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Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Åke Smedberg
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clever. Ich konnte ihn überzeugen, dass ich da eine alte Lidingö-Modelleisenbahn an der Hand hätte. Aber ich selbst hatte nicht vor, jemals nach Bräcke zurückzukehren. Ich wollte um nichts in der Welt zurück. Es sollte unterwegs passieren.«
    Plötzlich lachte er auf und schüttelte den Kopf.
    »Auf sie konnte man sich nie wirklich verlassen, wussten Sie das? Es war immer unberechenbar, was sie sich als Nächstes ausdachte. Sie nahm mit Anna Kontakt auf, können Sie sich das vorstellen? Erzählte von uns. Als wäre das Ganze nur ein Spiel für sie.«
    Bernt Larsson schüttelte von neuem den Kopf und schwieg.
    »Und hat sie ihr erzählt, was passiert ist?«, fragte Nielsen nach einer Weile. Bernt Larsson zuckte leicht mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was sie ihr gesagt hat. Aber sie und Anna... Da war etwas zwischen den beiden... Vorher, ja, da waren die wie ein verdammtes Liebespaar... So innig, da passte noch nicht einmal ein Finger zwischen die beiden...«
    Er lehnte sich nach vorne, die Arme fest um den Brustkorb geschlungen. »Sie müsse sie unbedingt treffen, sagte sie. Nur darum sind wir weiter nach Norden gefahren. Ich wusste, dass es nicht funktionieren konnte, dass sie niemals den Mund halten würde. Und ich wusste, was zu tun war.«
    Er verstummte.
    »Und Bengt Andersson und seine Braut?«, fragte Nielsen mit angehaltenem Atem.
    Bernt Larsson starrte ihn mit stumpfem, fast schläfrigem Blick an. »Ich habe ihn aufgeschlitzt wie einen verdammten Sonntagsbraten. Und sie auch. Es war so verflucht heiß. Oder vielleicht wurde es das auch erst später. Wir hatten sie im Auto. Wir fuhren wie die Wahnsinnigen... Dede hatte Anna schon angerufen und ausgemacht, dass wir uns treffen... Wir haben den Waldweg runter vom Sommerhaus genommen und warteten ein paar Kilometer vom Haus der Sjödins entfernt auf sie... Und sie kam mit, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Sie muss doch etwas gemerkt haben, oder? Sie muss doch etwas gemerkt haben!«
    Plötzlich fing er an zu zucken, schien Atemschwierigkeiten zu haben.
    »Ich war gezwungen, es zu tun. Etwas anderes hätte doch keinen Sinn gehabt, nicht wahr?«
    Wieder begann er hin und her zu schaukeln.
    »Die Quelle! Dede wollte da unbedingt hin. Wir hielten am Fluss an, folgten seinem Lauf und bogen dann steil den Berg hinauf. Dort gibt es ein kleines Grottensystem. Einer der Gänge führte zu einer Quelle, einer Aushöhlung mitten im Felsen. Göte hat sie ihr einmal gezeigt, er kannte jede einzelne verfluchte Grotte in der Gegend. Er hat sie dorthin mitgenommen. Und sie wollte wieder zurück, in die Grotte. Sie behauptete, dass sie geheilt werden würde, wenn sie in die Quelle tauchte. Man konnte nicht mehr vernünftig mit ihr reden. Und mit Kaj schon erst recht nicht. Der schrie herum, dass wir uns selbst anzeigen und alles gestehen sollten. Das ging doch nicht, oder? Das wäre Wahnsinn gewesen. Ich hatte doch alles arrangiert.«
    John Nielsen schloss für einen Moment die Augen.
    »Sie haben die beiden auch getötet?«, sagte er leise.
    Bernt Larsson hob den Kopf, starrte ihn mit leerem Blick an und schüttelte dann langsam den Kopf.
    »Ich habe Dede nicht angefasst. Sie hörte einfach auf zu atmen. Lag da, regungslos. Ich habe sie in die Grotte getragen. Das war das, was sie sich gewünscht hatte. Dann habe ich den Eingang der Höhle versperrt. Aber Kaj kam angelaufen und fing an, an mir herumzuzerren. Er wollte sie da wieder rausholen. Aber das konnte ich nicht zulassen. Ich war gezwungen, ihn zu stoppen.«
    »Was ist mit ihm passiert?«, fragte Nielsen.
    Bernt Larsson, der in sich zusammengesunken war, richtete sich mit letzter Kraft wieder auf.
    »Ich konnte das nicht zulassen«, wiederholte er still. »Und er hatte kein Recht, dort zu sein, bei ihr. Er hatte versagt! Also kam er zu den anderen, ein Stück weiter den Berg hoch. Sie haben ihn nicht entdeckt. Die würden ohne Hilfe vermutlich noch nicht einmal ihren eigenen Arsch finden. Hätte ich die Stelle nicht gezeigt, hätten sie nicht den geringsten Dreck gefunden.«
    Unvermittelt beugte er sich sehr nahe zu Nielsen.
    »Das ließ sich nicht verhindern. Das verstehen Sie, oder? Es ist, wie es ist. Nichts kann man verhindern. Nichts...«
    Dann holte er Luft.
    »Ich habe sie später gehört«, sagte er heiser. »Sie spricht seitdem mit mir. Sie will, dass ich sie nicht vergesse. Sie denkt nicht daran, mich vergessen zu lassen.«
    Nielsen wartete einen Augenblick.
    »Sie ist tot«, sagte er
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