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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Jörg Benne
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schließlich dürfen die Oger nicht sehen, in welcher Gruppe ich mitreite.«
    Und so verabschiedeten sie sich. Tristan wünschte Vinjala alles Gute, Tiana umarmte ihn innig, ehe er noch etwas sagen konnte. »Leb wohl«, schluchzte sie, den Kopf an seiner Schulter vergraben. Plötzlich hatte er einen Kloß im Hals, als ihm klar wurde, dass er sie wohl nie wiedersehen würde. Und auch Martin nicht, der ihm ein treuer Gefährte gewesen war. Auch er umarmte Tristan und klopfte ihm fest auf die Schulter. »Machs gut, Junge. Ich hab dir ja gezeigt, wie man mit dem Ogergesocks fertig wird, und lass dich nicht von irgendwelchen Spinnen erschrecken, falls ihr noch welche trefft.« Martin grinste, doch auch seine Augen glitzerten feucht. Darius nahm Tiana beiseite und ging ein paar Schritte mit ihr. Schließlich nahm er sie in den Arm und Tristan bemerkte, wie sein Vater sich hastig eine Träne wegwischte.
    Als die Sonne schließlich über die Baumwipfel lugte, verließen sie Lontona. Reiten konnten sie die Nobos zwar noch immer nicht, aber immerhin folgten sie den Zügeln bereitwillig und mussten nicht gezogen werden. Darius befahl, Schildzauber bereitzuhalten, falls die Oger sie nun, da sie Reittiere hatten, doch angreifen würden, aber sie marschierten eine Stunde unbehelligt, saßen dann auf und ritten weiter.
    Gegen Mittag erreichten sie die Weggabelung. Eine Furt führte hier über den breiten, aber sehr seichten Nassoja und auf der anderen Seite schloss sich eine schmale Straße an die Furt an, die laut der Karte aus dem Wirtshaus etwa einen Tagesritt östlich von Kreuzstadt auf die große Ost-West-Straße traf.
    An der Furt stoppten sie kurz. Darius legte Tiana noch einmal die Hand auf die Schulter. »Reitet zügig nach Kreuzstadt. Ihr müsstet es heute Abend noch erreichen können. Bleibt dort einen Tag oder zwei und sucht euch eine Gruppe von Händlern, die nach Nephara will. Wir sehen uns dort, ich verspreche es.« Er wandte den Blick zu Martin. »Und du gibst gut auf die beiden acht.«
    Martin nickte und Darius hob noch einmal die Hand zum Gruß, ehe er seinen Nobo über die Furt dirigierte.
    Es fiel Tristan schwer, seinem Vater zu folgen. Es kam ihm wie Monate vor, die die anderen nun seine Gefährten gewesen waren, insbesondere Martin. Erst als Darius schon fast am anderen Ufer angelangt war, winkte Tristan ihnen noch einmal zum Abschied und folgte Darius und Katmar. Er hörte, wie die anderen hinter ihm ebenfalls weiter ritten und sah nicht mehr zurück. Sonst hätte er vielleicht den großen Wolf, mit den seltsam eingefallenen Flanken und den toten Augen entdeckt, der die Trennung von einem nahen Hügel aus genau mitverfolgt hatte.
     
    Sie trieben die Nobos zu großer Eile, um noch vor Einbruch der Dämmerung die Hauptstraße zu erreichen. Von dort konnte es nicht mehr weit bis Tharlan sein, dem Dorf, in dem Martins Wirtshaus lag. Der Iphigon ragte nun zu ihrer Rechten auf und nach wie vor war die dünne Wolke zu sehen, die aus seinem Kegel aufstieg. Die Straße führte nach Nordosten und mit jeder Stunde wurde der Vulkan größer. Der Wald war hier lichter und die Bäume niedriger, sodass man die kahle Flanke des Vulkans weithin sehen konnte. Tristan hatte noch immer Sorge, dass es doch ein schwacher Ausbruch gewesen war, den sie gespürt hatten, aber es war kein Zeichen von Lava zu sehen, zumindest nicht auf der ihnen zugewandten Seite des Kegels.
    Am späten Nachmittag begann Tristan sich zu fragen, ob es wirklich der kürzeste Weg war, erst zur Hauptstraße zu reiten. Der Vulkan lag nun fast genau südöstlich von ihnen und schien nicht mehr näher zu kommen, im Gegenteil. Doch die Straße führte nach wie vor nach Nordosten, also vom Vulkan weg.
    Darius kam einer Frage seines Sohnes zuvor, als er sie anhalten ließ und abstieg. Er winkte Tristan, es ihm gleichzutun, und drückte Katmar die Zügel seines Nobos in die Hand. »Tristan und ich gehen von hier aus zu Fuß weiter. Reite mit den Nobos bis zur Hauptstraße. Dort wirst du auf die Garnison treffen und wartest am besten dort, bis die anderen auf ihrem Weg nach Nephara dort vorbeikommen. Ich…« Darius stockte. »Mir ist bewusst, dass dein Bruder gestorben ist, weil ihr wegen uns Paladinen in die Unterwelt gegangen seid. Ich kann diese Schuld niemals begleichen, aber ich werde zurückkehren und euch im Kampf gegen die Nekromanten beistehen, das verspreche ich. Bis dahin leb wohl.«
    »Lebt wohl, Darius. Und du auch Tristan. Ich hoffe, du wirst eines
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