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Verliebt bis unters Dach Roman

Verliebt bis unters Dach Roman

Titel: Verliebt bis unters Dach Roman
Autoren: Sarah Monk
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ihrer Schwester und ihrem Neffen.
    Sie waren eine Einheit. So war es eben und würde es immer sein. Als Marilyn Nick geheiratet hatte, hatte Liesel bei ihnen gewohnt. Mit achtzehn jedoch hatte sie verkündet, sie sei es nun leid, ständig das fünfte Rad am Wagen zu sein, und war in das winzige Apartment gezogen, das bis heute ihr Zuhause geblieben war. Marilyn hatte sich damals fast an sie geklammert, damit sie nicht auszog.
    Liesel hatte irgendwie das Gefühl, dass die Nähe zwischen den Schwestern Ursache für den Bruch von Marilyns und Nicks Beziehung war.
    Vielleicht spiegelte ihre ständige Suche nach einer dauerhaften, zuverlässigen Beziehung den Umstand wider, dass sie es als ihre Aufgabe betrachtete, der kleinen Familie Stabilität zu geben. Alex hatte weder Großeltern noch Onkel, er brauchte eine Männerfigur in seinem Leben. Marilyn war seit Nick bewusst allein geblieben, während Liesel fast immer einen
Freund hatte. Kein Wunder, dass Mike die erste Gelegenheit zur Flucht beim Schopf fasste.
    »Ich bin monogam, aber reihenweise«, verkündete sie sich selbst, als sie in den Bus einstieg und sich auf einen Sitz fallen ließ.
    Die alte Dame neben ihr blickte von ihrer Zeitschrift hoch und sah sie fragend an.
    »Nun, entweder das, oder bin ich eine Männerfresserin.« Liesel zuckte die Achseln.
    »Friss aber nicht zu viele Männer«, krächzte die Nachbarin und bot ihr ein Bonbon an. »Sie sind so schwer verdaulich!«
     
    Sie war also wieder allein.
    Aber als sie merkte, dass sie beim Aussteigen »Another One Bites the Dust« vor sich hin summte, wusste sie auch, dass sie nicht allzu traurig sein würde.
    Sie stieg die drei Treppen hinauf, indem sie jede zweite Stufe übersprang. Ihre elende Wohnung aus den Siebzigern war schon vor dem Einzug von Marilyn und Alex aus den Nähten geplatzt.
    Liesel und Marilyn liebten und hassten die Wohnung zugleich. Tagtäglich waren sie dankbar, dass sie ein Zuhause hatten. Und jeden Abend maulten sie, was für ein elendes Loch es doch war. Es war die schrecklichste Wohnung in der Geschichte schrecklicher Mietwohnungen.
    Sie hegten den gemeinsamen Traum, ihre Woche der Freiheit am Meer in lebenslange Freiheit zu verwandeln. Der Großstadt dauerhaft zu entfliehen, die sie zugleich ernährte und aussaugte. Egal, wie sehr die Lage ihnen missfiel, es machte auch Angst, die Vertrautheit aufzugeben und damit das regelmäßige Einkommen. Je länger sie hierblieben, umso
stärker hassten sie ihre Situation; je mehr sie sie hassten, desto länger blieben sie und desto schwerer fanden sie es, fortzugehen.
    Sie hatten oft gewitzelt, irgendwo an einem Strand ein Zelt aufzuschlagen und Nomaden zu spielen. Ein Zelt konnten sie sich immerhin leisten. Ihr Lieblingsprogramm im Fernsehen, wenn sie weder arbeiteten noch lernten, waren die Sendungen über Menschen, die der Stadt den Rücken gekehrt hatten, um auf dem Land ein neues Leben zu beginnen. Beide beneideten und bewunderten die Menschen um ihren Mut zu diesem Sprung, alles hinter sich zu lassen und irgendwo anders neu anzufangen.
    Aber Liesel und Marilyn hatten Verpflichtungen... und was für wunderbare Verpflichtungen, dachte Liesel, als sie ihren Neffen betrachtete, der mit gekreuzten Beinen auf dem Boden in seinem Zimmer saß und auf dem Computer Zombies zur Strecke brachte. Das Spiel hatten seine Mutter und seine Tante ihm von dem Weihnachtsgeld gekauft.
    Liesel liebte Alex wie ihr eigenes Kind.
    Das zweite Schlafzimmer, kaum größer als eine Schuhschachtel, hatte gerade eben genug Platz für Alex’ Etagenbett und eine Kommode für seine Socken, Unterhosen, den Fernseher und die PlayStation. Zum Glück brauchte er keinen richtigen Schrank, denn er trug stets nur das Superman-Kostüm. Davon besaß er fünf, eines für fast jeden Tag der Woche, dazu zwei Superman-Schlafanzüge.
    Liesel quetschte sich hinter ihn und sang ihre übliche Begrüßung: »He, Kiddo!«
    Alex reagierte stets, indem er alles fallen ließ, was er gerade in der Hand hatte, und ihr in die Arme flog. Dafür gab es einen Kuss auf seinen wilden blonden Haarschopf.

    »Hattest du einen schönen Tag?«, lautete die nächste Frage, auf die Liesel wie immer mit Ja antwortete, auch wenn sie den schlimmsten Tag in der Geschichte der Frauen in einer Männerwelt erlebt hatte. Dann lächelte Alex zufrieden und kehrte zu seiner jeweiligen Lieblingsbeschäftigung zurück.
    Wer brauchte schon einen Mann, wenn der beste Junge der Welt zu Hause auf einen wartete?
    Die
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