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Verschlußsache Satan

Verschlußsache Satan

Titel: Verschlußsache Satan
Autoren: Jason Dark
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eines Fensters ab. Niemand konnte dort hindurch, denn er war vergittert. Außerdem sehr klein, nur der Luftzug schaffte sich seine Bahn.
    Jetzt bin ich unter dem Kloster, dachte Christina. Ich habe es fast geschafft.
    Die Flamme war erloschen. Sie brauchte sie nicht mehr. Ihre Gedanken irrten trotzdem ab und beschäftigten sich mit dem Fenster. Sie konnte sich nicht erinnern, es bisher im Kloster gesehen zu haben. Daran hätte sie sich erinnert. Also musste das Fenster zu einem Raum gehören, den sie nicht kannte.
    Es war ihr in diesem Moment egal. Die Freiheit war ihr jetzt wichtiger. Nur wenige Stufen musste sie nach oben gehen, um das Ziel zu erreichen. Sie hatte es einfach im Gefühl, dass die Tür nicht verschlossen war. Auf der letzten Stufe blieb Christina noch einmal stehen, um wieder zu leuchten. Auch hier musste sie die Flamme abschirmen. Sie hörte sich selbst keuchend atmen. Die Aufregung war noch längst nicht verschwunden, und dann huschte das Wechselspiel aus Licht und Flammen an der Tür hoch.
    Es gab das Schloss. Es gab auch eine alte Klinke, und Christina legte die Hand darauf.
    Sie lauschte nach innen. Sie war jemand, der viel auf sein Gefühl gab, und jetzt dachte sie daran, dass sie sich noch nicht in absoluter Sicherheit befand, wenn sie die Tür öffnete. Aber sie war raus aus dem Stollen. Alles andere war ihr egal. Sie würde sich auch gegen die falschen Nonnen wehren.
    Ja, sie Tür ließ sich öffnen. Es war mit einem Geräusch verbunden, das sie erschauern ließ. Je größer die Öffnung wurde, desto stärker empfand sie den Wind, der gegen sie wehte. Auch im anderen Raum musste eine Tür oder ein Fenster offen sein.
    Vorsichtig drückte sich Christina durch den Spalt. Das Feuerzeug benötigte sie nicht mehr. Ihr war schon zuvor das leichte Flackern hinter der Tür aufgefallen, das nur vom Kerzenlicht stammen konnte. Tatsächlich sah sie – noch an der Tür stehend und den Atem anhaltend – die beiden Kerzen neben einem Altar. Sie sah auch die Stühle, von denen einige umgeworfen waren und am Boden lagen. Und ihr fielen die schmalen lukenartigen Fenster auf, die keine Scheiben besaßen, und so hatte auch der Durchzug entstehen können.
    In der Kapelle war etwas passiert. Das stand für sie fest. Trotzdem fühlte sie sich nicht unwohl, auch wenn ihr die Umgebung fremd war, denn in diese zum Kloster gehörende Kapelle hatte sie nicht hineingedurft. Sie war für einen Gast wie sie tabu gewesen.
    Nun nicht mehr!
    Ein knappes Lächeln huschte über Christinas Lippen. Die Kapelle war für sie eigentlich immer der Mittelpunkt des Klosters gewesen. Hier hatten sich die Frauen wohlgefühlt. Hier waren sie auch hingegangen, um allein zu sein.
    Sie ging weiter. Die Tür drückte sie wieder zu. Jetzt war sie in der Lage, auch gegen die Decke schauen zu können. Sie sah alle Seiten – und duckte sich, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt.
    Schatten malten sich an den Wänden ab. Groß und unheimlich. Tiere und Gestalten. Vier mächtige Schatten an den verschiedenen Wänden. Reiter auf den Rücken ihrer Pferde. Auch wenn die Schatten nicht unbedingt sehr deutlich waren, erkannte sie doch, dass die Reiter keine normalen Menschen sein konnten. Dafür waren sie an bestimmten Stellen zu knochig, auch wenn ihre Brustseiten wie aufgebeult wirkten.
    Christina wusste, dass das Erscheinen der vier Reiter etwas zu bedeuten hatte. Allerdings fand sie keine für sie befriedigende Lösung. Die Frauen hatten ihr nie etwas über die Geheimnisse des Klosters erzählt.
    Sie schaute nach rechts. Der Altar war für sie wichtig geworden. In jeder Kirche bildete er den Mittelpunkt. In dieser Kapelle war es nicht anders. Die beiden Kerzen gaben das Licht. Sie streuten es über die Platte hinweg, auf der eine Schriftrolle lag.
    Wie von einem Band gezogen, bewegte sich Christina darauf zu. Instinktiv wusste sie, dass diese Rolle sehr wichtig war. Möglicherweise befand sich darin die Lösung des Rätsels des einsamen Klosters hier in den Bergen.
    Es war still, eine Stille, die nicht mit der im Stollen zu vergleichen war, aber auch sie kam Christina mehr als unnatürlich vor. In der Stille oder auch dahinter konnte durchaus etwas lauem, das auch mit den makabren Schattenbildern an den Wänden zu tun hatte.
    Die Schriftrolle lag so aufgeschlagen auf dem Altar, dass sie sich nicht mehr zusammenrollen konnte.
    Der Text konnte zum Teil gelesen werden.
    Christina schaute hin. Ihr eigenes Schicksal hatte sie jetzt vergessen.
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