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Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)

Titel: Verlorene Träume (Windham-Reihe, Band 3) (German Edition)
Autoren: Emily Bold
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Gesicht ihres Retters. Sein Blick war wie ein Anker in stürmischer See, und seine Stimme streichelte ihre Seele.
    „Keine Sorge, Mädchen. Du bist in Sicherheit.“
    Damit hob er sie an seine starke Brust und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. Er würde sie retten. Sein Blick versprach ihr dies, ehe der Schmerz in ihrem Kopf explodierte und sie wieder in den Schlund der Dunkelheit riss.

    „Macht Platz auf dem Karren!“, rief Alex.
    Besorgt bettete er die junge Frau auf dem ersten der Wagen und bedeutete Lorna, einer der Frauen aus dem Tross, zu ihm zu kommen.
    „Sie muss überfallen worden sein. Kümmere dich um sie, bis wir im nächsten Dorf fragen können, wer sie ist. Da sie allein ist, muss sie aus der näheren Umgebung stammen, oder dort zumindest bekannt sein. Sie hat eine Platzwunde am Kopf, die mir Sorge bereitet. Lass sie nicht aus den Augen und rufe mich, wenn sie zu sich kommt.“
    Lorna nickte, und Alex sah, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als seiner Gegenwart zu entkommen. Sie fürchtete ihn – und war damit nicht allein. Selbst Männer gingen ihm nur zu gerne aus dem Weg. Er wusste, dass man ihn hinter seinem Rücken den Bluthund nannte. Der König hatte ihm diesen Namen gegeben, damit man seinem Krieger Respekt zollen würde, schon ohne ihm je begegnet zu sein. Das störte ihn für gewöhnlich nicht, denn so hielt Alex sich die lästige Gesellschaft vom Leib, aber, wenn sein Ruf die Magd so ängstigte, dass sie keinem seiner Befehle Folge leisten konnte, sah das schon anders aus. Mit einem mürrischen Schnauben überließ er die junge Frau den hoffentlich fähigen Händen der Magd und ging zurück zu seinem Pferd.
    Als er sich in den Sattel schwang, blendete ihn die inzwischen tief stehende Sonne durch die Stämme der Bäume hindurch, und er ärgerte sich, dass er schon wieder Zeit verloren hatte. So sehr ihm die Verwundete auch leidtat, er hatte einen weiten Weg vor sich und keine Zeit zu verlieren. Alex stellte sich im Steigbügel auf und rief seine Leute über die Schulter zur Eile. Die Wagenräder ächzten, als sich der Tross wieder in Bewegung setzte, und mit einem letzen Blick auf die reglose Gestalt ritt er voraus.

    Die Nacht war schon hereingebrochen, als Alex schließlich den Befehl gab, die Wagen in der Scheune eines am Weg gelegenen Gasthofs unterzustellen. Seine Männer taten die letzten Handgriffe, und Alex trat in die Wirtsstube. Er ließ seinen Leuten Bier und kalten Braten bringen und erkundigte sich – wie schon in jedem anderen Ort, den sie heute durchquert hatten – ob jemand das immer noch bewusstlose Mädchen kannte.
    „Nein, Mylord. Sie kann keine von uns sein. Wir wüssten, wenn jemand aus Lettington so eine weite Reise unternommen hätte.“
    Ratlos fuhr sich Alex durchs verschwitzte Haar. Ein Tagesritt war für die Landbevölkerung tatsächlich so etwas wie eine weite Reise und sehr beschwerlich. Er zweifelte nicht daran, dass seine Chance, jemanden zu finden, der die junge Frau kannte, von Meile zu Meile geringer wurde. Aber was sollte er dann mit ihr tun? Einen letzten Versuch unternehmend, kehrte er zurück in die Scheune, wo die Mägde und Knechte bei den Wagen Quartier bezogen hatten. Als er eintrat, verstummte das allgemeine Geplauder, und Lorna eilte mit gesenktem Kopf an seine Seite. Sie knetete ihre graue Schürze zwischen ihren Fingern und wagte es kaum, seinem Blick zu begegnen.
    „Wie geht es ihr?“, erkundigte sich Alex und trat an den Wagen, auf dem das Mädchen noch immer lag.
    „Guten Abend, Mylord. Sie ist noch nicht wieder zu sich gekommen. Bis auf die Kopfwunde scheint sie in guter Verfassung. Die Kratzer werden heilen und die Blutergüsse wieder verschwinden, aber sie kommt einfach nicht zu sich, Mylord! Sie murmelt unverständliches Zeug, und, als ich versucht habe, ihr einen sauberen Kittel anzuziehen, hat sie wild um sich geschlagen und es nicht zugelassen.“
    Alex betrachtete das blasse Gesicht mit den langen schwarzen Wimpern vor sich, während er Lornas Ausführungen lauschte. Das Gesicht des Mädchens war markant zu nennen. Die gerade Nase, das eckige Kinn und die in perfekten Bögen gewachsenen Brauen ließen sie selbst in diesem hilflosen Zustand entschlossen wirken. Der Kratzer auf ihrem hohen Wangenknochen verlief bis unter den um den Kopf geschlungenen Leinenverband.
    Ihr schwarzes Haar verstärkte noch ihre Blässe und betonte die dunklen Blutergüsse auf ihrer Schulter. Sie war älter, als er auf den ersten Blick
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