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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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ihres Geliebten entwich und mit ihm auch das ihre. Ihre plötzliche Schwäche beim Kampf mit dem Derkoy hatte mit dem zu tun, was hier vor sich ging. Langsam verstehend kroch die Erkenntnis durch den nebelumhangenen Verstand.
Ein Schwächeanfall brachte ihren Leib zum Erzittern. Es verursachte einen pulsierende Pein, auslöst von den gebrochenen Rippen. Schwer atmend, den Mund halb geöffnet, tropfte frisches hellrotes Blut heraus.
Kaum ihres Verstandes mächtig wollte sie vorwärtsgehen. Doch anstatt voranzuschreiten, taumelte sie, obwohl von Händen gestützt, einen Schritt zurück. Im selben Moment, da sie sich entfernte, schwand ihre Kraft zunehmend.
»Ihr müsst zu ihm! Geht zu ihm!« vernahm sie dumpf die Stimme der freien Magierin. »Er stirbt! Und ihr mit ihm, wenn ihr nicht zu ihm geht.«
So sehr sie sich bemühte, dieser Stimme zu folgen, sie schaffte es nicht. Eine unsichtbare Macht drückte sie hinunter, ließ sie nicht mehr aufstehen. Das Gewicht ihrer Rüstung wurde schwerer und schwerer, zog sie unerbittlich hinab. Celena sank in die Knie.
Irgendwo in der klirrenden Kälte vor ihr spürte sie flüchtig einen warmen Hauch, der sie anzog. Es war ein Sog, ein Zerren einer unsichtbaren Hand, welche sie bewog, nicht aufzugeben. Sie stierte ins Leere, dorthin wo sie die geisterhafte Hand sah und versuchte sich aufzurichten. Der Versuch misslang.
»Gebt nicht auf!«, flüsterte es in ihr. War es ihre eigene innere Stimme? Oder war es beginnende Halluzination?
Rasender Schmerz holte sie aus ihren verschwommenen Gedanken. Stöhnend begann sie, zu kriechen. Ihre Finger krallten sich durch den Schnee in den harten Boden. Mit größter Kraftanstrengung zog sie sich vorwärts. Entrückt, ohne zu wissen warum, wehrte sie jegliche Hilfe der Umstehenden ab. Dabei hörte sie dumpf Deirdres Stimme, die irgendwelche uralten Worte summte. Vor ihren geistigen Augen stieg Nebel auf. Milchige Schwaden durchzogen von altvorderen Magie, beschrieben augenblicklich eine Gasse, die zu Lutek führte.
Der schon zuvor unerträgliche Schmerz in ihrer Seite wurde heftiger. Doch er war anders. Es war nicht der Pein, der ein Entrücken aus der weltlichen Sphäre verursachte. Vielmehr schienen sich ihre gebrochenen Rippen eigenständig zu bewegen und sich selbst zu heilen. Mit jedem Stück Boden, den sie auf den Weg zu ihrem Gefährten eroberte, richtete sich ein weiterer Knochen in ihr. Das Pulsieren des Lebensmuskels wurde augenblicklich kräftiger. Ihre Sinne klärten sich und ihr Körper gehorchte ihren Befehlen. Sie stemmte sich auf die Knie. Das anfängliche Schwindelgefühl ignorierend taumelte sie auf die Füße.
Mit ihrem ersten Schritt nach vorne vernahm sie vor sich einen lauten Seufzer. Lutek krümmte sich in den Armen Belothars. Gleichwohl formte sich ein Bild in Celenas Bewusstsein. Lutek lehnte im Türrahmen eines Hauses und lächelte ihr zu. Sie hauchte ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange, bevor sie die häusliche Wohnstatt betrat, in der ihr erwartungsvolles Lachen entgegenströmte. Ein befreiender Schrei holte sie aus dem Bildnis in das Hier und Jetzt zurück. Lutek hatte ihn ausgestoßen. Mit jedem weiteren Schritt, den sie auf ihren Liebsten zu trat, strömte ihre Stärke zurück. Und je näher sie ihm kam, umso kräftiger wurde auch ihr Gefährte. Atemlos blieb sie vor ihm stehen. Wie von tagelanger Anstrengung ermüdet, sackte sie neben ihm zu Boden. Ihre Augen hefteten sich in die Seinen, der sie blinzelnd anblickte. Unbeholfen schälte sich Lutek aus der Umarmung des Königs, setzte sich auf und rutsche nahe zu Celena hin.
Von alldem erschöpft, fühlte sich die junge Frau plötzlich leer und schläfrig. Sie spürte, wie der Rotschopf unter ihre Schultern griff, sie ein wenig anhob und ihr Haupt in die Beuge seines Armes legte.
Seine zärtlichen Worte hörte sie nicht mehr. Nur schwarze, traumlose Leere umhüllte sie. Mitten in der Dunkelheit aber leuchtete ein kleines Licht. Eine leuchtende Knospe, die sich die Finsternis gebar und sie hatte es dort gepflanzt.  

    * * *  

    Dieses Schachspiel vor ihr war nicht nur ein schwarz-weiß kariertes Brett. Es war mehr! Es war das Universum. Seine Ansammlung von Regeln, erzählten Geschichten. Man musste nur den Weg der Züge zurückverfolgen. Und stets sollte man auf die Erzählungen hören, denn nur ein Narr würde sie ignorieren.
Unbeeindruckt stierte sie darauf.
Ihr Bluthund leistete gute Arbeit, denn seine Verblendung war ein machtvoller Quell, der ihr zu
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