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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod
Autoren: Aufbau
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in der keltischen Kirche jener Zeit Frauen auch Priester werden konnten. Brigitta selbst wurde von Patricks Neffen Mel zur Bischöfin geweiht, und sie war nicht die einzige. Rom protestierte im sechsten Jahrhundert schriftlich gegen die keltische Praxis, Frauen die heilige Messe zelebrieren zu lassen.
    Im Unterschied zur römischen Kirche verfügte die irische Kirche über kein System von »Beichtvätern«, Geistlichen, denen die »Sünden« gebeichtet werden mußten und die dann die Vollmacht besaßen, von diesen Sünden in Christi Namen loszusprechen. Statt dessen wählte man sich einen
anam chara,
einen »Seelenfreund«, einen Kleriker oder Laien, mit dem man seine emotionalen und geistigen Probleme besprach.
    Damit sich der Leser leichter zurechtfindet, habe ich eine Liste der Hauptpersonen beigefügt. Die Handlung spielt im Dezember 666. Es war der neue irische christliche Monat Nollaig, nach dem lateinischen
natalicia
– Geburtsfest – benannt, während nur wenige Jahre zuvor die Iren ihn noch als
Medónach Gemrid-
als Mittwinter – bezeichnet hatten.

HAUPTPERSONEN
    Schwester Fidelma
von Cashel
,
eine
dálaigh
oder Anwältin bei Gericht im Irland des siebenten Jahrhunderts
    Bruder Eadulf
von Seaxmund’s Ham, ein angelsächsischer Mönch aus dem Lande des Südvolks
     
    IN CYNRICS GASTHAUS
     
    Cynric,
der Gastwirt
    »Der verrückte« Mul,
ein Bauer
     
    IN ALDREDS ABTEI
    Abt Cild
    Bruder Botulf,
ein Freund Eadulfs
    Bruder Willibrod,
der Verwalter
    Bruder Osred,
der Schmied
    Bruder Higbald,
der Apotheker
    Bruder Redwald,
ein junger Mönch
    Bruder Wigstan
    Bruder Beornwulf
     
    IM MOORLAND
     
    Aldhere,
ein Geächteter
    Bertha,
eine Fränkin, seine Frau
    Wiglaf,
einer aus seiner Schar
    Lioba,
ein Bauernmädchen aus der Gegend
     
    AUF DER LANDSTRASSE
     
    Dagobert,
ein fränkischer Kaufmann
    Dado,
sein Begleiter
     
    IN TUNSTALL
    Bruder Laisre
    Bruder Tola
    Gadra,
Fürst von Maigh Eo
    Garb,
sein Sohn
     
    Sigeric,
Oberhofmeister Ealdwulfs, des Königs von Ost-Angeln
    Werferth,
Befehlshaber seiner Leibwache

KAPITEL 1
    »Mach bitte die Tür zu, Bruder. Der Wind treibt Schnee herein, und es ist hier drin schon kalt genug.«
    Bruder Eadulf hatte voller Ärger durch die halboffene Tür des Gasthauses in die Dunkelheit hinausgestarrt und den tobenden Schneesturm betrachtet. Nun wandte er sich widerstrebend ab, schob die Tür zu und den hölzernen Riegel vor und schaute den kleinen, untersetzten Gastwirt an. Der hatte schütteres Haar und rote Wangen, die wie poliert glänzten. Er erwiderte mitleidig Eadulfs Blick.
    »Bist du absolut sicher, daß es keine Mitfahrgelegenheit nach Aldreds Abtei gibt?« Eadulf hatte die Frage schon ein paarmal gestellt. Wie hieß der Gastwirt doch gleich? Cynric? Ja, das war sein Name.
    Der Gastwirt stand da und wischte sich die Hände an der Lederschürze ab, die seine füllige Gestalt bedeckte.
    »Wie ich dir schon sagte, Bruder, du und deine Gefährtin, ihr hattet Glück, daß ihr es bis hier geschafft habt, bevor der Sturm richtig losbrach. Wenn ihr diese Herberge verpaßt hättet, dann hättet ihr von hier bis zum Fluß Alde keinen Schutz mehr gefunden.«
    »Das Schneetreiben war nicht annähernd so schlimm wie jetzt, als wir bei Mael’s Tun vom Fluß abbogen und hierhergingen«, bestätigte Eadulf und zog sich von der Tür ins wärmere Innere des Gasthauses zurück.
    »Bis Mael’s Tun seid ihr also auf dem Fluß gereist?« fragte der Gastwirt, der sich wie alle Wirte für das Kommen und Gehen seiner Gäste interessierte.
    »Ja. Wir gelangten von der Mündung des Deben auf einem Flußschiff dorthin. Erst nachdem wir von Mael’s Tun aufgebrochen waren, wurde der Wind so stark, und der Schnee fiel wie ein weißes Tuch. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Da waren wir schon so weit von der Siedlung entfernt, daß wir nicht an eine Rückkehr denken konnten.«
    »Nun, ihr hattet Glück, daß ihr auf meine kleine Herberge gestoßen seid«, wiederholte der Gastwirt. »In dem Moorland im Norden und Osten von hier sollte man nicht herumwandern, wenn man den Weg nicht genau sehen kann.«
    »Aber die Abtei ist doch nur vier oder fünf Meilen von hier«, erklärte Bruder Eadulf. »Wir könnten leicht hingelangen, wenn wir nur ein Pferd hätten.«
    »
Wenn
ihr ein Pferd hättet«, erwiderte der Gastwirt mit Betonung. »Ich besitze nur ein Maultier, Bruder, und das brauche ich. Und du müßtest schon Glück haben, wenn du die Abtei finden wolltest, selbst mit einem Reittier. Heute
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