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Verrat der Finsternis

Verrat der Finsternis

Titel: Verrat der Finsternis
Autoren: P. C. Cast
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aneinander.“
    „Das ist unmöglich.“
    „Hör mit deinem Herzen, und du kennst die Wahrheit.“
    „Mit meinem Herzen hören? Das ist lächerlich.“ Aber noch, während sie sprach, schien Tegans Blick sie gefangen zu halten. Aine spürte, dass sie in die bernsteinfarbenen Tiefen seiner Augen gezogen wurde. Bevor sie merkte, was sie tat, hatte sie ein paar Schritte auf ihn zugemacht. Dann kam sie plötzlich wieder zu sich und blieb so abrupt stehen, dass es sich anfühlte, als wäre sie gegen eine Glaswand gelaufen. „Das kann einfach nicht passieren.“
    Tegan lehnte den Kopf zu einer Seite und schenkte ihr ein trauriges Lächeln. „Findest du mich so abstoßend?“ Schnell sprach er weiter. „Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, du wärst eine Göttin.“
    „Du bist ein Dämon. Wenn es ein Band zwischen uns gibt, dann ist es ein böser Bann, den du mir auferlegt hast.“
    Tegan seufzte und rutschte unbehaglich hin und her. „Ich bin zu müde, um dich mit einem Bann zu belegen. Egal ob böse oder nicht.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Also gibst du zu, dass du einen dunklen Gott anbetest?“
    Aine meinte, etwas in seinen Augen aufflackern zu sehen.
    „Ich bete die Dunkelheit nicht an.“
    „Warum sollte ich dir glauben? Du hast gerade versucht, mich umzubringen!“
    „Ich habe nicht versucht, dich umzubringen. Es tut mir leid, dass ich ungefragt von dir getrunken habe, aber es lag nicht in meiner Absicht, dir zu schaden … Ich habe es einzig und allein getan, um mich zu retten.“
    „Um jeden Preis.“
    „Nein. Nicht um den Preis deines Lebens. Ich habe aufgehört, bevor ich …“ Er brach ab und wollte offensichtlich nicht mehr sagen.
    „Bevor du mich umgebracht hättest. Und dann hast du mir das hier angetan!“
    „Es tut mir leid“, sagte er reumütig. „Aber was passiert ist, kann nicht rückgängig gemacht werden.“
    „Was? Du meinst, ich werde jetzt für immer deine Schmerzen spüren?“
    Lange sagte er nichts, und als er schließlich zu sprechen ansetzte, war der tiefe, musikalische Klang seiner Stimme zurückgekehrt. „Du kannst nicht nur meinen Schmerz fühlen, Aine.“
    Seine Stimme, seine Augen … Sie zogen sie an. Aine trat erneut einen Schritt vor. Und dann noch einen.
    „Diese Bindung, die jetzt zwischen uns besteht“, sagte er. „Es ist gar nicht so fürchterlich. So wird man bei uns ein Paar – so lieben wir uns.“
    Die Anziehung, die er auf sie ausübte, war übermächtig. Sogar so verletzt und erschöpft, wie er auf dem Boden lag, erkannte Aine in ihm die starke, männliche Kreatur, die er war. Sie konnte nicht anders, sie wollte das Geheimnis lüften, das er für sie war.
    Das liegt nur daran, dass ich sein Blut getrunken habe. Aine trat einen Schritt zurück und verdrängte die Tatsache, dass sie sich schon zu Tegan hingezogen gefühlt hatte, bevor sie von ihm gezwungen worden war, sein Blut zu trinken. Sonst hätte sie ihm gar nicht erst geholfen.
    „Ich habe alles für dich getan, was ich tun konnte. Jetzt geh! Kehre dahin zurück, wo auch immer du hergekommen bist. Nur beeil dich, denn sobald ich wieder in der Burg bin, schicke ich sie hinter dir her.“ Aine verschloss ihren Geist und ihr Herz. Resolut kehrte sie ihm den Rücken zu und machte sich auf den Weg zu Maevs Scheiterhaufen und dem Pferd, das vor den Karren gespannt war.
    Sie hatte gerade die Zügel in die Hand genommen und wollte das Pferd zur Burg zurücktreiben, da schossen die ersten Schmerzwellen durch ihr Bein. Aine biss die Zähne zusammen und trieb das Pferd zu einem leichten Trab an.
    Beim nächsten Schmerzstich keuchte sie erschrocken auf. Tegan war gefallen, das spürte sie. Er versuchte zu gehen, doch es gelang ihm nicht ohne Hilfe.
    „Das muss dir egal sein“, sagte Aine laut zu sich. Aber egal oder nicht, sie war eine Heilerin, und das Leid anderer ließ sie nicht kalt. So war es schon immer gewesen. „Epona!“, rief sie in die Nacht hinein. „Hilf mir! Was soll ich tun? Hast du mich zu ihm geführt, damit Partholon gewarnt oder damit er gerettet wird?“
    Die Stille der Nacht war ihre einzige Antwort.
    Aine schloss die Augen. Sie gab ihr Bestes, um die Phantomschmerzen auszublenden. Ich muss meinem Instinkt folgen. Doch was riet ihr Instinkt ihr in dieser Situation?
    Die Antwort kam mit der ganzen Raffinesse eines wütenden Wildschweins. Ihr Herz, ihre Seele, ihr Körper – alles schrie danach, zu Tegan zurückzukehren.
    Nur ihr Verstand nannte sie ein dummes,
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