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Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)

Titel: Vermächtnis der Sünder: Das Spiel der falschen Prophetin (German Edition)
Autoren: Angelika Merkel
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Worte, die ihm in diesem Moment nicht nützten, dachte sich der Jungkönig. Er schaute auf Lutek, den er in seinen Armen hielt. Der Rothaarige schien von Augenblick zu Augenblick kraftloser.  

    * * *  

    Wie Feuer brannte das warme Blut, welches ihr in den Mund gespritzt war, auf der Zunge. Sich in Erinnerung rufend, was dem jungen Soldaten in den unterirdischen Gängen des Tempels widerfuhr, wischte sich Celena erschrocken mit dem Handrücken über den Mund. Das brennende Gefühl verschwand einen Lidschlag später. Dafür schmeckte sie fahlen metallischen Geschmack des verdorbenen Blutes. Wie erstarrt stand sie und wartete auf das unsagbar schmerzliche Ende ihres Lebens. Nichts geschah. Das Derkoyblut hatte keine Wirkung bei ihr. Sich darüber bewusst werdend, streckte sie entschlossen die blitzende Klinge dem einzig verbliebenen Flugwesen entgegen, das sie wütend angrunzte.
Ihr dunkles langes Haar flatterte im Wind, der durch die entstandene Schneise hindurch wehte. Eine verirrte Schneeflocke landete auf dem Schwert aus Sternenerz.
Der Koloss, dem sie rittlings ihr Schwert in den Nacken getrieben hatte, hauchte mit einem gurgelnden Laut aus seiner Kehle endgültig seinen letzten Atemzug aus. Kurz schielte sie auf das nun leblose Tier neben sich, während sie ihre beinahe ebenmäßigen Lippen zu einem Strich zusammenpresste. »Was bist du?«, knurrte sie dem lebenden Flugtier zu. Vor ihr, getrennt von einem halb geborstenen Stamm einer eben noch himmelshohen Tanne fauchte das letzte Ungeheuer als Antwort erneut auf. Es stampfte hin und her, als wollte es eine Schwachstelle seiner Gegnerin ausmachen.
Celena blickte entlang der gleißenden Schneide dem Feind entgegen, welcher plötzlich aufzuglimmen begann. Sein Leuchten tauchte den umgebenden Wald in einen grünbräunlichen Farbton. Die Kriegerin erinnerte sich an die Worte Luteks, die dieser in den Tunneln des Tempels ausgerufen hatte. »Ich stehe hier als die rechte Hand der Vergeltung.« Das hatte er laut ausgesprochen. Gleich darauf überkam ihr die Erkenntnis dieser Worte. Es war das kurze Aufflackern uralten Wissens aus längst vergangener Zeit.
All die Wege, die durch die Dunkelheit und Schatten glitten. All die Pfade, die tiefer und tiefer in das Herz von verderbter Finsternis hinab stießen. All das konnte ebenso in das Licht des Tages hinein führen.
Die Sonne hatte sie niemals wirklich gesehen. Nicht ein einziges Mal hatte sie ihre warmen Strahlen tatsächlich auf ihrer Haut genossen. Denn diese verbarg sich hinter dickflüssigem Nebel des Verfalls.
Die Sterne aber leuchteten. Wie jetzt, da sie sich schimmernd auf der Schneide des Schwertes widerspiegelten.
Laut lachte die junge Tousard auf. Sie begriff.
Er war niemals weg gewesen. Der Höchste der Götter hatte seine Augen stets besorgt auf die Seinen gerichtet. Die Sterne. Und jener Himmel über ihr war voller Sterne. Doch wenn die Sonne von den trüben Schlieren des Wahnsinns verhüllt war, wieso leuchteten die Sterne weiterhin? Er. Er hatte den Vorhang des Verfalls geöffnet, um seine Botschaft zu senden. Aber niemand hörte ihm zu oder sah hinauf. Mit Ausnahme von Lutek. Er hatte zu Estrellia und Afalach, dem Stern und seinen Soldaten hinaufgeblickt.
In diesem Moment wusste Celena, dass sie das Richtige tat.
»Ich bin der Spross des Schöpfers«, brüllte sie dem Flugmonster entgegen. »Ich bin dein Untergang. Deine Vernichtung!«
Kein Schritt wollte sie weichen. Keinen Fingerbreit Boden wollte sie diesen Unseligen überlassen. Denn dies war das Land ihrer Väter. Jene Urahnen, die das Grauen über sie brachten, als sie das Nest dieser Wesen aufstöberten. Daher musste dieses Ding vor ihr durch ihre Hand ausgelöscht werden.
Der Derkoy schien ihre Gedanken zu erraten. Augenblicklich sprang das noch junge Tier, welches sie um ein zweifaches überragte, auf sie zu. Celena wich einige Schritte zurück, während die Himmelschneide das Monstrum streifte. Dem geifernden Maul entkam sie um Haaresbreite. Rasch wandte sie sich dem Drachenwesen wieder zu.
Alle vier Beine versteift, versuchte es seinen Lauf abzubremsen und schlitterte durch den tiefen Schnee. Nicht weit von ihr entfernt kam es zum Stillstand. Aus der tiefen Einritzung seiner Flanke quollen dicke Blutstropfen in den weißen Untergrund. Fauchend drehte es sich zu ihr um. Heißer Atem brodelte der jungen Kriegerin entgegen.
Während sie versuchte, der Hitze auszuweichen, hatte das halbwüchsige Wesen den Abstand verringert. Das einsetzende
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