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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot
Autoren: Karen Chance
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wie sich alle ihre Pläne und Bündnisse in Rauch auflösen. Du stirbst, der Zauber versagt, und mein Vater kehrt zurück. Das letzte Vermächtnis der Verräterin verschwindet jetzt.«
    Ich antwortete nicht, hauptsächlich deshalb, weil mich ein Schlag traf und zu Boden warf. Und dann erübrigte sich eine Antwort, denn die Dunkelheit wich zurück, und die Bäume flüsterten miteinander, als der blasse Fleck des Mondes wie scheu und schüchtern über eine Hügelkuppe kletterte. Und plötzlich änderte sich alles.
    Der dunkle Himmel bekam die Farbe von poliertem Silber, das nasse Gras glitzerte wie Diamanten, und der Hügel und die Bäume und alles andere um uns herum waren in helles weißes Licht getaucht. Es spiegelte sich in der Pfütze wider, in der ich gelandet war, ein Glanz wie von der leuchtenden Kugel, die Deino mir gegeben hatte, ohne dass ich verstand. Nie zuvor hatte ich etwas Schöneres gesehen.
    Nicht seit dem freudigen, aber auch schmerzerfüllten und un-gläubigen Blick, den meine Mutter auf mich gerichtet hatte.
    Meine Mutter, die nicht hätte fliehen müssen, wenn sie nicht von den Spartoi verfolgt worden und bei Tony gelandet wäre, was letztendlich ihren Tod bedeutete. Jene Halbgötter hatten sie in die Hände des Mannes getrieben, dem sie schließlich zum Opfer gefallen war.
    Aber der Tod meiner Mutter ging nicht direkt auf ihr Konto. Es war ihnen nicht gelungen, sie zu töten. Sie mochte im Lauf der Jahrhunderte schwächer geworden sein, hatte aber nie ihren Mut verloren.
    Zweimal war sie gegen vier der Spartoi angetreten und hatte gewonnen. Und sie hatte den Sieg mit der Kraft errungen, die auch mir zur Verfügung stand, mit einer Kraft, die von Geburt an ihr gehörte.
    Was auch für mich galt.
    Meine Macht war nichts Fremdes,
dachte ich, während ich voller Staunen den Himmel beobachtete. Ich lieh sie mir nicht von jemandem aus oder stahl sie einer besseren Kandidatin. Es gab keine bessere Kandidatin, und es würde nie eine geben. Die Kraft war von Myra zu mir geflossen, als sie mich bemerkt hatte, wie eine vom Mond verursachte Flut. Weil sie mir gehörte. Ich wusste jetzt, dass sie mir gehörte.
    Es hatte eine Weile gedauert, aber endlich war bei mir der Groschen gefallen.
    Ich rollte herum, kam auf alle viere und stand auf. Ich war ein wenig wacklig auf den Beinen, und mein Handgelenk schien in Flammen zu stehen. Schließlich gelang es mir, mich halb aufzurichten.
    Der Spartoi musterte mich. »Du willst dich mit mir duellieren?«, fragte er amüsiert.
    »Ich denke schon.«
    »Zu welchem Zweck? Selbst wenn du irgendwie gewinnen solltest … Meine Art ist unsterblich. Meine Brüder würden mich wieder zum Leben erwecken.«
    »Darauf würde ich mich an deiner Stelle nicht verlassen«, erwiderte ich.
    »Und warum nicht?«
    »Du hast sie ein sechstes Mal auf meine Mutter gehetzt, nicht wahr? Um auf Nummer sicher zu gehen.«
    »Ja.«
    »Es hat nicht besonders gut geklappt«, sagte ich und hob plötzlich die Hand.
    Eine Zeitwelle floss übers Gras und wühlte den Boden auf, als sie sich Niall näherte. Er verwandelte sich und stieg in einem jähen Sturm auf, der mich fast von den Beinen riss – die Zeitwelle strich unter ihm hinweg. Einige Bäume hinter der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte, wuchsen innerhalb weniger Sekunden um drei, vier Meter, aber er befand sich doppelt so hoch über dem Boden.
    Das Licht verschwand hinter seinen großen Flügeln, als er drehte und auf mich zukam …
    Flammen loderten um mich herum, und im gleichen Moment sprang ich in ein nahes Gehölz, in der Hoffnung, dort Deckung zu finden. Doch damit schien mein Gegner gerechnet zu haben, denn fast sofort musste ich erneut springen, als die Bäume um mich herum lichterloh brannten. Der Schein des Feuers glühte durch die Nacht und ließ seltsame Schatten über den Boden tanzen.
    Ich sah das Feuer von der anderen Seite des Hügels aus, wo ich hinter einem Felsvorsprung materialisiert war. Vor dem hellen Flackern zeichnete sich die Gestalt des verwandelten Spartoi ab, der ein ganzes Stück über dem Gelände schwebte und kraftvoll mit den Flügeln schlug. Er kehrte mir den Rücken zu, weil er noch immer den brennenden Bäumen zugewandt war. Aber ich konnte nicht an Ort und Stelle bleiben. Mein Gegner stieg weiter auf, um einen besseren Überblick zu bekommen. Gleich würde er mich sehen …
    Ich sprang erneut, weil mir keine Wahl blieb, wusste jedoch, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich hatte die Kraft meiner
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