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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris
Autoren: Tess Gerritsen
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»ist, dass ich wirklich
    Sicherheitsberater bin. Ich habe eine Firma zusammen mit meinem Partner Niki Sakaroff –«
    »Niki? Etwa Nikolai Sakaroff?«
    »Haben Sie den Namen schon mal gehört?« fragte er vielleicht eine Spur zu unschuldig.
    »Der Sakaroff, der früher beim KGB war?«
    Eine kurze Pause. »Ja, früher«, räumte er ein, »hatte Niki vielleicht mal Verbindungen dahin.«
    »Verbindungen? Wenn ich mich recht erinnere, war Nikolai Sakaroff ein Oberst. Und jetzt ist er Ihr Geschäftspartner?« Sie lachte. »Der Kapitalismus treibt wirklich seltsame Blüten.«
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann 24
    erkundigte sie sich leise: »Arbeiten Sie immer noch für den CIA?«
    »Sagte ich, dass ich das je getan habe?«
    »Das kann man leicht schlussfolgern. Ich bin übrigens sehr diskret. Die Wahrheit ist bei mir gut aufgehoben.«
    »Trotzdem möchte ich nicht verhört werden.«
    Sie lächelte ihn an. »Auch nicht unter Folter?«
    In der Dunkelheit sah sie, dass er grinste. »Kommt auf die Foltermethode an. Wenn mir eine schöne Frau am Ohrläppchen knabbert, würde ich alles zugeben.«
    Der gepflasterte Weg endete beim Irrgarten. Einen Moment lang standen sie vor der dunklen Blätterwand.
    »Kommen Sie, gehen wir rein«, forderte sie ihn auf.
    »Kennen Sie den Weg zurück nach draußen?«
    »Mal sehen.«
    Sie führte ihn durch den Eingang, und schon waren sie von dichten Hecken umgeben. Doch sie kannte jeden Winkel und jede Sackgasse, und sie bewegte sich selbstsicher durch den Irrgarten. »Ich könnte hier mit verbundenen Augen
    durchgehen«, versicherte sie.
    »Sind Sie auf Chetwynd aufgewachsen?«
    »In der Zeit zwischen den Internaten, ja. Ich kam zu Onkel Hugh, als ich acht war, nachdem Mum und Dad gestorben waren.«
    Sie zwängten sich durch die letzte Öffnung in der Hecke und waren im Zentrum angekommen. Auf einer kleinen Lichtung stand eine steinerne Bank, und der Mond schien hell genug, dass sie ihre Gesichter erkennen konnten.
    »Sie waren auch in der Branche«, sagte sie und ging über die grasbewachsene Lichtung. »Oder wussten Sie das schon?«
    »Ja. Ich … habe von Ihren Eltern gehört.«
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    Sie registrierte auf einmal einen vorsichtigen Unterton in seiner Stimme und fragte sich, was der Grund dafür sei. Sie sah ihn bei der Steinbank stehen, die Hände in die Taschen gesteckt.
    All diese Familiengeheimnisse. Es macht mich krank. Warum kann nie mal einer die Wahrheit sagen?
    »Was haben Sie von ihnen gehört?« fragte sie.
    »Ich weiß, dass sie in Paris starben.«
    »Bei der Erfüllung ihrer Pflicht. Onkel Hugh sagt, es war eine klassische Mission und weigert sich, darüber zu sprechen. Also sprechen wir nie darüber.« Sie blieb stehen und sah ihn an. »In letzter Zeit muss ich oft an sie denken.«
    »Warum?«
    »Weil es am 15. Juli geschah. Morgen ist es zwanzig Jahre her.«
    Er bewegte sich auf sie zu, sein Gesicht im Dunkeln unsichtbar.
    »Bei wem sind Sie dann aufgewachsen? Bei Ihrem Onkel?«
    Sie lächelte. »›Aufgewachsen‹ ist etwas übertrieben. Onkel Hugh gab uns ein Zuhause und überließ uns dann so ziemlich uns selbst, wenn wir nicht gerade im Internat waren. Jordan hat es ganz gut hingekriegt, glaube ich. Er hat studiert und so. Aber Jordie ist auch der Schlaumeier in unserer Familie.«
    Richard kam noch näher – so nah, dass sie dachte, sie könnte seine Augen im Dunkeln schimmern sehen. »Und was für eine sind Sie?«
    »Ich schätze … Ich schätze, ich bin die Wilde.«
    »Die Wilde«, murmelte er. »Ja, das kann ich bestätigen.«
    Er berührte ihr Gesicht. Die kurze Berührung verursachte ihr ein angenehmes Kribbeln. Plötzlich hörte sie ihr Herz laut klopfen, ihren schnellen Atem. Warum lasse ich das zu? fragte sie sich. Ich dachte, das hätte ich hinter mir. Und jetzt verleitet mich dieser Mann, den ich kaum kenne, dazu, wieder
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    mitzuspielen – obwohl ich in diesem Spiel bekanntlich immer kläglich versage. So dumm, so impulsiv. Das ist doch Wahnsinn.
    Und ich bekomme Lust auf mehr …
    Seine Lippen berührten ihre; es war ein wunderbar sanfter Kuss, der nach Champagner schmeckte. Sie verlangte noch einen Kuss, einen längeren Kuss. Einen Moment lang sahen sie sich an, kurz davor, der Versuchung zu erliegen.
    Beryl gab ihr zuerst nach. Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
    Er nahm sie in die Arme, hielt sie fest. Gierig suchte sie seine Lippen und küsste ihn.
    »Die Wilde«, flüsterte er. »Ja, ganz eindeutig.«
    »Und fordernde
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