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Verrat der Finsternis

Verrat der Finsternis

Titel: Verrat der Finsternis
Autoren: P. C. Cast
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verlieren. Ihre Blutsbande zogen sie zu ihm, aber Tegan wusste, dass sie ohne den Bluttausch vor ihm davongelaufen wäre. Ihn vielleicht sogar an ihre Leute verraten hätte. Und deshalb musste er ihr Vertrauen gewinnen. Vielleicht würde ihre Liebe dann später folgen.
    Er musste sich beeilen. Denn das Einzige, was er mit Gewissheit wusste, war, dass ihm die Zeit davonlief.

13. KAPITEL
    Eponas Urne fest im Arm, ging Aine durch das vordere Tor.
    „Heilerin, wo willst du hin?“
    Aine seufzte, als sie Edans Stimme hörte. Vorsichtig deckte sie die Öffnung der Urne mit einem Zipfel ihres Umhangs zu. Dann setzte sie eine freundliche Miene auf und drehte sich zu dem Krieger um, der ihr vom Turm der Torwachen zugerufen hatte.
    „Ich gehe zu Maevs Scheiterhaufen, um etwas von ihrer Asche einzusammeln. Ihr Oberhaupt wird sehr wahrscheinlich danach schicken, und es ist ein Zeichen des Respekts, vorbereitet zu sein.“
    „Du hast vermutlich recht.“ Er blickte zum morgendlichen Himmel. „Zumindest hast du heute ausreichend Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Aber sorge dafür, dass du dann auch wirklich wieder zurück bist. Ich werde heute in Maevs Gebiet jagen und habe keine Zeit, dich zu holen.“ Edan lächelte und zeigte ihr damit, dass er nicht länger böse auf sie war.
    Aine erwiderte das Lächeln, nickte noch einmal und wünschte ihm eine erfolgreiche Jagd. Dann setzte sie ihren Weg fort.
    Edans plötzliches Interesse an ihr kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Bisher hatte sich außer den wenigen Verletzten oder Kranken, die sie versorgt hatte, keiner darum geschert, was sie tat. Die Männer hatten sie ignoriert, und die Frauen hatten auch keine Anstalten gemacht, sich mit ihr anzufreunden. Ganz im Gegenteil, die Frauen benahmen sich besonders seltsam. Anstatt im Laufe der Zeit offener zu werden und sie zu akzeptieren, waren sie Aine gegenüber immer verschlossener geworden. Je länger sie in der Burg lebte, desto weniger bekam sie die Frauen zu Gesicht. Das war ein weiterer Grund dafür, dass sie und Maev so schnell so gute Freundinnen geworden waren.
    Maev … Aine fühlte sich schrecklich schuldig, weil sie die tote Jägerin als Ausrede benutzte. Ich werde ihre Asche einsammeln, nahm Aine sich feierlich vor, als sie den Weg verließ und in den Wald ging. Sie lief so weit hinein, bis sie von der Burg aus nicht mehr gesehen werden konnte. Dann verließ sie den Wald und schlug den Weg zu den kargen Bergen Trier ein.
    Aine dachte an Tegan.
    Ihr fiel es leicht, an ihn zu denken. Seit sie ihn verlassen hatte, hatte sie kaum etwas anderes getan. Sie sollte Angst vor ihm haben, oder zumindest von ihm abgestoßen sein, aber sie war weder das eine noch das andere. Natürlich lag es daran, dass sie das Blut des jeweils anderen getrunken hatten. Aine verspürte ein Kribbeln im Magen, als sie sich an das Gefühl seiner Lippen und Zähne an ihrer Haut erinnerte – und an den erotischen Sog, als er von ihr getrunken hatte. Ihr Verstand beharrte darauf, dass sie nur zu ihm ging, um seine Wunden zu behandeln. Ihr Körper verstand das jedoch nicht.
    Der Schmerz in ihrem Bein war gerade unerträglich geworden, als sie endlich seine Stimme hörte.
    „Aine! Hierher, meine kleine Heilerin.“
    Tegans Stimme führte sie in die steinigen Untiefen, die sich am Fuße der Bergkette gebildet hatten. Er erschien vor ihr wie etwas aus einem dunklen Traum – geheimnisvoll und verlockend. Mit ausgestreckter Hand bat er sie tiefer in die Schatten.
    Aine zögerte. Sie versuchte, die Gefühle zu begreifen, die sie bei seinem erneuten Anblick überwältigten.
    „Ich kann nicht zu dir kommen. Direktes Sonnenlicht schadet uns, und weil ich so geschwächt bin, würde es mir sehr große Schmerzen bereiten.“ Er verzog die Lippen zu diesem verführerischen halben Lächeln, an das sie sich so gut erinnerte. „Es würde uns große Schmerzen bereiten, und das würde ich dir gern ersparen.“
    Sie trat zu ihm in den Schatten. Sie schauten einander an. Aine war mehr als nur ein bisschen erschüttert darüber, wie sehr sie ihn berühren wollte.
    „Hast du deine Fähigkeit zu sprechen verloren?“, fragte er sanft.
    „Nein! Ich … Ich sehe, dass es deinem Bein besser geht“, platzte sie heraus, auch wenn sie den Blick noch keine Sekunde lang von seinem Gesicht gelöst hatte. „Ich habe dir Medizin mitgebracht.“ Aine deutete nervös auf die Urne.
    Tegan schenkte dem Gefäß keinerlei Beachtung. „Ich hatte Angst, dass du nicht kommen
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