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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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Tempus?«
    »Darüber wollte ich tatsächlich mit Euch sprechen«, gab Saliman zu und wandte den Blick ab. »Ich habe viel nachgedacht, seit wir uns trennten, und ich vertrete im Augenblick die Meinung, daß wir Tempus nicht nachstellen sollten.«
    »Was - aber er .«
    »Er hat nichts getan, was nicht auch andere mit derselben Stärke versucht hätten«, schnitt Saliman Jubals Einwände ab. »Der Fehler lag bei uns. Wir haben unseren Reichtum und unsere Stärke zu offen zur Schau getragen. Wir ließen uns in den Falkenmasken auf den Straßen sehen und gaben so ein leichtes Ziel ab für jemanden mit dem Mut und der Macht, uns gegenüberzutreten. Und - jemand nutzte die Gelegenheit. Wenn man genug Herausforderungen ausspricht, werden sie früher oder später auch angenommen. Gladiatoren kennen die Strafe für Stolz - für die grundlose Zurschaustellung von Stärke. Ein weiser Gegner wird zunächst lauschen und dann sein Wissen gegen den Feind einsetzen. Tempus hat getan, was wir hätten tun sollen.«
    Jubal lauschte mit wachsender Verwunderung. »Du meinst also, wir sollten ihn unbehelligt lassen?«
    »Unser Ziel war immer die Macht und nicht die Rache«, erinnerte Saliman. »Wenn wir ohne Konfrontation wieder Macht erlangen können, ist das der Weg, den wir einschlagen sollten. Ist ein Zusammenprall mit Tempus die einzige Art und Weise, Freistatt wieder unter Kontrolle zu bringen? Wenn, nicht, dann sollten wir das vermeiden.«
    »Du sagst immer >wir<. Sieh mich an. Was taugt ein Führer, der seine eigenen Schlachten nicht schlagen kann?«
    »Wie Prinz Kittycat? Wie Molin Fackelhalter?« fragte Saliman mit trockenem Grinsen. »Oder wie der Kaiser?«
    »Wie oft habt Ihr in den letzten zwei Jahren Euer Schwert gebraucht?« unterbrach sie Hakiem. »Vielleicht bin ich nicht immer ganz auf dem laufenden, aber so weit ich mich erinnern kann, war es nur einmal, und selbst den Kampf hättet Ihr vermeiden können.«
    »Ich führte mein Schwert am Tag des Überfalls«, erwiderte Jubal beeindruckt.
    »Und es hat Euch nichts gebracht - obwohl Ihr damals gesund ward und auf dem Höhepunkt Eurer körperlichen Kraft«, spann sein Berater den Faden weiter. »Kämpfe werden nicht nur mit dem Schwert geführt, aber Euer Gladiatorenhirn will das nicht wahrhaben.«
    »Aber - ich kann nicht alleine kämpfen«, sagte der Sklavenhändler schließlich und gab damit zum Ausdruck, was ihn am meisten bedrückte. »Wer wird sich einem alten Mann anschließen?«
    »Ich würde es«, versicherte ihm Saliman, »wenn Ihr dieser alte Mann wärt. Ihr habt Euren Reichtum, Ihr kennt die Stadt, und Euer Geist weiß sich der Macht zu bedienen, wie Eure Hände das Schwert führten. Die Stadt könnte wieder Euer sein, dessen bin ich mir so sicher, daß ich meine Zukunft darauf setze.«
    Jubal dachte einen Augenblick nach. Vielleicht war er doch ein wenig voreilig. Vielleicht gab es noch andere wie Saliman. »Wie würdest du eine geheime Organisation aufbauen? Wie können wir ungesehen, unerkannt und doch wirkunsvoll sein?« fragte er vorsichtig.
    »Das wird in vieler Hinsicht einfacher sein, als offen zu arbeiten, wie wir es in der Vergangenheit getan haben«, lachte Saliman. »So, wie ich die Dinge sehe ...«
    »Entschuldigt mich«, Hakiem erhob sich. »Aber ich fürchte, Ihr werdet über Themen sprechen, die ein Geschichtenerzähler besser nicht hört, wenn ihm seine Sicherheit lieb ist. Ein anderes Mal werde ich Eurer Geschichte lauschen - wenn Ihr sie dann noch erzählen wollt.«
    Jubal verabschiedete sich mit einer Handbewegung vom Reimeschmied, aber seine Gedanken beschäftigten sich bereits mit ganz anderen Dingen, er erwog die Möglichkeit, von denen Saliman gesprochen hatte, und setzte sich mit ihnen auseinander. Er könnte es schaffen! Gier und Furcht blühten in Freistatt, und er wußte, wie man damit umging.
    Ja. Wenn er alle wichtigen Veränderungen in der Stadt berücksichtigte, könnte er es schaffen. Bedächtig auf und ab schreitend rief er nach Saliman und ließ sich über alles berichten, was nach dem Überfall in Freistatt vorgefallen war.

Ischade
Abwind
    C. J. Cherryh
1
    Es mangelte nicht an Unternehmungsgeist in den armseligen Häuschen und windschiefen Hütten von Abwind, dem Elendsviertel von Freistatt. Hin und wieder fand der eine oder andere dort sogar die Möglichkeit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Absicht der meisten war jedoch, Abwind so schnell es ging zu verlassen, jedenfalls sobald ein paar Münzen abgezwackt
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