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Verrat der Finsternis

Verrat der Finsternis

Titel: Verrat der Finsternis
Autoren: P. C. Cast
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es wurde kaum besser.
    „Wir müssen veröden, das ist die einzige Chance“, murmelte Aine vor sich hin und wünschte sich nichts mehr, als in ihrem gut ausgestatteten Arztraum zu sein, wo die verschiedenen Eisen bereits erhitzt wären und nur auf ihren Einsatz warten würden. Zielsicher glitt ihr Blick zu dem kurzen Schwert, das er an der Hüfte trug. Aine achtete nicht auf seinen schwach flatternden Flügel, beugte sich über ihn und zog das Schwert aus der Scheide. „Ich bin gleich wieder da.“
    Tegan nickte, ohne etwas zu sagen oder auch nur die Augen zu öffnen.
    Aine rannte zu dem immer noch heiß brennenden Scheiterhaufen auf der Lichtung. Mit einem Zipfel ihres Umhangs schützte sie sich vor der Hitze, steckte das Schwert tief ins Feuer und trat einen Schritt zurück.
    „Beeilung, Beeilung“, flüsterte sie nervös, als könnten die Flammen darauf reagieren.

7. KAPITEL
    Nachdem sie ein Stück ihres Umhangs um den Griff des glühenden Schwerts gewickelt hatte, zog Aine es aus den Flammen. Dann rannte sie zurück in den Wald. Zum Glück war der Weg nicht weit. Inzwischen war es fast vollkommen dunkel, und Aine hätte Tegan ungern im Dickicht des Waldes gesucht.
    Göttin, da war so viel Blut! Tegan lag absolut still in einer immer größer werdenden, dunkelroten Lache. Aine rief seinen Namen, aber er reagierte nicht. Sie ließ sich neben ihm auf die Knie sinken und berührte ihn mit den Fingern. Doch auch darauf reagierte er nicht. Mit einem tiefen Atemzug wappnete sie sich, dann drückte sie die heiße Klinge des Schwerts flach auf die gerissene Arterie. Sein Körper zuckte, allerdings kam Tegan nicht wieder zu Bewusstsein. Der Geruch von verbranntem Fleisch war Übelkeit erregend, aber als Aine das Schwert wegnahm, war die Blutfontäne gestillt und die Stelle trocken und schwarz.
    Aine betrachtete Tegans Gesicht. Er war so ruhig. Vielleicht war sie zu spät gekommen. Wenn eine Arterie verletzt war, dauerte es nicht lange und der Blutverlust war lebensbedrohlich. Dann setzte der Schock ein und damit oft der Tod.
    Zitternd legte Aine ihren Umhang ab und deckte Tegan damit zu. Er trug nur ein Leinenhemd und eine geflickte lederne Reithose – kein Umhang oder Mantel. Ob Fomorianer die Kälte genauso spürten wie Menschen? Aine wusste so wenig über sie. Sie legte die Finger an seinen Hals und suchte nach dem Puls, den sie hier schlagen spüren sollte. Sie musste fest drücken, um das leichte Flattern zu fühlen. Womöglich lag er im Sterben, und es gab nichts, was sie noch tun konnte.
    Vielleicht hätte ich ihm gar nicht erst helfen sollen. Epona hatte sie zu ihm geführt und ihr die Wahl gelassen, und dann war die Göttin verschwunden. War das alles nur ein Test gewesen, und Aine hatte sich falsch entschieden und deshalb versagt?
    Sie zog ihre Hand zurück. In dem Moment öffnete er die Augen.
    Sie glühten in einem fürchterlichen Gold. Mit einer so schnellen Bewegung, dass Aine sie nur verschwommen sah, packte er ihr Handgelenk. Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, aber er hatte bereits die andere Hand gehoben und legte sie wie eine Schraubzwinge um ihre Kehle.
    „Halt! Lass mich los!“ Aine rang nach Atem und kämpfte gegen ihn, aber er war erstaunlich stark.
    „Unmöglich …“
    Bei seiner tiefen, melodischen Stimme klang dieses eine Wort wie ein verführerisches Raunen. Im nächsten Moment hatte er sie auf sich gezogen. Mit den Lippen berührte er ihren Hals, bevor sie seine Zähne spürte. Aine zitterte, nur dieses Mal nicht vor Kälte. Seine Berührung war wie ein köstliches Gift, das sich in ihrem Körper langsam ausbreitete und seine Wirkung entfaltete. Dann hatten seine Zähne ihre Haut durchdrungen. Aine stöhnte. Sie hatte keine Schmerzen. Allein dunkle Lust rauschte in ihren Körper, als Tegan ihr Blut trank. Mit Lippen und Zunge reizte er ihre Haut, streichelte Aine sanft und küsste sie, wo er sie gebissen hatte.
    „Nein. Oh Göttin, nein …“, flüsterte Aine, obwohl sie instinktiv die Arme um seine breiten Schultern legte und sich enger an seinen harten Körper schmiegte.
    Während sich ihre Sicht trübte, bewegte Tegan sich, sodass er im nächsten Moment auf ihr lag. Das Letzte, was sie sah, waren seine gewaltigen Flügel, die zuckten und sich dann über ihnen beiden erhoben, als wäre er ein mächtiger Raubvogel.

8. KAPITEL
    Als Tegan wieder zu sich kam, hielt er Aine fest in den Armen und trank ihren Lebenssaft.
    „Nein!“, schrie er und ließ sie augenblicklich
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