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Verschwörung in Florenz

Verschwörung in Florenz

Titel: Verschwörung in Florenz
Autoren: Franziska Wulf
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wurden. Dahinter verborgen befand sich eine weitere Tür. Sie war schmal, unscheinbar und machte einen nutzlosen Eindruck, so als hätte sie vor langer Zeit einmal in einen Raum geführt, den es nun schon seit vielen Jahren nicht mehr gab. Doch wer genauer hinsah, erkannte, dass sie erst vor kurzem mit Eisen verstärkt und einem überaus komplizierten Schloss versehen worden war. Cosimo holte einen Schlüssel hervor und öffnete die Tür zu einem kleinen Raum, der von einer Öllampe erleuchtet wurde.
    »Worauf wartest du noch? Komm rein!«, forderte Cosimo seinen Freund auf, der in der Tür stehen geblieben war, als wäre er von einem Moment zum nächsten zu Stein erstarrt. Giacomo deutete auf die seltsamen Gerätschaften, die auf zwei schmalen an den Wänden stehenden Tischen aufgereiht waren – feine Waagen und winzige Gewichte aus Messing, mit denen sich selbst kleinste Mengen genau abwiegen ließen; Glaskolben unterschiedlicher Form, Größe und Farbe auf Eisengestellen; verschiedene Gläser mit Pulvern, Kräutern und Kristallen; mehrere Kessel und dreibeinige Pfannen aus Kupfer und Eisen; dunkle Flaschen, in denen offensichtlich Flüssigkeiten aufbewahrt wurden; außerdem ein aus Ziegeln gemauertes Kohlebecken mit Aufsatz und ebenfalls gemauerter Esse, das wohl als Herd diente.
    »Ist dies … ist dies etwa die Küche eines Hexenmeisters?«, fragte er mit zitternder Stimme.
    Cosimo lachte nicht. Er konnte das Entsetzen seines Freundes durchaus nachempfinden. In diesem Gewölbe sah es wahrhaftig so schaurig aus, dass einem auf Anhieb alle Geschichten einfielen, die man je über Hexerei, Zauberei und Dämonenbeschwörung gehört und die einen als Kind so geängstigt hatten. Er selbst hatte es ähnlich empfunden, als er vor einigen Monaten zum ersten Mal mit Luciano hier unten gewesen war.
    »Nein, keine Sorge«, antwortete er, während er den Sack öffnete und den Inhalt auf einen der beiden Tische stellte.
    »Luciano ist kein Hexenmeister, wohl aber ein Gelehrter, ein Forscher. Und dies hier ist sein geheimes Laboratorium. Hier geht er seinen Forschungen nach und führt seine Experimente durch. Er war so gütig, es uns für diese Nacht zur Verfügung zu stellen. Wir dürfen sogar alle Gerätschaften benutzen.«
    Giacomo trat immer noch zögernd ein. Mit deutlichem Argwohn betrachtete er jeden einzelnen Gegenstand, nahm schließlich eine der Flaschen in die Hand, öffnete den Korken und roch daran.
    »Das stinkt ja wie im Abort des Teufels«, sagte er und stellte die Flasche angewidert an ihren Platz zurück. »Und wie können wir sicher sein, dass dieser Luciano uns nicht verrät? Woher willst du wissen, dass nicht jeden Augenblick die Stadtwachen hier sind?«
    »Er wird uns nicht verraten«, erklärte Cosimo. »Es ist etwa zehn Jahre her – Luciano war damals noch keine zwanzig Jahre alt –, als wohlwollende Nachbarn wegen des seltsamen Gestanks, der Tag für Tag aus seiner Wohnung drang, die Stadtwachen riefen. Er wurde verhaftet und wegen des Verdachts der Hexerei vor Gericht gestellt. Mein Onkel war einer der Beisitzer in dem Prozess. Er erkannte schnell in Luciano den herausragenden Geist und konnte es nicht zulassen, dass dieser auf dem Scheiterhaufen zu enden drohte. Also nahm er die Angelegenheit selbst in die Hand. Er trieb Entlastungszeugen auf, sorgte dafür, dass die belastenden Aussagen widerlegt wurden, und bürgte sogar selbst mit seinem Wort und einer ansehnlichen Summe für Luciano. Der wurde daraufhin von allen Punkten der Anklage freigesprochen, und damit er ungestört weiterforschen konnte, erwarb mein Onkel diese Apotheke in seinem Namen. Wie du siehst, hat Luciano meiner Familie mehr als nur sein Leben zu verdanken.«
    Cosimo schämte sich dafür, wie hochmütig diese Worte in den Ohren eines Außenstehenden klingen mussten. Und trotzdem war es nicht mehr als die Wahrheit. Eine Wahrheit, wie sie in der Familie der Medici nahezu alltäglich war. Er hätte Giacomo wohl noch hundert vergleichbare Geschichten erzählen können. Und auch wenn es viele andere nicht verstehen konnten, wenn Familien wie die Pazzi dieses Verhalten der Medici Künstlern und Forschern gegenüber als Prahlerei und Verschwendung bezeichneten – er war stolz darauf.
    Er räusperte sich. »Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wir wollten das Elixier herstellen, und allmählich läuft uns die Zeit davon. Wenn wir noch vor Sonnenaufgang fertig werden wollen, sollten wir jetzt endlich beginnen.«
    Giacomo nickte, und
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