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Versprochen

Versprochen

Titel: Versprochen
Autoren: Sophie Lang
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so vertraut vor.
    Ich muss unbedingt Kristen finden. Will mehr von ihr über diese Erinnerungslöschsache erfahren.
    Wie eine Betrunkene schwanke ich zurück in mein Zimmer, wo ich sie zuletzt gesehen habe. Sie ist nicht da. Aber der Spiegel ist noch da und ich trete wieder davor. Frisch geduscht, angezogen. Bereit.
    Die Augen der jungen Frau im Spiegel scheinen sich in mein Inneres zu Bohren. Wollen mir etwas verraten, aber ich kann sie nicht verstehen. Wie eine Stahlbetonwand die sich quer durch mein Gehirn zieht, bin ich von ihr abgeschottet. Mein Magen knurrt wie eine hungrige Bestie. Bestie? Ich denke an das Tattoo das sich bewegt hat, oder habe ich mir das doch nur eingebildet? Ich brauche dringend etwas für meinen leeren Magen und ich will Antworten.
    Irgendwie armselig folge ich dem gewundenen Gang, der mich immer wieder an das Innere eines Schneckenhauses erinnert. Ich bin mir sicher, ich war noch nie in einem Schneckenhaus. Der Boden unter mir schwankt hin und her, aber ich weiß, dass ich es bin die schwankt und nicht der Boden.
    Immer wieder halte ich an den komischen asymmetrischen Türen an und lausche. Nichts.
    Klopfe an. Nichts.
    Öffne die Tür. Verschlossen.
    Gehe weiter.
    Spätestens nach der zehnten Tür bin ich mir sicher, dass ich den Weg zurück nicht mehr alleine finden werde. Ich bin schon zu tief in dem Schneckenhaus, bin schon zu oft abgebogen und alles sieht so gleich aus. Ich bin mir sicher, dass ich es nicht merken würde, wenn ich im Kreis laufe. Ich habe mich tatsächlich verlaufen. Na super!
    Ich fasse den Entschluss mich hier auf den weißen, sterilen Boden zu setzen und einfach zu warten bis jemand vorbeikommt und mich aufsammelt. Den Kopf zwischen den Knien, die Beine angezogen. Ich muss wirklich kläglich aussehen. Nach einer halben Ewigkeit - ich glaube, ich habe sogar etwas geschlafen - höre ich Stimmen. Kristen und ein Mann.
    Sie sind nah, entfernen sich aber irgendwie schon wieder von mir. Ich stehe auf. Uff, meine Beine sind wie betäubt. Die beiden müssen irgendwo hier in dem Wirrwarr der Gänge sein.
    „Sie kann sich an nichts erinnern“, sagt Kristen.
    „Du hast ihre Erinnerungen gelöscht? Das war so nicht abgemacht“, sagt er zornig.
    „Sie ist am Leben, so wie du es wolltest. Du kannst sie mitnehmen. Die Amnesie war nicht rückgängig zu machen. Sorry Adam. Es war schon zu spät.“ Die Stimmen werden leiser. Ich kann sie kaum noch hören. Seine Stimme ist tief, männlich. Ist mir sympathisch, trotz des Zorns den sie versprüht. Kristen ist sachlich und kalt und sie sprechen von mir, da bin ich mir sicher. Soll ich rufen und mich zu erkennen geben? Nein, ich versuche ihnen zu folgen und will mehr hören.
    Wieder stellt sich mir eine Gabelung in den Weg. Verflucht, dieses irre Schneckenhaus treibt mich noch in den Wahnsinn. Kein Weg führt in die Richtung in der das Gespräch langsam verstummt.
    Ich gehe nach rechts, intuitiv und mache so schnell ich kann. Aber jeder Schritt quält meine Oberschenkel und mein Herz pocht vor Anstrengung. Jetzt stehe ich vor einer Tür die nicht eine gerade Linie hat. Kristen und der Mann kann ich nicht mehr hören. Ich lausche nicht, klopfe nicht, mache die Tür ohne zu zögern auf. Sie geht auf?! Ein Wunder?
    Eisige Kälte schlägt mir entgegen. Ein Labor wie in einem Buch, an das ich mich nicht erinnern kann, aber dessen Bilder mir vor das innere Auge kommen. Frankensteins Labor. Reagenzgläser so groß wie tragende Säulen in einer Kathedrale. Schläuche, Apparate so fremdartig und chaotisch, ja fast schon kitschig. Lampen, Lichter, Generatoren. Ich kann fast alles beim Namen nennen, nur das nicht, was in der Reagenzsäule keine fünf Meter von mir entfernt schwebt. Es ist die Quelle der eisigen Kälte. Ganz sicher, ich kann es spüren.
    Es ist ein Lebewesen ganz sicher, aber so eines habe ich noch nie gesehen. Nein STOP! Stimmt nicht. Es sieht aus wie meine Tattoos. Aber mein Gehirn liefert keine Wörter für dieses Etwas, das Sinn machen würde.
    Es sieht mich an mit seinen abnormalen Augen die voller Hass sind und dann spuckt mein Gehirn doch noch ein Wort aus.
    Eine Bestie?
    Ein Schmerz durchzuckt meine Schulter. Ich mach mir vor Schreck fast in die Hose und werde herumgerissen und die Tür hinter mir fällt zurück ins Schloss. Ein Riese hält mich an der Schulter fest. Der größte Teil seines Gesichtes besteht aus Kinn. Der Körper aus Fleisch und aus Muskeln, die deutlich unter der roten Lederuniform hervortreten. Der
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