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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen
Autoren: Jörg Benne
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Darius förmlich. »Bitte führt uns. Gibt es Grund zur Eile?«
    Die beiden Vanamiri sahen einander kurz an. Sildin nickte ruckartig. »Ja, aber unser Hochlord wird euch alles genau erklären. Es wird euch wohl genügen, wenn ich sage, dass ihr verfolgt werdet.«
    Darius nickte düster. »Das haben wir befürchtet. Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.« Sie setzten sich in Marsch.
    »Das gefällt mir alles gar nicht«, brummte Martin missmutig.
    »Was, dass wir verfolgt werden?«, fragte Tristan irritiert. Damit hatten sie doch ohnehin rechnen müssen.
    »Nein, dass Vanamiri-Frauen uns hier auflesen.«
    Frauen. Deshalb hatten ihre Stimmen so anders geklungen. »Ist das so ungewöhnlich?«
    Ehe Martin ihm antworten konnte, blieb eine der Vanamiri-Frauen stehen und drängte zur Eile. Sie schloss sich am Ende der Gruppe an, sodass Martin keine Gelegenheit mehr hatte, Tristans Frage zu beantworten.
    Sie marschierten den restlichen Vormittag. Die Vanamiri sprachen nur, wenn jemand etwas fragte, und gaben sich auch dann einsilbig. Gegen Mittag zwitscherte plötzlich ein Vogel um den Kopf von Maldin. Alle blieben stehen und die Vanamiri lauschten, was der Del-Sari ihnen mitteilte.
    »Der Del-Sari kam von Hochlord Kolron«, informierte eine der beiden sie endlich. »Er bittet, euch an einem anderen Ort zu treffen, ganz in der Nähe. Bitte folgt uns.« Die Vanamiri liefen ohne ein weiteres Wort voraus, deutlich eiliger als vorhin.
    Tristan bemerkte, dass sich tiefe Sorgenfalten auf der Stirn seines Vaters zeigten, doch sie waren schon zu sehr außer Atem, um noch groß zu sprechen, obwohl Darius die Vanamiri bat, ein etwas langsameres Tempo anzuschlagen. Schließlich erreichten sie eine Lichtung, die von fast mannshohem Farn bedeckt war. In ihrer Mitte stand ein einzelner Baum, der dank des Platzes um ihn herum eine deutlich breitere Krone hatte als die eng beieinander stehenden im Wald. An seinem mächtigen Stamm hielten sie an.
    Tristan sah sich noch um, wo denn die anderen Vanamiri waren, die sie treffen sollten, als eine Strickleiter am Stamm herabgelassen wurde. »Eilt euch«, zischte jemand von oben herab.
    Die Mädchen kletterten zuerst hoch, die anderen folgten, zuletzt die beiden Vanamiri. Oben war eine große, aus Brettern gezimmerte Plattform in der Krone verborgen. Drei weitere Vanamiri warteten dort, von denen einer – an seinem Kopfschmuck zu erkennen – ohne Zweifel Hochlord Kolron war.
    Tristan blickte nach unten und ihm klappte der Mund auf. Nicht etwa, weil sie so hoch oben waren, sondern weil er sich selbst unten an den Baumstamm gelehnt sitzen sah und seine Gefährten ebenfalls, obwohl sie doch neben ihm auf der Plattform standen. Zwar fiel ihm gleich darauf Lord Noldans Illusionszauber aus der Schlacht um Nephara wieder ein, dennoch war er verblüfft, zu was die Vanamiri offenbar imstande waren. »Was …«, begann er.
    »Still!«, unterbrach ihn der Hochlord und gebot allen mit einer herrischen Geste zu schweigen. »Wartet ab!«
    So kauerten sie still auf der Plattform und warteten, ohne zu wissen, worauf. Auch die anderen schauten ein wenig irritiert auf ihre Doppelgänger, die noch immer unten am Baum saßen. Erst als ein Del-Sari herbei flatterte, kam Bewegung in die Gruppe. Die Doppelgänger standen auf und marschierten ohne Hast los, wobei ihre Gesichter seltsam ausdruckslos waren. Sie schlugen eine südöstliche Richtung ein und verließen die Lichtung auf der gegenüberliegenden Seite. Eine Weile geschah nichts, doch dann raschelte es am Rande der Lichtung und zwei Dutzend Oger kamen aus dem Wald und eilten den Doppelgängern nach. Ihre Verfolger! Wie dicht sie ihnen auf den Fersen gewesen waren, erschreckte Tristan.
    Erst als auch die Oger die Lichtung verlassen hatten, entspannten sich Kolron und die anderen Vanamiri. »Verzeiht«, sagte er leise. »Aber wie ihr seht, mussten wir Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Ich bin Hochlord Kolron und das sind meine Adjutanten Galdan und Cilron. Darf ich fragen, wer ihr seid?«
    Darius stellte die Gruppe kurz vor.
    »Verstehe. Von eurem Vorhaben habe ich gehört. Ihr habt also nur einen überlebenden Paladin gefunden? Das ist betrüblich.« Er blickte Darius forschend an. »Diese Oger folgen euch schon den ganzen Tag. Offenbar haben sie nicht den Befehl, euch zu fangen oder zu töten, denn sonst hätten sie euch leicht einholen können. Wisst ihr, warum?«
    »Nein. Doch sagt, warum lasst ihr die Oger gewähren und macht sie nicht einfach
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