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Verlorene Liebe

Verlorene Liebe

Titel: Verlorene Liebe
Autoren: Nora Roberts
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nicht so. Hört sich doch irgendwie lustig an.« Sie kicherte. »Tut mir leid. Dann erzähl mir doch bitte, wie das alles vor sich geht.«
    Kathleen hätte wissen müssen, daß Grace sich erst einmal darüber amüsieren würde. Von ihrer Schwester hatte man selten Vorwürfe oder Anschuldigungen zu erwarten. Die Verspannung zwischen Kathleens Schultern löste sich langsam, als sie das Glas erneut zum Mund führte. »Also gut: Die Männer rufen bei der Nummer von Fantasy an, und wenn sie Stammkunden sind, verlangen sie eine bestimmte Frau. Erstanrufer werden gebeten, ihre persönlichen Vorlieben anzugeben, und dann sucht man dort die passende Dame für sie aus.«
    »Was sind das denn für Vorlieben?«
    Kathleen kannte Grace’ Neigung, alles ganz genau erfahren zu wollen und notfalls nachzubohren. Doch nach drei Gläsern Wein ärgerte sie sich nicht mehr darüber. »Manche Männer reden lieber selber und erzählen dir dann, was sie sich gerade vorstellen, das sie mit dir machen, und was sie an sich selbst anstellen. Aber es gibt auch solche, die der Frau das Reden überlassen. Es heizt sie auf, wenn die Frau ihnen erzählt, wie sie aussieht, was sie anhat und wie es in dem Zimmer aussieht, in dem sie sich aufhält. Und dann gibt es Männer, die auf Sadomasochismus, Fesseln und ähnliches stehen. Aber solche Kunden nehme ich nicht.«
    Grace verzog das Gesicht, um nicht loszuprusten. »Du sprichst nur mit denen, die ehrlichen, schweißtreibenden Sex wollen.«
    Zum erstenmal seit sehr langer Zeit fühlte Kathleen sich auf die angenehmste Weise entspannt. »Ganz recht. Und ich bin sogar ziemlich gut auf meinem Gebiet. Viele Anrufer verlangen mich.«
    »Da kann man ja nur gratulieren.«
    »Weiter: Also die Männer rufen an und hinterlassen ihre Telefonnummer und die Nummer ihrer Kreditkarte. Das Büro überprüft dann die Karte und tritt mit einer von uns in Kontakt, zum Beispiel mit mir. Wenn ich zustimme und Zeit habe, rufe ich den Herrn von dem Telefon aus an, das Fantasy hier installiert hat und das über das Büro läuft.«
    »Klar. Und dann?«
    »Dann unterhalten wir uns.«
    »Dann unterhaltet ihr euch … Deshalb hast du in deinem Arbeitszimmer auch den zweiten Apparat stehen, oder?«
    »Dir entgeht auch nichts, was?« Kathleen stellte fest, wenn auch vollkommen ohne Reue, daß sie auf dem besten Wege war, einen Schwips zu bekommen. Es fühlte sich so gut an, Watte im Kopf zu haben, keine Last mehr auf den Schultern zu spüren und der eigenen Schwester am Tisch gegenüberzusitzen.
    »Kath, was hindert diese Kerle denn daran, an deinen Namen und deine Adresse zu gelangen? Einer von ihnen könnte doch auf die Idee kommen, daß ihm deine Stimme nicht mehr ausreicht.«
    Kathleen schüttelte langsam den Kopf und wischte mit einem Finger den feuchten Kranz vom Tisch, den das Glas hinterlassen hatte. »Alle Akten von Mitarbeitern der Firma stehen unter strengstem Verschluß. Einem Anrufer wird nie, unter gar keinen Umständen, unsere Privatnummer gegeben. Und fast alle von uns benutzen falsche Namen. Ich zum Beispiel melde mich als Desiree.«
    »Desiree …« Grace wiederholte den Namen mit einiger Bewunderung.
    »Ich bin ein Meter sechzig groß und blond. Und ich habe einen absoluten Traumkörper.«
    »Was?« Normalerweise vertrug Grace Alkohol besser als ihre Schwester, aber sie hatte heute nicht mehr als einen Schokoladenriegel auf dem Weg zum Flughafen zu sich genommen. Die Vorstellung, ihre Schwester habe ein Alter ego, erschien ihr jetzt nicht nur plausibel, sondern auch logisch. »Dazu kann man dir ja wirklich nur gratulieren. Aber was passiert, wenn einer der männlichen Angestellten von Fantasy, Incorporated, beschließt, das Arbeitsverhältnis zu einer der weiblichen Angestellten auf eine mehr private Ebene zu verlagern?«
    »Du arbeitest schon wieder an einem neuen Roman, was?«
    »Schon möglich, aber trotzdem …«
    »Grace, wir sind wirklich perfekt geschützt. Alles läuft streng auf rein geschäftlicher Ebene ab. Ich rede am Telefon, der Kunde bekommt das, wofür er bezahlt hat, die Firma macht dabei auch ihren Schnitt, und so sind alle Beteiligten glücklich und zufrieden.«
    »Klingt vernünftig.« Grace schwenkte den Wein in ihrem Glas und versuchte, alle Zweifel zu verdrängen. »Und damit liegst du voll im Trend. Das neue Sexualverhalten der Neunziger. Von einem Telefongespräch kann man schließlich kein AIDS bekommen.«
    »Ja, vom medizinischen Standpunkt ist das sehr vernünftig. Worüber lachst du
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