmidt? (German Edition)

Verstehen Sie das, Herr Schmidt? (German Edition)

Titel: Verstehen Sie das, Herr Schmidt? (German Edition)
Autoren: Helmut Schmidt , Giovanni di Lorenzo
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einmal zurückkommen zum Internet. Sie bekommen ja jede Woche eine Menge Zuschriften. Sind es vor allem Briefe, oder gehen inzwischen auch viele E-Mails ein?
    Es kommen eine ganze Menge E-Mails, ich kann das nicht mehr übersehen. Ich kriege nicht mehr alle Briefe vorgelegt, weil mir das zu viel wird; immerhin bin ich im 94. Lebensjahr. Es wird also ein bisschen gefiltert. Aber alles, was ernsthaft lesenswert ist, landet natürlich auf meinem Tisch.
    Das heißt, Ihre Mitarbeiter haben den besten Überblick über Ihre E-Mails?
    Sie haben einen ordentlichen Überblick, ja.
    Die Facebook-Seite »Helmut Schmidt« gefällt mehr als 40   000 Mitgliedern des sozialen Netzwerks. Haben Sie sich das schon mal zeigen lassen?
    Nee.
    Sie sind gar nicht neugierig?
    Nee, nee. Ich warte darauf, dass die Zeit mir davon berichtet. (lacht)
    Haben Sie denn ein Handy?
    Ich habe kein Handy, und wenn ich eins hätte, würde ich es nicht benutzen.
    Weil Ihnen das Hören so schwerfällt?
    Nein, weil ich keine Lust dazu habe. Ich telefoniere überhaupt nur noch selten. Wahrscheinlich habe ich das auch früher nie wirklich gern getan. Ich habe immer die Schriftform bevorzugt, und zwar die briefliche Schriftform.
    Zu Ihrer Zeit als Politiker, in der Bonner Republik, gab es nur wenige wichtige politische Medien – und oft eine Art Kumpanei zwischen Journalisten und Politikern.
    Eine Art Kumpanei, das kann man unterschreiben. Es war wirklich eine sehr spezielle Art, die zum Teil auch zerstörerische Folgen hatte. Nehmen Sie zum Beispiel den Spiegel der fünfziger Jahre. Der zerstörte, ohne es zu wollen, das Vertrauen zwischen den Akteuren.
    Inwiefern?
    Er zerstörte das Vertrauen in den Ernst des anderen. Durch Indiskretionen, durch Geschichten, die nicht ganz, sondern nur ein bisschen stimmten, durch vielerlei Dinge. Er zerstörte auch das Vertrauen, weil er die Autorennamen wegließ. Die einzige Ausnahme war Rudolf Augstein selbst.
    Würden Sie sagen, dass der Spiegel in der innenpolitischen Berichterstattung heute glaubwürdiger ist?
    Ja.
    Es gab damals auch eine ganze Reihe von Korrespondenten, die über die Partei berichteten, der sie selbst angehörten.
    Das ist ganz normal.
    Das finden Sie normal? Ist ein Journalist nicht befangen, wenn er Parteimitglied ist?
    Mache ich auf Sie den Eindruck, befangen zu sein, nur weil ich SPD-Mitglied bin?
    Nein, aber Sie sind auch Helmut Schmidt.
    Ich halte es für normal, dass jemand, der einer Partei angehört, seine eigene Meinung über seine Partei durchaus lesbar zum Ausdruck bringt, wenn er denn gefragt wird.
    Fühlten sich die einzelnen Medien früher sehr viel stärker einer bestimmten parteipolitischen Richtung verpflichtet, als das heute der Fall ist?
    Das weiß ich nicht. Die FAZ von heute ist eindeutig CDU-nah aufgestellt.
    Sie ist aber immer wieder auch sehr kritisch gegenüber der schwarz-gelben Regierung.
    Sehr kritisch, aber die Grundtendenz ist gouvernemental und konservativ. Trotzdem ist die FAZ eine gute Zeitung. Übrigens ebenso wie die Süddeutsche Zeitung.
    »Früher war alles besser« – dieser Satz überzeugt Sie nach wie vor nicht?
    Käse. Was war denn besser? Zu unserer Zeit war vieles ganz anders, aber es war nicht besser. Auch nicht in der Politik: Nehmen Sie zum Beispiel den Verteidigungsminister Strauß oder später den Generalinspekteur Trettner. Die haben damals das Publikum regelrecht getäuscht. Das wäre heute schwieriger.
    Auch dank des Internets, weil es sofort auffliegen würde.
    Auch dank WikiLeaks, ja.
    19. April 2012

»Ich wusste, dass China wiederkommen würde«
    Über Menschenrechte, Gewalt und Interventionen
    Lieber Herr Schmidt, Sie haben gerade, man glaubt es kaum, eine zwölftägige Reise nach Singapur und China hinter sich. Wie haben Sie das überlebt?
    Ich bin diesmal mit einem Arzt und einer Pflegerin gereist. Jeden Tag gab es eine Spritze gegen Thrombose.
    Selbst Ihre Biographen verlieren langsam den Überblick, wie oft Sie schon in China waren: 15 Mal, 16 Mal?
    Ich weiß es nicht, ich habe die Reisen nicht gezählt.
    Jedenfalls ist China schon lange Ihr Lieblingsland!
    Das mag so sein. 1975, vor 37 Jahren, war ich das erste Mal dort. Ich habe großen Respekt vor der 4000 Jahre alten chinesischen Zivilisation. Die ältesten chinesischen Schriftzeichen stammen etwa aus dem Jahre 2000 vor Jesus von Nazareth, sie wurden in Schildkrötenpanzer graviert. Was Philosophie und Literatur, Naturwissenschaft, Technik und Medizin anbelangt, waren die Chinesen
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