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Verschlußsache Satan

Verschlußsache Satan

Titel: Verschlußsache Satan
Autoren: Jason Dark
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Lampe zu sehen. Nur kahle Wände, kein Bild – aber Türen, die zu den einzelnen Zellen führten. Wir öffneten noch keine und gingen an jeder vorbei, bis zur letzten. Dabei hatten wir uns auseinandergezogen. Ich stand am Ende des Gangs, Ignatius in der Mitte und Suko noch ziemlich am Anfang in Höhe der ersten Tür.
    Wir lauschten zunächst, aber die Stille blieb auch hier bestehen. Kein Hüsteln, kein Atmen, und schließlich war ich es, der den Anfang machte und die vor mir hegende Tür öffnete.
    Auch hier hatte ich Glück, denn sie war nicht verschlossen. Es war kein Raum, es war wirklich eine Zelle. Eine Pritsche, ein Stuhl, mehr nicht. Ein winziges Fenster, das den trostlosen Blick nach draußen zuließ. Wer hier lebte, der schaute direkt auf den Hang und sah noch die schmutzigen Schneereste.
    Und mir fiel noch etwas auf. Ich war in meinem Leben schon in zahlreichen Klöstern und auch in Zellen gewesen, aber in dieser hier hing kein Kreuz, auch kein Bild mit christlichem Motiv oder mit dem Foto eines Heiligen. Nein, die Wände waren kahl. Selbst ein Zerrbild des Teufels war nicht zu sehen.
    Ich ging wieder zurück.
    Ignatius traf ich auf dem Flur. Er zuckte die Achseln und brauchte nichts zu sagen, denn er hatte das Gleiche gesehen wie ich. Bei Suko verhielt es sich bestimmt nicht anders – oder?
    Ich war mir plötzlich nicht mehr so sicher, denn wir sahen und hörten nichts von ihm.
    Als ich seinen Namen rief, hörte ich die geflüsterte Antwort: »Kommt her...«
    Mein Freund hatte Glück gehabt. Vor ihm lag der größte Raum. Das war nicht nur einfach eine Zelle. Dieses Zimmer war mindestens dreimal so groß. Es war nicht leer, aber die Einrichtung interessierte mich nicht.
    Staunend schaute ich auf die fünf Frauen, die sich in diesem Raum versammelt hatten.
    Es waren die falschen Nonnen. Ich hatte ja eine von ihnen in der Kirche erlebt und war über die Kleidung nicht überrascht. Auch sie trugen die dunkelbraunen Kutten aus dickem Stoff.
    Wir waren da, sie sahen uns, aber sie kümmerten sich nicht darum.
    Eine Nonne – bestimmt die Anführerin – ging die anderen vier ab und küsste sie jeweils auf die Wangen. Erst als das geschehen war, drehte sich die Person wieder um und nahm uns erst jetzt richtig wahr.
    Wir standen zusammen. Sie ging einen Schritt nach vorn, um uns besser anschauen zu können.
    Irgendwie machte die Kleidung auch die Gesichter der Frauen gleich. Ich jedenfalls sah kaum Unterschiede, aber ich stand im Mittelpunkt der Blicke.
    »Du bist gekommen, aber du bist zu spät«, sagte die Obernonne.
    »Wie heißt du?«
    »Martha.«
    »Dann hast du mir die Mörderin geschickt?«
    »Vorbeugend.«
    »Dann hast du verloren.«
    »Nein, ich habe gewonnen. Wir alle haben gewonnen, denn die Verschlusssache Satan ist geöffnet worden. Wir waren schneller. Niemand hat uns daran gehindert. Der Geist der Katharener ist über uns gekommen, und wir werden ihn in Ehren halten.«
    »Glaubst du wirklich an die Katharener? Ich habe meine Probleme. Von einer Satansbibel habe ich nichts gehört.«
    »Es war nur eine kleine Gruppe. Es waren Frauen, die fliehen konnten und gesehen haben, wie brutal ihre Männer umgebracht wurden. Sie wollten Rache, und sie wollten diese Rache auch auf die Zukunft ausdehnen. Sie haben die Bibel geschrieben. Die Verschlusssache Satan stammt von ihnen. Eine von ihnen war gut genug, um sie außer Landes zu schaffen, und zwar hierher in das Kloster. Hier hat die Person sich versteckt gehalten. Hier ist sie auch gestorben, jedoch mit dem Wissen versehen, dass sie nicht den gleichen Tod erlebte wie die normalen Menschen. Sie hat sich den Draht zum Satan geschaffen, und sie hat diejenigen kennengelernt, die sie zu Schutzpatronen des Klosters machte. Tief in einem Brunnen versteckt hauchte Francine ihr Leben aus. Verging, verfaulte, aber sie wusste auch, dass der Tod nicht das Ende ist. »Wenn die Zeit reif ist, dann kehre ich zurück«. So habe ich es gelesen. Und die Zeit ist reif. Ich habe die Bibel gefunden. Ich habe die Verschlusssache Satan geöffnet, und jetzt werden die alten Lehren wieder durch uns in die Welt gebracht werden.«
    Wir hatten sie sprechen lassen. Wahrscheinlich erging es nicht nur mir so, ich wurde einfach den Eindruck nicht los, dass Martha unter einem fremden Einfluss stand. Sie hatte gesprochen wie von einem Automaten abgespult. Sie zeigte keinerlei Emotionen, und ihr Blick war bei ihrer Erklärung starr geblieben.
    Ihre Freundinnen hatten sich ebenfalls nicht
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